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Shaquem Griffin: Wie ein Einhändiger die NFL erobern will


Die Geschichte von Shaquem Griffin
Wie ein Einhändiger die NFL erobern will

Von Benjamin Zurmühl

30.04.2018Lesedauer: 3 Min.
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Auf dem Roten Teppich: Shaquem Griffin vor dem NFl-Draft in Arlington, Texas.Vergrößern des Bildes
Auf dem Roten Teppich: Shaquem Griffin vor dem NFl-Draft in Arlington, Texas. (Quelle: Icon SMI/imago-images-bilder)

In der Bundesliga wäre ein Spieler mit nur einem Fuß unvorstellbar. Doch in der amerikanischen Football-Liga kommt es zu einem vergleichbaren Fall und der hat einen Namen: Shaquem Griffin.

Beim "Combine" können die größten Football-Talente des Landes bei körperlichen und geistigen Tests vor den Augen zahlreicher NFL-Scouts ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Beim 40-Yard-Sprint (circa 36,5 Meter) stach dabei besonders Shaquem Griffin von der University of Central Florida Knights hervor. Nach nur 4,38 Sekunden hatte er das Ziel erreicht. Die Scouts staunten, schließlich war seit 2003 kein Linebacker beim "Combine" schneller gewesen.

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Shaquill startet ein Jahr früher durch

Doch warum ist das so erwähnenswert? Nun ja, Shaquem Griffin ist kein gewöhnlicher Anwärter auf einen Platz im Kader eines NFL-Teams. Der 22-Jährige besitzt nämlich seit seiner frühen Kindheit nur eine Hand. Griffin wurde mit dem "Amniotisches-Band-Syndrom", kurz ABS, geboren, bei dem faserartige Bänder mehrere Finger an seiner linken Hand abschnürten. Im Alter von vier Jahren musste ihm schlussendlich die Hand amputiert werden.

Shaquem und sein Zwillingsbruder Shaquill, der ohne ABS geboren wurde, verfolgten beide den gleichen Traum: NFL-Profi werden. 2013 schlossen sich beide der University of Central Florida Knights an. Um mit seinem Bruder zusammenspielen zu können, lehnte Shaquill sogar Angebote von namhafteren Universitäten ab. Shaquem blieb im ersten Jahr ohne Einsatz, weshalb die beiden Brüder zwar im gleichen Team spielten, aber in unterschiedlichen Studienjahren waren. Deshalb meldete sich Shaquill auch bereits im Frühjahr 2017 beim NFL-Draft an. In der dritten Runde wurde der Cornerback von den Seattle Seahawks ausgewählt.

"Wenn du ein Football-Spieler bist, bist du ein Football-Spieler"

Für Shaquem war das letzte Jahr in Florida sehr erfolgreich. Sein Team blieb ungeschlagen und der Linebacker sammelte mehrere individuelle Auszeichnungen und landete auf den Wunschzetteln diverser NFL-Teams. Und in diesem Jahr war es auch soweit, dass er sich für den Draft anmelden würde. Doch eine gewisse Skepsis blieb. Kann ein Einhändiger wirklich in der NFL bestehen?

Nach seinen Leistungen beim Combine war jedoch klar, dass Griffin einen beeindruckenden Ehrgeiz und Willen hat, der ihn zu Spitzenleistungen antreibt. "Ich will der ganzen Welt zeigen, dass es egal ist, ob du eine Hand oder zwei Hände hast. Wenn du ein Football-Spieler bist, bist du ein Football-Spieler", sagte der Linebacker vor dem Draft in der vergangenen Woche. Wie ein Star wurde er von Medien und Fans gefeiert.

Tränen der Freude

Und Griffin ging tatsächlich nicht leer aus. Er musste sich zwar lange gedulden, doch in der fünften Runde wurde an Stelle Nummer 141 ausgewählt. Sein neues Team? Die Seattle Seahawks, bei denen Bruder Shaquill ebenfalls unter Vertrag steht. Als er den Anruf von der Franchise erhielt, brach Shaquem vor Freude in Tränen aus.

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Für Seahawks-Trainer Pete Carroll fiel die Wahl nicht sehr schwer. "Ich kann mich an kein Gespräch mit einem Spieler beim Combine erinnern, dass mich so inspiriert hat, wie das (mit Griffin). Er war so ausdrucksstark, hat uns offen und ehrlich seine Geschichte erzählt und uns erklärt, wie viel ihm diese Möglichkeit bedeutet. Das hat uns alle sehr bewegt. Und nebenbei: Er ist ein wirklich guter Football-Spieler. Er ist explosiv, talentiert und bringt seine Leistungen."

Schon bald geht es für Shaquem Griffin mit der Vorbereitung auf die neue Saison los. Natürlich zusammen mit seinem Bruder Shaquill. Der hatte nach dem Draft durch die Seahawks nur eine Frage an Shaquem. "Also, ziehst du jetzt bei mir ein?" Die Antwort war wenig überraschend: "ja".

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