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70. Thronjubiläum der Queen: "Dianas Tod war der Wendepunkt"


70. Thronjubiläum der Queen
"Dianas Tod war der Wendepunkt"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 06.02.2022Lesedauer: 5 Min.
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Queen Elizabeth II. und Prinz Charles: Die Königin und ihr Thronfolger.Vergrößern des Bildes
Queen Elizabeth II. und Prinz Charles: Die Königin und ihr Thronfolger. (Quelle: Chris Jackson/getty-images-bilder)

Es ist ihr Platinjubiläum: Queen Elizabeth II. sitzt seit 70 Jahren auf dem Thron. Eine lange Zeit, in der sich vieles verändert hat. Der Stellenwert der Königin innerhalb der Bevölkerung bleibt dennoch konstant hoch. Warum?

6. Februar 1952: Prinzessin Elizabeth ist 25 Jahre alt und wird durch den frühen Tod ihres Vaters, König Georg VI., zur Königin. Als sie davon erfährt, befindet sie sich mit ihrem Ehemann Prinz Philip in Kenia, reist daraufhin direkt zurück nach London. Das ist auf den Tag genau 70 Jahre her. Anna Whitelock, Professorin und Historikerin mit Geschichte der britischen Monarchie als Spezialgebiet, erklärt t-online, weshalb die Monarchie für viele Britinnen und Briten so wichtig ist.


Seit die Queen vor 70 Jahren den Thron bestieg, dreht sich die Welt sprichwörtlich immer schneller. 14 verschiedene Premierminister gingen bei ihr im Buckingham-Palast ein und aus – von Churchill bis Johnson. Das Leben auf der Erde ist rastloser. Während der Regentschaft der Queen ist das britische Weltreich zerfallen, der Kalte Krieg fand statt und das Vereinigte Königreich trat aus der EU aus.

Queen Elizabeth II. ist bei all dem für zahlreiche Britinnen und Briten ein Symbol der Beständigkeit. Laut einer Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov haben 83 Prozent eine positive Meinung über sie (Stand November 2021). Ist sie allein es, die die Monarchie im Vereinigten Königreich auch heute noch erstaunlich gut dastehen lässt – trotz der Skandale, die das Königshaus auch aktuell ereilen? Man denke nur an den Rückzug von Prinz Harry und Herzogin Meghan als hochrangige Mitglieder der Royal Family im Jahr 2020, die von ihnen erhobenen Rassismusvorwürfe oder die Verwicklung von Prinz Andrew, dem zweitältesten Sohn der Queen, in den Missbrauchsskandal um den inzwischen verstorbenen US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein.

Schaden vom britischen Königshaus abzuwenden, kommt für die Queen stets an erster Stelle. Immer wieder scheint es ihr zu gelingen. Trotz aller internen Krisen gaben im März 2021 61 Prozent der von YouGov Befragten an, sie würden gern weiterhin in einer Monarchie leben.

t-online: Wie hat sich die britische Monarchie während der 70-jährigen Regentschaft der Königin verändert?

Anna Whitelock: Die britische Monarchie musste schon immer auf einem schmalen Grat zwischen Kontinuität und Wandel wandern. Ihre Stabilität beruht eigentlich auf ihrer Langlebigkeit. Aber sie musste sich auch weiterentwickeln, um den Herausforderungen und Anforderungen der sich verändernden Welt gerecht zu werden. Die Regentschaft der Queen dauert nun schon 70 Jahre, währenddessen gab es tiefgreifende Veränderungen, nicht zuletzt in den Medien zum Beispiel. Die Monarchie musste ihre Beziehungen zu den Medien und zum Volk neu bewerten – beispielsweise durch Kommunikation über Social Media. Sie musste aber auch zugänglicher und weniger distanziert werden.

Gab es einen Wendepunkt?

Ich denke, Dianas Tod 1997 war ein tiefgreifender Wendepunkt. Die Königin wurde damals als nicht im Einklang mit der öffentlichen Meinung stehend angesehen. Sie war in Balmoral bei ihren Enkeln, kümmerte sich um sie und trauerte abseits der Öffentlichkeit. Doch dann forderte das Volk, dass sie sichtbarer sein und ihre Emotionen mehr zeigen sollte. Das war ein Wendepunkt in dem Sinne, dass die Monarchie sich mehr nach außen wenden, sich mehr engagieren, zugänglicher und einfühlsamer werden musste. Ich denke, dass sich dieser Wandel in den letzten Jahrzehnten noch verstärkt hat.

Warum ist die Monarchie für viele Britinnen und Briten so wichtig – oder ist es die Königin, die wichtig ist?

Das ist eine gute Frage. In gewisser Weise sind die Bedeutung und die Beliebtheit der Monarchie völlig ungeprüft, weil es im Leben der meisten Menschen nur die Königin als Monarchin gegeben hat. Es gab keinen Moment des Wechsels, des Übergangs und der Nachfolge. Wir wissen also nicht, ob es sich bei der Unterstützung oder der passiven Akzeptanz der Monarchie um eine Unterstützung und passive Akzeptanz der Königin handelt oder ob es etwas mit der Monarchie im Allgemeinen zu tun hat. Wir werden nicht wissen, ob die Popularität der Königin ein Synonym für die Monarchie ist, bis die Königin stirbt.

Im April 2021 starb Prinz Philip, der Ehemann der Queen, mit 99 Jahren. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Schlagzeilen über den Gesundheitszustand der Monarchin. Sie zeigte sich mit Gehstock, musste eine Nacht im Krankenhaus verbringen und zog sich daraufhin zeitweise zurück. Die Ärzte haben der Königin zum Kürzertreten geraten, ihr Sohn, Prinz Charles, und seine Frau Camilla übernehmen vermehrt offizielle Pflichten.

Nach ihrem Tod wird Prinz Charles den Thron besteigen. Am Vorabend ihres Platinjubiläums erklärte Elizabeth II. in einem Schreiben, dass Camilla dann Queen werden solle. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts zeigt allerdings, dass die knappe Mehrheit der Briten lieber Charles' Sohn, Prinz William, als direkten Nachfolger der Queen sehen würde (Stand 15. November 2021). Wie ist das zu erklären?

William ist jünger, und deshalb hat man das Gefühl, dass er eine Art neue und modernere Monarchie repräsentieren würde. Aber es besteht keine Chance, dass Charles den Thron weitergibt. Er hat sein ganzes Leben darauf gewartet, König zu werden. Ich denke, dass er im Sinne einer dieser lang gehegten Leidenschaften und Sorgen für die Umwelt, die jetzt natürlich ganz oben auf der Tagesordnung steht, den richtigen Ton treffen kann.

Wie hoch sind die Erwartungen an Charles als König?

Er wird sich deutlich von seiner Mutter unterscheiden, und er wird nicht annähernd so lange leben und regieren wie sie. Im besten Fall wird es also darum gehen, die Unterstützung oder zumindest die Apathie gegenüber der Monarchie aufrechtzuerhalten und keine nennenswerte Herausforderung für sie zu sehen. Ein Teil seiner Regentschaft könnte darin bestehen, die Monarchie neu zu definieren, um sie nützlicher, zweckmäßiger und relevanter zu machen.

Wird es sich eher um eine Übergangsphase handeln?

In gewisser Weise wird es eine Übergangsphase sein, denn William wird ein großer Teil der Regentschaft von Charles sein. Er wird sehr sichtbar sein und eine Menge tun. Aber ich denke, auch wenn Charles nicht unbedingt sehr lange König sein wird, wird er mehr tun wollen, als nur ein Platzhalter zu sein. Er wird die Modernisierung der Monarchie vorantreiben wollen, ihren Zweck betonen, vielleicht in Bezug auf die Umwelt, aber auch die Monarchie verschlanken: die Anzahl der Mitglieder der arbeitenden königlichen Familie reduzieren, die Paläste modernisieren und die Art und Weise, wie die Royals reisen, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu sein. Ich denke also, er wird mehr tun wollen, als nur den Thron für William warmzuhalten.

Irgendwann werden Charles und dann auch William in die Fußstapfen der Queen treten. In einer Sache können sie sie rein rechnerisch nicht einholen: Elizabeth II. führt seit über sechs Jahren die Liste der dienstältesten Monarchen an. Am 9. September 2015 stellte sie den Rekord ihrer Ururgroßmutter Victoria ein, die von 1837 bis 1901 gut 63 Jahre über das Vereinigte Königreich herrschte. Elizabeth II. ist mit einem Alter von 95 Jahren gleichzeitig derzeit die weltweit älteste noch regierende Monarchin. Geboren wurde sie 1926 als Dritte in der Thronfolge, nach ihrem Vater und ihrem Onkel, der der Liebe wegen 1936 abgedankt hatte.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit der britischen Historikerin Anna Whitelock
  • eigene Recherchen
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