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"Ich bin immer noch etwas geschockt"


Naomi Osaka
"Ich bin immer noch geschockt" – das ist die beste Tennisspielerin der Welt

  • David Digili
Von David Digili

31.01.2019Lesedauer: 4 Min.
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Siegerlächeln: Naomi Osaka bei den Australian Open.Vergrößern des Bildes
Siegerlächeln: Naomi Osaka bei den Australian Open. (Quelle: Paul Zimmer/imago-images-bilder)

Naomi Osaka hat sich mit dem Sieg bei den Australian Open endgültig in der Tennis-Weltspitze etabliert. Die 21-jährige Weltranglistenerste überragt auf dem Court – und abseits davon.

"Dass sie sich als frischgebackene Gewinnerin der Australian Open für unser Turnier entschieden hat, ist wie die berühmte Sahne auf der Torte“, sagte Markus Günthart, Direktor des WTA-Turniers in Stuttgart. Denn: Naomi Osaka wird beim "Porsche Grand Prix" (20. bis 28. April) antreten – die "Sahne auf der Torte" ist die aktuell beste Tennisspielerin der Welt, der neue Top-Star und Publikumsmagnet. Und: Eine 21-Jährige, die mit dem Sieg in Melbourne eine unglaubliche Entwicklung gekrönt hat.

Das erste Grand-Slam-Turnier 2019 endete wie das letzte Grand-Slam-Turnier 2018: Mit dem Siegerpokal in den Händen von Osaka. Sie feierte ihren ersten Erfolg bei den Australian Open, davor hatte die 21-Jährige schon die US Open im letzten September gewonnen. Sie ist die erste japanische Grand-Slam-Siegerin überhaupt. Die erste Spielerin seit Serena Williams 2015, die zwei Grand-Slam-Turniere in Folge gewinnen konnte. Seit Montag ist Osaka die Nr. 1 der Weltrangliste im Damentennis – als erste Asiatin.

Achterbahnfahrt bei den Australien Open

Vor dem Turnier in Melbourne hatte sich die Japanerin vorgenommen, zu beweisen, dass schon der Sieg in New York kein Zufall war. Und sie hat es geschafft: Osaka ist endgültig in der Weltspitze etabliert.

"Ich bin immer noch etwas geschockt", sagte Osaka nach dem Finale gegen Petra Kvitova. "Es ist einer dieser Momente, wenn Du so hart kämpfst und am Ende, wenn alles vorbei ist, immer noch im Fight-Modus bist." Genauso beeindruckte Osaka fast das komplette Turnier über: Mit Kampfgeist, Beharrlichkeit, der starken Fähigkeit, sich selbst immer wieder aus schwierigsten Situationen zu befreien. Mehr noch: Sie ist innerhalb weniger Monate vor den Augen der Tenniswelt zur Weltklassespielerin gereift – und entwickelt sich noch immer weiter.

Im Drittrundenmatch von Melbourne gegen die schwer zu spielende Taiwanesin Hsieh Su-Wei war sie die bessere Spielerin – und stand doch lange vor dem Aus, da ihr selbst einfachste Schläge misslangen, während Hsieh zeitweise einen Sahnetag erwischte. Nach 5:7 im ersten Satz lag Osaka auch schon im zweiten mit 2:4 und 0:40 hinten, bis der Knoten platzte. Sie drehte den Satz noch in ein 6:4 und holte sich mit einem klaren 6:1 im Entscheidungssatz das Match. Auch im Achtelfinale gegen die Lettin Anastasia Sevastova (4:6, 6:3, 6:4) erarbeitete Osaka sich einen Comeback-Sieg – nach 17 vermeidbaren Fehlern im ersten Satz.

Und im Finale gegen Kvitova erlebte die 21-Jährige ebenfalls eine wahre Achterbahnfahrt, vergab nach 7:6 im ersten bei 5:3 im zweiten Satz drei Matchbälle, verlor noch mit 5:7, um sich dann im dritten Satz mit 6:4 ihren zweiten großen Titel zu erspielen.

"Er sagt mir immer direkt, was er denkt"

Osaka spielt Power-Tennis, mit einem der härtesten Aufschläge der Damen-Tour, einer starken Vorhand und Mut zum Risiko. Und: Sie hat immer besser gelernt, Ruhe zu bewahren und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen – auch dank ihres deutschen Trainers Sascha Bajin, der sie seit 2018 betreut. "Er sagt mir immer direkt, was er denkt, und das weiß ich zu schätzen", erklärte Osaka im Vorfeld von Melbourne. "Er hat mir beigebracht, mir nicht immer zu viele Gedanken zu machen, sondern stets einen Weg zu finden, zu gewinnen – auch wenn ich mal nicht mein bestes Tennis spiele."

"Im ersten Moment dachte ich, dass sie nicht sehr gesprächig und sehr zurückhaltend ist, aber ich lag falsch", erinnert sich Bajin an den Start der Zusammenarbeit. Der 34-Jährige ist schon erfahren auf der Tour, arbeitete jahrelang als Trainingspartner von Serena Williams. Für den Erfolg mit Osaka wurde Bajin zum "Coach des Jahres" bei den Damen ausgezeichnet. "Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich grundlos lächeln muss", sagte sie über Fototermine, "es muss schon echt sein."

Dass ihr Serena Williams im Finale der US Open mit einem emotionalen Egotrip fast die Siegerehrung vermieste, ist noch nicht vergessen, wirkt aber trotzdem wie aus einer anderen Zeit.

Ellen DeGeneres brachte Osaka in Verlegenheit

Osaka erfrischt heute nicht nur auf dem Court mit Unbekümmertheit, sondern auch daneben mit ihrer natürlichen, leisen, zurückhaltenden und doch unverblümten Art – und ihrem trockenen Humor. Als sie im Match gegen Hsieh stürzte und vom Schiedsrichter gefragt wurde, ob es ihr gut gehe, antwortete sie deutlich hörbar "Nein", sorgte damit grinsend für Lacher auf der Tribüne – und gab auf der Pressekonferenz danach zu, dass sie mit ihrer Antwort nur den Unparteiischen aus dem Konzept bringen wollte.

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Ihre Siegesrede nach dem Final-Triumph begann sie mit einem zögerlichen "Hallo" ans Publikum, als wäre sie völlig unbekannt, unterbrach dann, um die mächtige Trophäe abzustellen und nicht die ganze Zeit halten zu müssen – und sorgte auch damit für Lacher. "Manchmal denke ich vor Matches: Wenn ich gewinne, dann werfe ich den Schläger weg, oder so", sagte Osaka selbst, "aber dann mache ich das doch nicht."

Als sie nach dem US-Open-Sieg in der populären Show der US-Talkerin Ellen DeGeneres zu Gast war, kicherte sie wie ein Schulmädchen, als DeGeneres sie mit ihrem Schwarm, Hollywoodstar Michael B. Jordan ("Black Panther", "Creed"), bekanntmachen wollte.

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Osaka ist als Tochter eines Haitianers und einer Japanerin in den USA aufgewachsen, wo sie auch heute noch trainiert. Besonders mit der Familie der Mutter gab es immer wieder Konflikte – der Großvater verstieß sie einst, weil sie einen Schwarzen geheiratet hatte, 15 Jahre lang herrschte Funkstille. Mittlerweile fiebern auch die japanischen Verwandten mit ihr mit, im Land ist sie ein gefragter Werbestar, präsent in der Öffentlichkeit durch Spots und Auftritte. In der Heimat ihres Vaters ist sie an Schulprojekten beteiligt, engagiert sich sozial.

Einzig mit Mama Osaka ist es noch etwas schwierig. "Sie gratulierte mir gar nicht, sondern schrie mich nur an, dass ich endlich schlafen gehen soll", erzählte Tochter Naomi nach dem Triumph in Australien. Vielleicht jubelt sie ja aber beim Turnier in Stuttgart richtig mit.

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