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Nachkriegskünstler Karl Otto Götz im Alter von 103 Jahren gestorben


Er wurde 103 Jahre
Karl Otto Götz: Der Meister der deutschen Nachkriegskunst ist tot

Von dpa
Aktualisiert am 21.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Der große Meister der deutschen Nachkriegskunst, Karl Otto Götz, ist tot.Vergrößern des BildesDer große Meister der deutschen Nachkriegskunst ist tot. (Quelle: imago-images-bilder)
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Karl Otto Götz war einer der kraftvollsten abstrakten Maler und Wegbereiter der modernen Kunst Deutschlands. Der große alte Meister der deutschen Nachkriegskunst, den alle kurz K.O. Götz, nannten, ist tot.

Er starb am Samstag im hohen Alter von 103 Jahren. In seinem Leben spiegelte sich die von Brüchen und Revolutionen geprägte Geschichte der letzen 100 Jahre wieder. Bis kurz vor seinem Tod malte Götz noch mit Hilfe seiner Ehefrau Rissa.

"Abstrakt ist schöner"

Grundprinzipien der Technik von K.O. Götz waren das schnelle Malen und die Rakeltechnik. Berühmt wurde er mit großformatigen gestischen Schwarz-Weiß-Kompositionen. In ihrer Energie erinnern Götz' abstrakte Bilder an die Explosion von Materie. "Abstrakt ist schöner" – so lautete das künstlerische Lebensmotto des Biennale- und documenta-Teilnehmers, dessen stilistische Anfänge nah bei den Surrealisten und Miró lagen.

Die spätere Bilder von Götz mit ihren dynamischen gelben, blauen oder roten Farbströmen, Wirbeln und Schlieren wirkten dagegen wie "aufgepeitschter Raum", so formulierte es sein Freund Edouard Jaguer schon 1954.

Pinselzüge und Rakelschläge

Nicht alles überließ Götz dabei dem Zufall. Erst entwarf er das Bild akribisch vor seinem inneren Auge oder mit Skizzen, dann grundierte er die Leinwand mit Kleister und goss Farbe darauf. In Sekundenschnelle zog er dann einen Rakel darüber – einen Schaber, wie ihn Handwerker benutzen.
Schließlich übermalte Götz noch mit einem trockenen Pinsel das Gemalte. "Meine Malerei lebt vom Rhythmus meiner Pinselzüge und Rakelschläge", sagte Götz einmal. Wie die amerikanischen Künstler des "Action Painting" bearbeitete er die Leinwand auf dem Boden.

Unter Nazis herrschte Malverbot

Geboren wurde K.O. Götz am 22. Februar 1914 in Aachen, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Unter den Nazis hatte Götz wegen seiner Vorliebe für Abstraktes Malverbot. Er war befreundet mit Hans Arp und Otto Dix, dem er mal Jazz-Schallplatten ins Atelier gebracht habe, erzählte er.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte K.O. Götz die deutsche Kunst mit seiner abstrakten Malerei wieder international hoffähig. Er war als einziger Deutscher Mitglied der internationalen Künstlergruppe CoBrA.

20 Jahre lehrte Götz als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Schüler Gerhard Richter und Sigmar Polke wurden weltberühmt. Götz setzte sich auch für Joseph Beuys ein. Als Akademieprofessor ließ Götz seinen Schülern immer freien Lauf. Der Künstler Götz liebte die große Geste, als Lehrer nahm er sich zurück.

Große Schau in der Neuen Nationalgalerie

Bekannt ist Götz' monumentale Serie "Jonction III", die er als Reaktion auf den Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 malte und die heute zur Kunst des Bundestags gehört. Zahlreiche Museen in Deutschland ehrten den Mitbegründer der Informel-Bewegung zu seinem 100. Geburtstag 2014 mit Ausstellungen. Eine besondere Ehre wurde K.O. Götz mit einer großen Schau in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zuteil. Fast schien es, als sei K.O. Götz erst zu seinem 100. Geburtstag wiederentdeckt worden.

Götz malte trotz Blindheit weiter

Viele Jahre lebte Götz mit seiner Frau Rissa (79), die ebenfalls Künstlerin ist, im Örtchen Niederbreitbach-Wolfenacker im Westerwald. Sein Augenlicht hatte ihn langsam verlassen, zuletzt war er ganz blind und malte dennoch mit Hilfe von Rissa weiter.

Zum umfangreichen Werk von K.O. Götz gehören nicht nur Gemälde, sondern auch Stahlreliefs, Holz- und Linolschnittarbeiten sowie Werke aus Terrakotta und Keramik. Außerdem schrieb Götz auch Gedichte. Eines endet mit den Versen: "Lasst mich in Ruhe malen. Vorsicht, das Bild ist nass."

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