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DFB: Das hat sich Bundestrainer Hansi Flick sicher anders vorgestellt


Flick vor dem ersten Spiel
Das hat er sich sicher anders vorgestellt

Von Benjamin Zurmühl, Frankfurt

25.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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Hansi Flick: Der Bundestrainer hat auf ein paar Spieler ungewollt verzichten müssen.Vergrößern des Bildes
Hansi Flick: Der Bundestrainer muss auf ein paar Spieler verzichten. (Quelle: IMAGO/Marc Schueler)

In dieser Länderspielperiode ist der DFB-Kader ein völlig anderer. Bundestrainer Hansi Flick hat damit aber nur teilweise zu tun.

Wer den deutschen WM-Kader mit dem aktuellen Länderspielaufgebot vergleicht, stellt viele Veränderungen fest. Genau die Hälfte fehlt. 13 der 26 Spieler, die Bundestrainer Hansi Flick mit nach Katar genommen hat, sind bei den Duellen gegen Peru (25.3.) und Belgien (28.3.) nicht dabei. Auf einige von ihnen verzichtet Flick bewusst. Antonio Rüdiger, Thomas Müller, Ilkay Gündogan, Jonas Hofmann, Niklas Süle, Leroy Sané oder auch Lukas Klostermann zählen dazu.

Doch von den anderen sechs Spielern, die alle verletzt fehlen, hätte Flick wohl gerne alle mitgenommen. Zwei von ihnen, Armel Bella-Kotchap und Jamal Musiala, hatte er sogar nominiert. Sie verletzten sich aber am vergangenen Wochenende und mussten absagen. Dazu fehlen Kapitän Manuel Neuer und drei Dortmunder.

Drei Verletzte in kurzer Zeit

Youssoufa Moukoko ist mit seinen 18 Jahren die vielleicht größte deutsche Hoffnung im Mittelsturm. Der 21-jährige Karim Adeyemi startete nach schwacher Bundesliga-Hinrunde und einer WM ohne Einsatz im neuen Jahr richtig durch, erzielte in drei Rückrundeneinsätzen drei Tore und bereitete ein weiteres vor, traf zudem in der Champions League gegen Chelsea. Und Julian Brandt (26) ist das Gesicht des Wandels beim BVB geworden, erhielt sogar den Titel Spieler des Monats Januar in der Bundesliga.

Moukoko erlitt im Februar in Bremen einen Syndesmosebandanriss, Adeyemi eine Woche später einen Muskelfaserriss und Brandt – ebenfalls Muskelfaserriss – erwischte es beim Champions-League-Rückspiel gegen Chelsea. Bei keinem reicht es für die Länderspiele im März. Hansi Flick hob auf der DFB-Pressekonferenz am Montag den Ausfall Brandts hervor: "Es tut mir am meisten leid, dass Julian nicht dabei ist. Er hat die größte Entwicklung gemacht, hat in den letzten Wochen vor seiner Verletzung überragend gespielt. Deswegen hätten wir ihn gerne hier dabei gehabt. Er hätte hier seine Leistungen abrufen und uns einen Mehrwert geben können."

Und zu allem Überfluss kam nach den Verletzungen zum Ende der Woche auch noch Unruhe rein. Denn mit dem Aus von Julian Nagelsmann beim FC Bayern war das mediale Interesse an der Pressekonferenz zum Spiel gegen Peru gleich viel größer. Hansi Flick und Joshua Kimmich wollten nicht zu viel Einblick in ihr Seelenleben geben. Vor allem Kimmich öffnete sich ein bisschen, der DFB-Kapitän gab zu, dass ihn die Nachricht "beschäftigt" habe. (Mehr zu Kimmichs Worten über Nagelsmann lesen Sie hier.) Bundestrainer Flick war "sehr, sehr überrascht" und nahm das auch in der Mannschaft wahr: "Es wird sicher nicht so sein, dass das alles beflügelt." Glück im Unglück für Flick: Der Bayern-Block im aktuellen Kader ist verhältnismäßig klein. Neben Kimmich sind Leon Goretzka und Serge Gnabry die einzigen Münchner Spieler.

Das Duo der Toptalente muss weiter warten

Der Plan bis zur Heim-EM 2024 ist klar: Flick will sich möglichst viele Spieler anschauen, dem Kader neue Impulse geben und dann das beste Aufgebot für sein System zusammenstellen. Dass er dabei auf formstarke und selbstbewusste Dortmunder verzichten muss, hat er sich sicher nicht vorgestellt.

Vor allem, weil Flick auch einen Grund für das vorzeitige WM-Aus im uneingespielten Kader sah. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er im Dezember: "Das sind keine Ausreden, aber wir hatten viele Spiele, in denen uns einige Spieler wegen Corona gefehlt haben oder aus anderen Gründen ausgefallen sind. Zum Beispiel beim Spiel in Wolfsburg im November 2021, als wir auf sechs oder sieben Spieler verzichten mussten. Im Oman (WM-Vorbereitung, Anm. d. Red.) wollten wir zweimal 45 Minuten mit verschiedenen Mannschaften spielen, das ging nicht, weil wir nur sechsmal auswechseln durften. Sonst hätte eine erste Mannschaft gespielt."

In den kommenden zwei DFB-Partien muss Flick zudem auf ein Duo der Zukunft verzichten. Das Zusammenspiel der Talente Jamal Musiala (20) und Florian Wirtz (19) kann der Bundestrainer erneut nicht testen. Wirtz verpasste das komplette Länderspieljahr 2022 inklusive der WM wegen eines Kreuzbandrisses. Nun fehlt Musiala beim aktuellen Lehrgang. Letztmals zusammen auf dem Platz standen die beiden Offensivspieler bei Kurzeinsätzen im Herbst 2021.

Die Ausfälle der genannten Akteure nutzte Flick, indem er zum Teil ähnliche Spielertypen nominierte oder zumindest Spieler, die die gleiche Position bekleiden. Aus Armel Bella-Kotchap wurde Malick Thiaw, der mit 21 Jahren beim AC Mailand zum Stammspieler reifte. Für den pfeilschnellen Flügelstürmer Karim Adeyemi nahm er den ebenfalls pfeilschnellen Flügelstürmer Kevin Schade (FC Brentford) mit. Und im Mittelsturm, wo sich Moukoko zu Hause fühlt, feiert Mergim Berisha vom FC Augsburg sein Debüt bei der A-Nationalelf.

DFB-Sportdirektor Rudi Völler sah an dem durchgewürfelten Kader die positiven Seiten. "Dieser Konkurrenzkampf tut allen gut. Es ist auch seine (Flicks, Anm. d. Red.) Grundidee, dass nicht immer die gleichen Spieler dabei sind. Da wird es immer mal Veränderungen geben", sagte er am Montag. "Die wichtigste Message ist, dass du den Spielern das Gefühl gibst, dass jeder auf den Zug aufspringen kann. Dass jeder die Möglichkeit hat, bei diesem wunderbaren Turnier (EM 2024, Anm. d. Red.) dabei zu sein."

"Jamal Musiala und Florian Wirtz werden nicht in Frage kommen"

Die nächste Chance, sich für dieses Turnier zu empfehlen, haben die momentan verletzten Akteure im Juni, wenn die nächste Länderspielphase ansteht. Dann kann auch Julian Brandt seine starken Leistungen auf Klubebene im DFB-Trikot unter Beweis stellen. Einige Neulinge aus dem aktuellen DFB-Aufgebot werden dagegen nicht mehr im A-Kader sein, sondern wohl eher die U21 bei der EM in Georgien und Rumänien unterstützen. Damit sind in erster Linie Malick Thiaw, Kevin Schade, Felix Nmecha und Josha Vagnoman gemeint, die bis zuletzt Teil der Auswahl von U21-Bundestrainer Antonio Di Salvo waren.

Flick sagte dazu am Montag: "Es ist unsere Aufgabe, die Spieler hier zu sehen und zu fördern für das nächste Jahr. Da ist der Austausch wichtig. Im Sommer dieses Jahres ist die U21-EM und da sollte Toni (Antonio Di Salvo, Anm. d. Red.) die besten Spieler zur Verfügung haben." Aber: "Jamal Musiala und Florian Wirtz werden nicht in Frage kommen, weil sie einfach schon zu weit sind."

Und wenn der BVB bis dahin weiter so eine starke Halbserie spielt, wird Flick womöglich auch bei den Dortmunder Jungprofis Adeyemi und Moukoko ein Veto einlegen, um sie zu testen. Denn bis zur Heim-EM ist es dann nur noch ein Jahr. Und noch einmal das Risiko, eine zu uneingespielte Mannschaft zu haben, wird Flick wohl kaum eingehen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • bundesliga.com: "Julian Brandt von Borussia Dortmund ist der Spieler des Monats Januar"
  • youtube.com: "Pressekonferenz mit Rudi Völler, Hansi Flick und Antonio Di Salvo"
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