Handball-EM 2020: Können Deutschlands Torhüter den Titel entscheiden?

Die deutschen Handball-Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter waren mit Paraden die Sieg-Garanten gegen die Niederlande. Sie könnten ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum EM-Titel sein.

Beim Auftaktspiel der Handball-EM (34:22) erwischte die deutsche Nationalmannschaft einen durchwachsenene Start. Im Angriff verlor das Team viele Bälle, in der Verteidigung hatte man Probleme mit den beweglichen Niederländern – allen voran dem kleinen Spielmacher Luc Steins. Doch auf einer Position zeigte das deutsche Team bereits im ersten Spiel Weltklasse-Leistungen, nämlich im Tor.

Die Weltklasse-Paraden der beiden Torhüter sehen Sie in unseren Video-Highlights oben.

DHB-Torwart Andreas "Andi" Wolff hatte großen Anteil am Auftaktsieg: Insgesamt 13 Paraden konnte der Keeper vom polnischen Verein Vive Kielce nach der Partie vorweisen. Sehr wichtig waren vor allem seine Paraden zu Mitte der ersten Halbzeit, als die verunsicherten Deutschen nach dem Platzverweis von Kapitän Uwe Gensheimer plötzlich die 10:5-Führung aus der Hand gaben und die Niederländer ausglichen. Damit verhinderte Wolff, dass das Spiel zugunsten der Gegner kippte.

"Das wird ein großer Faktor im Turnier sein"

Der 1,98-Meter-Hüne sei "in den wichtigen Situationen hellwach" gewesen, lobte Bundestrainer Prokop nach dem Spiel im ZDF und hob die wichtige Beziehung zwischen Stammtorwart Wolff und der Nummer zwei Johannes Bitter hervor. Denn während des Spiels kam Wolff immer wieder zu seinem 37-jährigen Torwart-Kollegen vom TVB Stuttgart an die Bank und holte sich Tipps und Motivation von ihm ab.

Kurz vor Schluss bekam auch Bitter noch einige Minuten Einsatzzeit und nahm den Niederländern mit drei Paraden den letzten Rest an Selbstbewusstsein. "Jogi hat auch überragend gehalten, als er reinkam", freute sich Wolff und fügte hinzu: "Wir sind schon auf Betriebstemperatur."

Keine Spur von Eifersüchteleien

Beide Torhüter zeigten in diesem Spiel: Sie sind echte Teamplayer, sie gönnen sich ihre Erfolge und für sie steht der Erfolg der Mannschaft im Vordergrund. Die gute Chemie zwischen ihnen könnte dem DHB-Team die noch fehlende Emotionalität auf dem Feld schenken und der Mannschaft um Uwe Gensheimer die nötige Sicherheit im Spiel geben.

Dieser Meinung war auch ARD-Experte und Ex-Nationalspieler Dominik Klein nach dem Spiel. Die Leistung und Erfahrung des Routiniers sei ein wichtiger Punkt für den weiteren Verlauf der Europameisterschaft, unterstrich er: "Das wird ein großer Faktor im Turnier sein", sagte er. Denn sollte Wolff mal einen schlechten Tag erwischen, kann der Bundestrainer Bitter bringen, ohne dass das Team an Spielsicherheit und Stärke im Tor verliert.

Trotz der guten Laune nach dem Spiel konzentrierten sich die Torhüter schnell auf den nächsten Gegner Spanien am Samstag (ab 18 Uhr im Liveticker auf t-online.de). "Wir werden jetzt auf eine sehr starke spanische Mannschaft treffen", warnte Wolff. Doch der Torhüter kennt mehrere der spanischen Spieler aus seinem Verein Vive Kielce. Beim Aufeinandertreffen könnte er daher einmal mehr die richtige Ecke ahnen und für das deutschen Team auf dem Weg zum EM-Titel glänzen.