t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltung

Kolumne: Danke Unesco an den Fladenhüter


"Held der Woche"
Danke an den Fladenhüter

Meinungt-online, Anja Rützel

07.12.2017Lesedauer: 2 Min.
Die Pizza hat es geschafft und steht nun auf der Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter.Vergrößern des BildesDie Pizza hat es geschafft und steht nun auf der Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter. (Quelle: Salvatore Laporta/IPA/Kontrolab/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nach ausgiebigen Beratungen hat die Unesco wieder besonders schützenswerte Kulturtechniken ausgezeichnet: den Basler Karneval, die niederländischen Windmühlen – und die italienische Pizza.

Man hat sie mit Ananas geschändet, unter Dönerfleisch begraben, gar in der Travestie einer süßen Schokoladen-Version auf den Markt gebracht. Die Pizza, dieser duldsame Fladen, musste in der Vergangenheit wahrlich schon einiges durchmachen. Nun hat sie es dafür auf die Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter geschafft. Stellvertretend danken kann man für diese absolut berechtigte Würdigung Sergio Miccù, denn auch eigentlich schon alleine durch sich selbst überzeugende Dinge und Umstände brauchen manchmal einen Aktivisten, der die Schaukel nochmal anschubst.

Miccù, Präsident des Verbands der neapolitanischen Pizzabäcker, hatte nämlich großmütig Gratis-Pizza für alle versprochen, sollte die "Kunst der Pizzaioli", wie das Herumwirbeln der Pizza in der Luft in der Liste offiziell genannt wird, es tatsächlich in den Unesco-Kulturschatz schaffen. Und sammelte damit zwei Millionen Unterschriften für die italienische Petition. "Die Anerkennung der Kunst des neapolitanischen Pizzabäckers wäre ein Triumph der authentischen Handwerkskunst über die weltweite Produktion von Lebensmittel-Großkonzernen", heißt es darin, und das dürften auch Kohlehydrat-Hasser und Freaks, die absurderweise keine mit Käse überbackenen Gerichte mögen, im Prinzip für eine gute Sache halten. "Hip-Hop ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt", rappten zwar mal Eins Zwo, aber warum auf traurigen Brökel-Rändern nagen, wenn man statt dessen auch gloriosen neapolitanischen Echt-Fladen verspeisen kann?

Das wirklich tolle an der Pizza-Ehrung ist, dass man nach der Verkündung vielleicht angeregt wird, sich mal den Rest der Liste anzuschauen, während man – wir können eben nicht alle in Neapel leben – auf den Pizzaboten wartet. 468 kulturelle Ausdrucksformen aus allen Weltregionen sind darauf verzeichnet, und das sind nun wirklich mehr als genug Anregungen, mit welchen neuen Hobbys man sich die traditionell ereignisarme Zeit zwischen den Jahren vertreiben könnte. Warum nicht die vom Aussterben bedrohte Pfeifsprache El Silbo von der spanischen Kanareninsel La Gomera lernen! Den armenischen Kochari tanzen! Die einschneidendsten Familienereignisse während der Festtage in bosnischer Holzschnitzerei verewigen! Wer eine geräumige Wohnung hat und zu Weihnachten besonders großzügige Geschenkgutscheine bekam, kann sich auch an der deutschen Einreichung versuchen, die es in diesem Jahr ebenfalls auf die Unesco-Liste schaffte: Deutsche Orgelkunst ist nämlich ebenso schützenswert wie italienische Pizza. Ohne Käse.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website