Rammstein-Konzerte: Antisemitismusbeauftragter findet es "fragwürdig"

Nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann meldet sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung zu Wort. Dabei kritisiert er auch ein Musikvideo der Band.

Die Anschuldigungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann beherrschen derzeit die Schlagzeilen. Jetzt hat sich der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung geäußert und eine Absage der Konzerte der Band im Berliner Olympiastadion ins Spiel gebracht.

Er halte es "für fragwürdig, ob die geplanten Rammstein-Konzerte in Berlin im vom Land betriebenen Olympiastadion so stattfinden sollten", sagte Felix Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Montag.

"Antidemokratische Diskriminierungen wie Antisemitismus, Frauenverachtung und Rassismus gehen oftmals Hand in Hand", so Klein weiter. "Wir sollten die betroffenen Frauen ernst nehmen, genauso wie wir Jüdinnen und Juden ernst nehmen sollten, wenn es um Antisemitismus geht", sagte er außerdem. "Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Grenzen des Sag- und Machbaren immer weiter verschoben werden, auch wenn das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit geschieht."

Mehrere Frauen hatten – teilweise anonym – in den vergangenen Wochen schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Lindemann erhoben. Im Gespräch mit dem NDR und der "Süddeutschen Zeitung" beschrieben sie, wie junge Frauen offenbar gezielt für Sex mit dem Sänger rekrutiert worden seien. Zwei Frauen berichteten zudem von mutmaßlichen sexuellen Handlungen, denen sie nicht zugestimmt hätten. Die Band wies die Darstellungen zurück.

Klein kritisiert Musikvideo von Rammstein

Klein kritisierte in den Funke-Medien zudem ein Musikvideo zu dem Rammstein-Song "Deutschland", in dem sich Lindemann und weitere Mitglieder der Band als Häftlinge eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers inszenierten. Rammstein habe damit "mit perfider Vernichtungslager-Optik die Opfer der Shoah verhöhnt", sagte er.

In Berlin will Rammstein am 15., 16. und 18. Juli im Olympiastadion Konzerte geben. Aufgrund der geplanten Auftritte wurden zwei Petitionen ins Leben gerufen, die eine Absage fordern. Zehntausende haben schon unterschrieben. After-Show-Partys in der Hauptstadt waren zuvor bereits abgesagt worden. "In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich verantworte, keine After-Show-Partys der Band Rammstein geben", teilte Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger vergangene Woche mit.