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Basketball-Superstar Luka Doncic: Magisch frustriert


Der Superstar der EM
Er will Deutschland zerstören

  • Dominik Sliskovic
Von Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 06.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Luka Doncic: Für den Superstar ist die EuroBasket bislang ein überraschend hartes Stück Arbeit. (Quelle: IMAGO/Anke Waelischmiller/SVEN SIMON)

Schon mit 23 Jahren gilt Luka Doncic als einer der größten Stars des Basketballs. Dieser frühe Ruhm scheint jedoch auch Spuren hinterlassen zu haben.

"Auf jeden Fall. Sollte er weiterhin so abliefern wie bisher, sehe ich keinen Grund, warum er die Trophäe nicht erhalten sollte." Für Maxi Kleber war es schon 2020 nur eine Frage der Zeit, bis Luka Doncic als MVP der NBA ausgezeichnet wird. In ihrem Team, den Dallas Mavericks, ist der Slowene schließlich seit seiner Ankunft 2018 der wertvollste Spieler.

Seitdem ist viel passiert. Doncic, gerade einmal 23 Jahre alt, hat die "Mavs" drei Mal hintereinander in die Playoffs geführt, seine persönlichen Statistiken in allen Bereichen weiter verbessert. Hätte sein guter Freund Nikola Jokic von den Denver Nuggets nicht eine der beeindruckendsten Transformationen der Sportgeschichte hingelegt, wäre das MVP-Rennen wohl über ihn entschieden worden.

"Luka Magic" verliert nur selten sein Lächeln

"Lukas große Stärke ist, dass er das Spiel genießt. Es ist unglaublich, mit welch einer Ruhe er agiert und selbst unter größtem Druck cool bleibt und die richtigen Entscheidungen trifft. Darüber hinaus besonders ist, dass er jeden Wurf beherrscht: Er trifft den Dreier, er kann den Floater, den Korbleger", schwärmte Mitspieler Kleber im t-online-Interview weiter von Doncic. Und tatsächlich birgt nahezu jede Partie des 2,01-Meter-Mannes mehr Material für spektakuläre Highlightclips als die gesamten Karrieren mancher gestandener Basketball-Profis.

Ob No-Look-Pässe, Stepback-Dreier oder Trickshots nach gezogenen Fouls – das Internet ist voller Kunstwerke des Point Guards aus Ljubljana. Sichtet man diese Videos, erklärt es sich von selbst, warum er in den USA schlicht unter "Luka Magic" firmiert. Magisch beschreibt das Spiel Doncics wahrhaftig am treffendsten.

Dabei ist es vor allem die Mimik Doncics bemerkenswert: Wo andere Basketball-Stars sich selbst für ihre gelungenen Aha-Momente feiern oder besonders grimmig in die Kamera schauen, um ihre Wettbewerbshärte zu präsentieren, grinst der Slowene die meiste Zeit ein spitzbübisches Lächeln, das irgendwo zwischen diebischer Freude am Spiel und Unglauben übers eigene Können changiert.

Dieses Können bekam das 1999 geborene Ausnahmetalent bereits in die Wiege gelegt. Sein Vater Sasa war fast 20 Jahre lang als Basketballprofi in Slowenien und Serbien aktiv, agierte wie auch später sein Sohn als sogenannter Swingman zwischen den Guard- und Forward-Positionen. Der Legende nach hat Klein-Luka im Alter von gerade einmal sieben Monaten erstmals nach einem Basketball gegriffen – und ihn praktisch nie wieder losgelassen. 2012, da ist Doncic 13 Jahre alt, sichert sich der europäische Basketballgigant Real Madrid seine Dienste. Mit 16 Jahren gibt er sein Debüt für die "Königlichen" in der Liga ACB, der besten Basketballliga Europas.

Spiel gegen Oklahoma als Durchbruch

Der Hype um das Naturtalent vom Balkan schwappte ein Jahr später über den Atlantik: Real trifft in einem Vorbereitungsspiel auf das NBA-Team der Oklahoma City Thunder um All-Star Russell Westbrook. Doncic bearbeitet seinen Trainer so lange, bis dieser ihn mit der Sonderbewachung Westbrooks betraut – eine Entscheidung, die der Coach nicht bereut haben dürfte. Der hoch motivierte Doncic klebt wie eine Klette an Westbrook, nimmt den Topspieler komplett aus dem Spiel und sichert Real so den überraschenden Sieg.

Danach geht es Schlag auf Schlag für den Teenager: EuroLeague-Sieg mit Real, MVP der europäischen Konigsklasse mit 18, Rekorde um Rekorde, Wechsel in die NBA als dritter Pick des 2018er-Drafts.

"Der ist schon unglaublich, ein fertiges Projekt", lobte jüngst sein ehemaliger Teamkollege, Deutschlands Basketball-Legende Dirk Nowitzki, die rasante Entwicklung Doncics. "Er spielt nie egoistisch, sondern hat immer das Auge für den offen postierten Mitspieler", betonte Kleber. Doch auch wenn er auf dem EM-Parkett dieses selbstlose Spiel präsentiert (8,3 Assists im Durchschnitt pro Spiel), wird zunehmend über den Charakter des 23-Jährigen diskutiert.

Slowenische Fans werfen Doncic wachsende Arroganz vor

Bei der überraschenden EM-Niederlage gegen Bosnien und Herzegowina (93:97) war von Doncics markantem Grinsen kaum etwas zu sehen. Vielmehr blickte der Superstar angefressen und irritiert drein. Genervt von der körperlichen, sehr europäischen Defense der Bosnier, genervt von den Rotationswechseln seines slowenischen Cheftrainers, geriet Doncic immer weiter in eine Abwärtsspirale: Lamentieren, Flaschenwürfe, Flüche – seine Performance ohne Ball in der Hand war nicht eines Teamleaders würdig.

Hört man sich bei den slowenischen Fans in Köln um, heißt es wiederholt, Doncic habe sich über die Dauer der vergangenen Jahre langsam, aber stetig verändert. Arroganter und launischer sei er geworden, im Nationaldress längst nicht mehr so bei der Sache wie noch beim sensationellen EM-Coup 2017. Ein Journalist, der den Superstar seit jungen Jahren begleitet und seinen Namen nicht genannt sehen möchte, sagt, er sehe darin Doncics Art des Druckausgleichs. Der knochenharte Spielplan der NBA mit 82 Spielen, die Verpflichtungen seinen Sponsoren und Partnern gegenüber, der Nationalheldenstatus in Slowenien – all das zehrt wohl an Doncic. An einem immer noch bubenhaften jungen Erwachsenen, der sich eigentlich nur in der Freude des Spiels verlieren will.

"Du bist glücklich und doch ein wenig traurig, verstehen Sie?", gab Doncic 2018, damals noch in Madrid, einen seltenen, offenen Einblick in sein Seelenleben. "Ich werde nun ein neues Leben leben müssen."

Verwendete Quellen
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