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Taulant Xhaka: "Bundesliga muss sich nicht vor Premier League verstecken"


Basel-Kapitän Taulant Xhaka
"Die Bundesliga muss sich nicht vor der Premier League verstecken"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

17.02.2020Lesedauer: 5 Min.
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Taulant Xhaka: Der große Bruder von Arsenal-Star Granit lobt das Niveau der Bundesliga.Vergrößern des Bildes
Taulant Xhaka: Der große Bruder von Arsenal-Star Granit lobt das Niveau der Bundesliga. (Quelle: Geisser/imago-images-bilder)

Im t-online.de-Interview spricht der Kapitän des FC Basel über seinen Blick auf die Bundesliga, die Chancen für die Schweiz bei der EM 2020 – und die Konsolenskills seines kleinen Bruders Granit.

Taulant Xhaka ist durch und durch ein Basler Bub: Der Sohn kosovarisch-albanischer Einwanderer ist in der drittgrößten Stadt der Schweiz geboren und aufgewachsen, ist beim ehemaligen Serienmeister FC Basel fußballerisch ausgebildet worden und läuft seit 2010 – mit einer eineinhalbjährigen Ausnahme – für das Profiteam aus dem St. Jakob-Park auf.

Der albanische Nationalspieler und ältere Bruder des ehemaligen Gladbach- und heutigen Arsenal-Stars Granit sorgte über die Jahre auch immer wieder für Interesse bei Bundesliga-Klubs.

Im Interview mit t-online.de im Trainingslager seines Teams im spanischen Estepona spricht der 28-Jährige darüber, warum ein Wechsel ins Ruhrgebiet nicht zustande kam, wie das Ansehen der deutschen Eliteliga in der Schweiz ist, und warum er – im Gegensatz zu Bruder Granit – nicht für die Schweizer Nationalmannschaft aufläuft.

t-online.de: Herr Xhaka, in den vergangenen Jahren zog es immer mehr Schweizer Fußballer nach Deutschland. Warum funktionieren die Eidgenossen so gut in der Bundesliga?

Taulant Xhaka (28): Die gemeinsame Sprache ist ein wichtiger Aspekt. Dadurch gelingt ihnen die Integration wesentlich leichter und sie können früher ihre Bestleistung auf den Platz bringen.

Inwiefern wächst die Schweizer Wertschätzung gegenüber der Bundesliga durch Spieler wie Yann Sommer und Denis Zakaria?

Es ist eher so, dass durch die hervorragenden Leistungen der Schweizer Spieler in der Bundesliga blicken viel mehr Beobachter, besonders Scouts, auf die Schweizer Liga. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich aus einem so kleinen Land so viele Spieler in einer attraktiven Liga, wie der Bundesliga, durchsetzen.

Inwiefern ist der Bundesligaerfolg dieser Spieler ein Indiz für eine erfolgreiche Schweizer EM?

Die Schweiz hat eine tolle Mannschaft, weshalb ich ihr sehr gute Chancen bei der EM ausrechne. Das Erreichen des Viertelfinals wäre keine Überraschung.

War die Bundesliga für Sie nie ein erstrebenswertes Ziel?

Als mein Bruder Granit in Gladbach aktiv war, habe ich mich ausgiebig über das Niveau der Bundesliga erkundigt. Er sagte mir, dass es eine absolute Top-Liga ist, in der man jedes Wochenende auf dem höchsten Level gefordert ist. Das hat mich natürlich auch gereizt.

2016 wurden Sie unter anderem mit Schalke und Dortmund in Verbindung gebracht.

Doch zu einem Wechsel kam es nie. Rückblickend bin ich froh, dass ich in Basel geblieben bin, denn hier fühle ich mich am wohlsten.

Im selben Jahr wechselte Ihr Bruder Granit von Gladbach zu Arsenal in die Premier League. Ist die Bundesliga für Top-Spieler irgendwann zu klein?

Die Bundesliga muss sich nicht vor der Premier League verstecken, beide Ligen bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau. Das bestätigt mir im Übrigen auch Granit immer wieder. Einen Vorteil an der Bundesliga hat er jedoch ausgemacht: die Winterpause (lacht). Es ist doch schön, wenn man über Weihnachten zur Familie reisen und sich etwas ausgiebiger regenerieren kann.

Inwiefern ist es von Vorteil, einen Bruder zu haben, der auch Profifußballer ist?

Wir sind im regelmäßigen Austausch – und sind dann auch sehr direkt zueinander. Wenn Granit ein schlechtes Spiel absolviert hat, sage ich ihm das auch so. Ich weiß, dass er sich das zu Herzen nimmt.

Ihr kleiner Bruder Granit sieht Sie weiterhin als Vorbild, auch wenn er heute bei Arsenal und Sie beim FC Basel spielen?

Absolut. Er sagt mir auch immer wieder, dass ich als großer Bruder für ihn niemals diese Vorbildfunktion verlieren werde und er mir für jeden Tipp, den ich ihm gebe, dankbar ist.

Inwiefern können Sie ihm in schweren Zeiten beistehen?

Granit kann sich immer auf die Familie verlassen. Unsere Eltern reisen regelmäßig zu ihm nach London, während wir uns vor allem über Videoanrufe sehen und austauschen. Diese Momente tun uns unglaublich gut, denn es ist so: Ich sehe meinen Bruder manchmal nur einmal in sechs Monaten in persona.

Wie nutzen Sie diese kostbare Zeit dann? Wie sieht so ein typischer Xhaka-Brudertag aus?

Wenn wir uns gegenseitig besuchen, legen wir das Thema Fußball vor der Haustür ab. Da will ich einfach nur schöne Zeit mit meinem Bruder genießen. Das bedeutet, dass wir Playstation zocken, mit gemeinsamen Freunden ausgehen oder einfach zu zweit einen Film gucken. Da bleibt dann auch gar keine Zeit, um über unsere Karrieren zu sprechen.

Gibt es dann auf der Playstation das Duell Xhaka gegen Xhaka – Arsenal gegen Basel?

(lacht) Genauso sieht es aus.

Wer gewinnt die Duelle an der Konsole?

Fast immer Granit. Er ist ein kaum schlagbarer "Fifa"-Spieler.

Kommen wir zurück zu Ihrer Laufbahn: Sie haben wiederholt den Wunsch geäußert, Ihre Karriere beim FC Basel zu beenden. Würden Sie bei dieser Position auch bleiben, wenn im Sommer noch einmal ein Bundesligist anklopfen würde?

Wenn Basel mir einen Rentenvertrag vorlegt, würde ich ohne zu zögern unterschreiben. Ich will bei diesem Verein bleiben – zu 100%. Da wäre mir vollkommen egal, welcher Bundesligist sich um mich bemüht.

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Das klingt, als sollte Basel schon einmal eine Stelle im Verein für Ihre Karriere nach der Profikarriere schaffen.

Ich bin in Basel geboren, habe meine Familie dort, habe viel für den Verein geleistet – jeder in der Stadt weiß, was mir der FC Basel bedeutet.

Sie sind in der Schweiz geboren, fühlen sich dort wohl – dennoch laufen Sie für die albanische Nationalmannschaft auf. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Der albanische Verband hat sehr früh sein Interesse an mir bekundet und ich wollte mich bereits in einem jungen Alter auf internationaler Ebene beweisen. Das war zu keinem Zeitpunkt eine Entscheidung gegen die Schweiz. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Schweiz meine Familie aufgenommen hat, ich dort geboren werden und aufwachsen durfte. Aber ich wollte die Erfahrung Nationalmannschaft so früh wie möglich sammeln und das war mit der Schweiz leider nicht möglich.

Wie liefen die Diskussionen im Hause Xhaka zum Thema Nationalmannschaft ab? Ihr Bruder Granit hat sich ja für die Schweizer Nationalmannschaft entschieden.

Meine Familie hat sich in meine Entscheidungsfindung nicht eingemischt. Die Entscheidung für Albanien hing auch mit meiner Ungeduld zusammen: Ich war 19 Jahre alt – ein perfektes Alter, um die ersten Schritte in einer Nationalmannschaft zu machen. Ich hätte noch auf einen Anruf vom Schweizer Verband warten können, aber ob der überhaupt jemals kommen würde, war nicht sicher. Ich durfte mit Albanien die EM 2016 spielen und mir so einen riesengroßen Traum erfüllen. Von daher bereue ich meine Entscheidung nicht.

Wie ist Ihr Ansehen als in der Diaspora aufgewachsener Nationalspieler in Albanien?

In Albanien brennen die Menschen für ihre Nationalmannschaft. Als Nationalspieler feiern sie dich automatisch wie einen Volkshelden. Es ist tatsächlich so, dass ich in Albanien in Restaurants gehe und man mir das Essen spendiert. Das Ansehen, das Profisportler, die das Land vertreten, dort genießen, ist wahnsinnig groß.

Sie haben die EM-Qualifikation mit Albanien verpasst. Rein als Fußballexperte gesprochen: Wen sehen Sie als Titelfavoriten?

Frankreich, ganz klar. Die Franzosen haben das beste Team, weil ihnen alle Spielertypen zur Verfügung stehen. Sie haben schnelle Spieler, große Spieler, taktisch herausragende Spieler. Deshalb denke ich, dass der Titel über Frankreich entschieden wird.

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