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Kolumne: Der Sport sieht blau


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Der Sport sieht blau

Von t-online
17.05.2012Lesedauer: 4 Min.
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Eine Kolumne von Marc L. Merten

"Ja, ja, so blau, blau, blau blüht der Enzian..." Hach ja, Heino und seine Farbenwelt des blauen Enzians und der ro-, ro-, roten Lippen. Pflanzen sind blau. Lippen sind rot. Rasen ist grün. Wasser ist blau. Oder zumindest will das Meer es uns glauben machen. Und Sand ist gelb. Oder rot. Oder blau. Wenn man will, ist alles möglich. So wie im Sport. Und der sieht blau.

Auch Olympia ist blau. Einer der fünf olympischen Ringe ist blau. Der links oben. Er steht für den europäischen Kontinent. Weil die Farbe blau hier die beliebteste Farbe überhaupt ist. Blau soll Menschen mitziehen, sagt man. Und einem die unendlichen Weiten des Universums aufzeigen. Klingt wie eine ziemlich üble Droge.

Blaues Gras im Land des gepflegten Grün

Aber Olympia und London 2012 stehen auf blau. Vieles, was auf dem olympischen Gelände in den letzten Jahren gebaut wurde, ist blau. Auch, wenn der gepflegte Brite ja eher auf grün steht. Auf gepflegtes Grün. Sein Rasen ist im heilig, und wenn man den Geschichten glauben mag, oft auch handgestutzt. Auch mal mit einer Nagelschere, wie wir schon dank "Asterix bei den Briten" wissen. Der Brite verteidigt sein Grün mit allen Mitteln. Und hat es doch hergeschenkt. Olympia zuliebe.

Zumindest das künstliche Grün. Denn wenn die Zuschauer ab dem 29. Juli in den Olympiapark strömen, um den Entscheidungen im Hockey beizuwohnen – übrigens mit herausragenden Gold-Chancen für Deutschland – werden sie das Geschehen auf blauem Rasen bewundern dürfen. Mit den unendlichen Weiten des Universums hat dieser Umstand allerdings nichts zu tun. Das blaue Grün ist alleine ein Konstrukt der Sportvermarktung, ein Ergebnis der Entwicklungen in vielen Sportarten in den letzten Jahren. Auf blauem Grund sieht der Zuschauer – ob live vor Ort oder vor dem Fernseher – den Ball einfach besser. Ganz unromantisch.

Blauer Sand sorgt für böses Blut

Apropos Romantik: Während das blaue Geläuf in London von blauem Blut, nämlich von der schönen wie eleganten Herzogin Kate, eingeweiht wurde, gab es in Madrid unlängst böses Blut. Und das ist ja bekanntlich rot. Aber genau das war das Problem für Rafael Nadal. Der spanische Tennisstar wollte auf seiner geliebten roten Asche einen weiteren Titel gewinnen. Und musste frustriert feststellen, dass in Madrid die Asche gar nicht mehr rot ist. Sondern blau. Nadal wurde zum Stier, ging auf die Matadoren – die Organisatoren – los, doch weil diese ihm ein blaues und kein rotes Tuch hinhielten, verlor er die Lust. Und das Achtelfinale. Roger Federer war das egal. Im blauen Hemd gewann er das Turnier.

Dabei kennt der Tennissport solche farblichen Wandlungen bereits. Die Australian Open hatten schon vor vier Jahren ihren grünen Hartplatz gegen einen blauen getauscht. Gleiches gilt für das Pariser Masters. Und auch im kleinen Tennisformat, dem Tischtennis, wird mittlerweile bei den großen Turnieren auf blauen Platten gespielt. Die Noppenfopper wie Timo Boll wissen längst, dass dem Auge des Zuschauers blau besser gefällt als grün. Nur Rafa Nadal fand das nicht lustig. Und erlebte in Madrid sein blaues Wunder.

Blaues Wunder für den "Wasserbotschafter"

Apropos blaues Wunder: So nannte ein gewisser Ernst Bromeis zuletzt ein großes Projekt. Der „Wasserbotschafter“, wie sich der Extremsportler nennt, wollte das „Blaue Wunder 2012“ schaffen, nämlich als erster Mensch den Rhein von seinem Ursprung in der Schweiz bis in die Nordsee in Holland durchschwimmen. Doch in vieler Hinsicht erlebte der Schweizer das, was er erreichen wollte: ein blaues Wunder. Zuerst musste er erfahren, dass vor über 40 Jahren bereits ein Deutscher Gleiches geschafft hatte. Und dann schaffte er es noch nicht mal selbst. Nach 400 von über 1200 Kilometern musste er entkräftet und krank abbrechen.

Grün wie die Hoffnung – auch für Nadal

Aber zurück zu Rafael Nadal, Herzogin Kate und dem olympischen wie fernsehtauglichen Blau: Viele Wettkämpfe werden in London 2012 auf eben solchem Untergrund ausgetragen. Wären die deutschen Handballer dabei, was sie nicht sind, würden sie auf blauem Hallenboden spielen. Und auch die Turner und Fechter werden wie auf Wasser laufen. Nur die Leichtathleten starten auf gewohntem Terrain. Die Tartanbahn im Olympiastadion ist traditionell rot. Nicht wie in Berlin, wo sie bereits seit der Leichtathletik-WM 2009 futuristisch blau anmutet.

Gewisse Traditionen hat sich London dann eben doch gewahrt. Eine rote Tartanbahn und, das wird auch Rafael Nadal freuen, grünes Gras. Echtes, grünes Gras, das auch nicht eingefärbt werden wird. Grün ist schließlich auch die Farbe der Hoffnung. Und jetzt mal ehrlich: Welcher Tennisfan würde es schon hinnehmen, wenn in Wimbledon auf dem Center Court, dem ehemaligen Wohnzimmer von Boris Becker, der heilige Rasen plötzlich nicht mehr grün wäre? Das wäre nicht nur für den Briten mit der Nagelschere definitiv zu viel.


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