Jubiläums-"Polizeiruf" enttäuscht Claudia Michelsen nervt als ewiges Kollegenschwein
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Am Sonntagabend feierte der "Polizeiruf 110" sein 45-jähriges Jubiläum. Da rechnete man natürlich mit einer Knaller-Folge. Leider konnten die Macher von "Endstation" diese Erwartung nicht erfüllen. Konstruiert wirkende Konflikte beeinträchtigten die ansonsten ergreifende Story um das Scheitern einer Pflegefamilie.
Fangen wir mit den Stärken des Films an: Die Handlung um einen brutal erschlagenen zwölfjährigen Jungen war packend, berührend und authentisch. Der 12-jährige Marko Siebrecht (Joshio Marlon) wird auf dem Schulweg brutal zusammengeschlagen und stirbt. Die Ermittler haben die Pflegeeltern des Jungen im Verdacht. Lara (Paula Dombrowski) und Hanno Schilchow (Ronald Kukulies) haben Marko, seinen älteren Bruder Sascha (Nino Böhlau) und die geistig behinderte Nadine (Luzie Ahrens) als Pflegekinder in ihre Familie geholt, weil ihnen ihre leibliche Tochter Bella (Janina Fautz) nicht genug war: "Wir wollten immer eine große Familie."
Matthias Matschke ersetzt Sylvester Groth
Bis zuletzt haben Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und ihr neuer Kollege Dirk Köhler (Matthias Matschke) - der den ausgestiegenen Jochen Drexler (Sylvester Groth) ersetzt - die Pflegeeltern im Visier. Dann tut sich aber im spannenden Showdown ein noch viel größerer Abgrund auf.
Randkonflikte wirken bemüht
Es schmerzte, den liebenden und offensichtlich nur Gutes wollenden Pflegeeltern beim Scheitern zuzusehen. Insofern war "Endstation" ein packendes, authentisches Familiendrama. Allerdings wurden drumherum zu viele Randkonflikte konstruiert, die wenig glaubhaft wirkten und deshalb nervten.
Nachdem die taffe Motorradbraut Doreen Brasch schon in den letzten fünf Folgen ständig mit ihrem pingeligen Klugscheißer-Kollegen Jochen Drexler (Sylvester Groth) aneinander rasselte, war sie im Umgang mit dem Neuen noch mehr auf Krawall gebürstet. Dirk Köhler hatte bei ihr von Anfang an keine Chance, obwohl er offen, freundlich, einfühlsam und kompetent agierte. Barsch und aggressiv wies sie ihn zurück und behinderte die Zusammenarbeit. Bis zum Schluss fragte man sich: Warum eigentlich? Auch die Kündigung von Kriminalobermeister Mautz (Steve Windolf), der den Gewaltakt gegen das unschuldige Kind nicht verkraftete, wirkte sehr bemüht.
Privat sind sie ein Herz und eine Seele
Fazit: Claudia Michelsen ging einem als Kollegenschwein auf den Zeiger. Eine Mittvierzigerin sollte doch reflektiert genug sein, um einem unschuldigen, neuen Kollegen das Leben nicht derart zur Hölle machen zu wollen. Ansonsten war dieses Sozialdrama im Krimigewand aber sehr spannend - nicht zuletzt dank der kompetenten Darsteller. Ronald Kukulies und Paula Dombrowski spielten die verzweifelten Eltern ebenso glaubhaft wie Nino Böhlau den gewaltbereiten Kamikaze-Liebhaber. Und wer weiß? Vielleicht hat das neue Team ja noch eine Chance? Nachdem sich Dirk Köhler für die junge Bella hat aufopfernd in den Bauch stechen lassen, schien er in Doreen Braschs Gunst enorm zu steigen. Es gibt also Hoffnung. Und dieses Facebook-Selfie verrät: Privat sind die beiden offenbar ein Herz und eine Seele.
"Polizeiruf: Endstation" - Sonntag, 29. Mai, 20.15 Uhr, ARD
