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Biathlon-WM 2020: Sprint-Sieger Loginow - als ob er alles verloren hätte


Seltsame PK bei Biathlon-WM
Wenn der Sieger wirkt, als ob er alles verloren hätte

  • T-Online
Aus Antholz berichtet Alexander Kohne

Aktualisiert am 16.02.2020Lesedauer: 3 Min.
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Ungewöhnliche PK: Alexander Loginow präsentierte sich nach einem Sprint-Sieg in Antholz nicht so, als ob er gerade seinen ersten Weltmeistertitel gewonnen hat.Vergrößern des Bildes
Ungewöhnliche PK: Alexander Loginow präsentierte sich nach einem Sprint-Sieg in Antholz nicht so, als ob er gerade seinen ersten Weltmeistertitel gewonnen hat. (Quelle: imago-images-bilder)

Erst verkündete der Biathlon-Weltverband eine wohl folgenschwere Doping-Sperre gegen einen Russen, dann gewann ein anderer WM-Gold. Auch er hat eine Doping-Vergangenheit – und legte einen befremdlichen Auftritt hin.

Der Sieger lachte bei Fragen zu seinem Erfolg in knapp 20 Minuten nicht einmal. Dann verließ er mit gesenktem Blick, ohne Gefühlsregung den Raum. Alexander Loginows Auftritt bei der Pressekonferenz nach seinem Sprint-Sieg bei der Biathlon-WM in Antholz wird in Erinnerung bleiben.

Der Russe hatte am Samstagnachmittag dank eines fehlerlosen Schießens und einer einwandfreien Laufleistung seinen ersten WM-Titel gewonnen. Nur wenige Stunden zuvor hatte der Biathlon-Weltverband verkündet, dass Loginows ehemaliger Kollege Jewgeni Ustjugow des Dopings für schuldig befunden wurde – mit dem anabolen Steroid Oxandrolon. Wahrscheinliche Konsequenz: Die von Ustjogow mit der russischen Staffel 2014 in Sotschi gewonnene Olympia-Goldmedaille geht nachträglich an das deutsche Team Erik Lesser, Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp. Noch kann beim Internationalen Sportgerichtshof allerdings Protest eingelegt werden.

Peiffer sieht bei Loginow-Sieg ein "gewisses Geschmäckle"

Pikant: Auch der am Samstag siegreiche Loginow ist bereits des Dopings überführt und deshalb von 2014 bis 2016 gesperrt worden. Deshalb gilt er in der Szene als durchaus umstritten. "Da ist ein gewisses Geschmäckle dabei, weil er schon mal wegen EPO-Dopings gesperrt war und jetzt wieder auf einem Niveau ist, wie zu Zeiten des EPO-Missbrauches", sagte Olympiasieger Peiffer, der als bester Deutscher auf Platz sieben landete. Damit spielte er unter anderem darauf an, dass der läuferisch zuletzt auch mal im Mittelfeld platzierte Loginow bei seinem Sieg die zweitbeste Laufzeit hinlegte – gut 15 Sekunden schneller als Superstar Johannes Thingnes Bö.

Als Schlag ins Gesicht des deutschen Teams wollte Peiffer den Sieg des Russen, der während der Pressekonferenz nach seinem Sieg größtenteils apathisch ins Leere starrte, allerdings nicht werten: "Nein, so würde ich es jetzt nicht bezeichnen. Loginow war gesperrt und die Regel besagt, dass man nach zweijähriger Sperre wieder zurückkehren kann", erklärte der Mann aus dem Harz. Deswegen sei "davon auszugehen, dass er im Moment sauber ist. Ich vermute auch, dass Loginow relativ häufig kontrolliert wird im Moment. Deshalb muss man erstmal die Unschuldsvermutung walten lassen."

Ein apathisch wirkender Sieger

Der im Fokus stehende Russe bestätigte Peiffers Annahme und sprach sogar davon, dass er in dieser Saison bereits zwölf bis 16-mal auf Doping getestet worden sei. Außerdem sei er "sehr offen, mit jedem Athleten über alles zu sprechen. Jederzeit."

Er ging sogar noch weiter: "Zuletzt haben meine Frau und ich eine größere Wohnung bekommen. Wir laden jeden herzlich ein, meine tägliche Routine zu verfolgen. Und zu sehen, dass alles, was ich mache, sauber ist."

Die Franzosen Quentin Fillon Maillet und Martin Fourcade, die als Zweiter und Dritter neben dem Sieger saßen, schien das nicht zu überzeugen. Beide verzogen während Loginows Ausführungen kaum eine Miene und wirkten beinahe so teilnahmslos wie der Russe. Besonders Fourcade hatte offensichtliche Probleme mit den Beteuerungen des neuen Weltmeisters: "Wenn Du vor den anderen Athleten und den Medien leise bleibst, hilft das nicht, Vertrauen zurückzugewinnen. Das ist alles, was ich dazu sage." Damit nahm Fourcade unter anderem Bezug darauf, dass Loginow während der WM ansonsten nicht mit Medienvertretern spricht.

Als Fourcade wegen Loginow das Podest verließ

Der Franzose hatte in der Vergangenheit immer wieder deutliche Kritik an den russischen Biathleten und den Doping-Enthüllungen im Zuge des institutionellen Dopings in Russland geübt. Vor zwei Jahren bei der WM in Hochfilzen hatte Fourcade bei der Siegerehrung der Mixed-Staffel gar das Podest verlassen, nachdem er Loginows Start zuvor kritisiert und dieser ihm daraufhin den Handschlag verweigert hatte.

Zu derartigen Szenen kam es am Samstag nicht. Am Ende der Pressekonferenz verließ Loginow schlagartig den Raum, blockte die sonst üblichen Nachfragen in kleiner Runde ab. Es bleibt abzuwarten, ob er bei einem Sieg heute im Verfolgungsrennen (ab 15.15 Uhr im Liveticker von t-online.de) erneut einen derartigen Auftritt hinlegt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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