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Novak Djokovic auf Titeljagd: Er hat ein Problem


Tennis-Superstar Novak Djoković
Jetzt trifft ihn die Realität


18.07.2025 - 18:39 UhrLesedauer: 4 Min.
Chancenlos: Novak Djoković im Halbfinale von Wimbledon gegen Jannik Sinner.Vergrößern des Bildes
Chancenlos: Novak Djoković im Halbfinale von Wimbledon gegen Jannik Sinner. (Quelle: IMAGO/Dubreuil Corinne/ABACA/imago-images-bilder)
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Den Rekord für die meisten Grand-Slam-Siege hält er bereits. Aber Novak Djoković hat auch mit 38 Jahren noch nicht genug – nun jedoch steht er vor einer unmöglichen Herausforderung.

"Ich werde ihn noch nicht abschreiben", sagt Jimmy Connors. "Ich glaube, er hat noch ein Ass im Ärmel für die US Open und könnte eine Menge Leute überraschen – und ich würde das verdammt gerne sehen."

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Jimmy Connors weiß, wovon er spricht, wenn er sich zu Novak Djoković äußert. Der heute 72-Jährige gehört zu den besten Tennisspielern der Geschichte. Acht Grand-Slam-Titel gewann der US-Amerikaner im Verlauf seiner Karriere, war insgesamt 268 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste – und stand noch mit 43 Jahren auf dem Court, konnte bis ins hohe Sportleralter mithalten.

"Diese Niederlage im Halbfinale von Wimbledon wird ihm überhaupt nicht gefallen haben", sagte Connors in seinem Podcast "Advantage Connors" weiter über den Serben. "Er ist es nicht gewohnt, in drei Sätzen zu verlieren. Das ist er nicht, das ist nicht sein Spiel."

"Halbleerer Tank"

3:6, 3:6, 4:6 hatte Djoković gegen den späteren Turniersieger Jannik Sinner verloren, fand in der einseitigen Partie nie zu seinem dominanten, zermürbenden Spiel, das ihn zur Rekordzahl von 24 Grand-Slam-Titeln getragen hat. Im Gegenteil wirkte der "Djoker" ungewohnt energielos. Und langsam reift im Routinier wohl immer mehr die Erkenntnis: Er hat ein Problem.

"Diese Jungs sind jung, fit, fokussiert, und ich fühle mich, als würde ich in diese Matches mit halbleerem Tank gehen", gestand der mittlerweile 38-Jährige danach entwaffnend offen ein. "Und so kannst du nicht gewinnen. So ist das nun mal." Die Erkenntnis: Die – anderthalb Jahrzehnte jüngere – Generation um Sinner und den Spanier Carlos Alcaraz, die beiden aktuell besten Spieler der Welt, enteilt ihm immer mehr. "Das muss ich akzeptieren und das Beste daraus machen."

Sein 25. Grand-Slam-Titel, den er so unbedingt erreichen will, ist nach der doch krachenden Niederlage in weitere Ferne gerückt – noch vor Wimbledon-Start hatte Djoković betont, dass die Chance auf diese Bestmarke "nirgendwo größer" sei. Daraus wurde nichts, auch den Rekord für die meisten Siege im Endspiel auf dem Centre Court verpasste "Nole", der mit einem achten Titel mit dem großen Roger Federer gleichgezogen hätte.

"Es ist kein Pech, es ist einfach das Alter, der Verschleiß", erklärte Djoković nach der Niederlage gegen Sinner weiter. Und fügte fast schon als Selbstversicherung an: "Wenn ich frisch und fit bin, kann ich noch sehr gutes Tennis spielen."

"Die Realität trifft mich jetzt"

"Ich halte ihn immer noch für konkurrenzfähig, solange er gesund bleibt", sagte Boris Becker, der Djokovic von 2013 bis Ende 2016 zu sechs Grand-Slam-Titeln und 14 Masters-Erfolgen coachte, erst vor wenigen Wochen bei Eurosport. "Sein Ziel, 25 Grand-Slam-Turniersiege zu erreichen, ist nach wie vor realistisch."

Gerade eben die Gesundheit ist zuletzt aber häufiger zum Hemmnis für den Star geworden: Über die Saison waren es zahlreiche Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Schon 2024 verlief – bis auf den Sieg bei den Olympischen Spielen in Paris – nicht nach Plan: Keines der vier Major-Turnier konnte Djoković gewinnen, erst zum zweiten Mal seit 2011. Die Teilnahme an den ATP-Finals zum Jahresabschluss musste er verletzungsbedingt absagen. Bei den Australian Open in diesem Januar dann bremste ihn im Halbfinale gegen den Deutschen Alexander Zverev ein Muskelriss im linken Oberschenkel aus, der seine Aufgabe nach dem ersten Satz erzwang. Auch bei den French Open war im Halbfinale Schluss – in drei glatten Sätzen (4:6, 5:7, 6:7) gegen Sinner, wie nun ebenfalls in Wimbledon.

"Er hat jahrelang die Zeit zurückgedreht, aber jetzt hat sie ihn eingeholt" kommentierte Tennis-Legende John McEnroe bei der BBC nach der Niederlage gegen Sinner. "Die Zeit ist unbesiegbar, oder? Und das sehen wir gerade."

"Die Realität trifft mich jetzt, in den letzten anderthalb Jahren, wie nie zuvor", sagte auch Djoković selbst nun weiter. Was ihn zur Verzweiflung treibe: "Du bist da. Du willst spielen. Du bist entschlossen. Aber dann will der Körper nicht hören. Das war's dann. Das ist es, was man darüber sagen kann."

Djoković weiß damit aber auch: Es wird immer schwerer für ihn, in der Spitze mitzuhalten. Dass er auch mit fast 40 Jahren noch auf diesem hohen Niveau bestehen kann und es immer wieder noch mindestens bis unter die letzten Vier schafft, ist bereits bemerkenswert und nur einem Spieler seines außergewöhnlichen Kalibers möglich.

"Das wird schwer für ihn"

So langsam aber steckt der "Djoker" in einem Teufelskreis: Bleiben die Ergebnisse nämlich häufiger aus, fällt er in der Weltrangliste weiter ab. Fällt er in der Weltrangliste weiter ab, trifft er durch die Setzlisten bei den Top-Turnieren früher auf hochkarätige Gegner, im schlimmsten Fall Sinner oder Alcaraz. Und so bleiben dann die Ergebnisse häufiger aus. Aktuell steht er auf Platz sechs des Rankings.

"Das wird schwer für ihn", sagt auch Connors voraus. "Gerade in seinem Alter." Die Zeit läuft Djoković davon – aber ans Aufgeben denkt er offenbar noch nicht. "Ich will definitiv mindestens noch einmal zurückkommen“, kündigte er fast trotzig nach dem Wimbledon-Aus an. Jetzt will er bei den US Open in New York (ab 24. August) noch einmal in diesem Jahr einen Anlauf auf Titel Nummer 25 starten.

Gute Erinnerungen aus 2024 hat er an das traditionsreiche Turnier in Flushing Meadows allerdings nicht: Gegen den Australier Alexei Popyrin schied er – an Nummer zwei gesetzt – sensationell bereits in der dritten Runde aus: 4:6, 4:6, 6:2, 4:6.

Aber vielleicht hat Novak Djoković ja tatsächlich noch ein Ass im Ärmel, wie Jimmy Connors vermutet. Es könnte eines seiner letzten sein.

Verwendete Quellen

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