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"Tatort: Königinnen" aus München: Warum wir diesen Fall jetzt brauchen | Das Erste


Ermittlungen unter Königinnen
Warum wir diesen "Tatort" jetzt brauchen

MeinungVon Maria Bode

28.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Tatort" aus München: Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stellt die Königinnen (Franziska Wagner, Lilly Wiedemann, Phenix Kühnert) zur Rede.Vergrößern des Bildes
"Tatort" aus München: Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) stellt die Königinnen (Franziska Wagner, Lilly Wiedemann, Phenix Kühnert) zur Rede. (Quelle: BR/ Luis Zeno Kuhn)

Der Film mutet zunächst – und auch im Verlauf immer mal wieder – albern an, behandelt aber aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen. So wird der neue Münchner "Tatort".

Weißwurstkönigin, Zwiebelkönigin, Spargelkönigin und Honigkönigin – das sind nur vier von unzähligen bayerischen Produktköniginnen im Münchner "Tatort". In deren Umfeld hat sich offenbar ein Mordversuch ereignet: Jemand hat Josef Gehrling (Wolfgang Fierek), den Präsidenten des Bavaria-Bundes, mit einem Bolzenschussgerät attackiert – kurz vor dem Königinnentag. Er lebt noch, liegt auf der Intensivstation. Jetzt ermitteln die Hauptstadtkommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) auf dem Land.

Der Krimi von Drehbuchautor Robert Löhr und Regisseur Rudi Gaul kommt teils aufgrund von Bildern und Hintergrundmusik wie eine Parodie auf Produktköniginnenwahlen in der Provinz daher. Doch er hat sich eines ernsten Themas angenommen: Gehrling nutzte seine Macht als Präsident gegenüber den jungen Frauen, die ihren Traum verwirklichen wollen. Mordmotive gibt es viele. Von sexuellen Übergriffen, verbaler Gewalt und Machtmissbrauch ist die Rede. Kurzum: Der Fall dreht sich um MeToo in einer etwas anderen Branche. Es geht auch um das Wegschauen, um das Decken mächtiger Personen. Darin ist besonders die Organisatorin des Königinnentages, gespielt von Veronica Ferres, gut.

Man fühlt sich erinnert an den Skandal um den inzwischen verurteilten Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein. Der Skandal, der im Oktober 2017 um die Welt ging und die MeToo-Debatte insbesondere in der Filmindustrie ins Rollen brachte. Auch der Fall rund um den inzwischen verstorbenen US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein schwirrt noch in unseren Köpfen. Er wurde 2019 angeklagt, weil er einen Missbrauchsring zur Ausbeutung Minderjähriger betrieben hat – unterstützt von seiner Partnerin Ghislaine Maxwell.

Der "Tatort" knüpft außerdem an Fälle von Transfeindlichkeit an. So beschimpft Josef Gehrling die Spargelkönigin-Anwärterin Luise (Phenix Kühnert), eine Transfrau, bei der Vorauswahl in ihrer Stadt aufs Abartigste. Er will, dass sie ihre Bewerbung zurückzieht, mault sie an: "Es ist eigentlich völlig ausgeschlossen, dass Sie gewählt werden. Wahrscheinlich rechnen Sie sogar mit einer Niederlage, um das Ganze dann auf Diskriminierung zu schieben. [...] Dieses Gender-Diversitäts-Gaga, diese Spielverderberei. Immer gibt's eine Minderheit, die muss in die Suppe spucken."

Leider wird dieser fiktive Mann wohl viele Menschen nickend vor ihren TV-Geräten zurücklassen. Insbesondere jene aus dem rechten Lager, das – so zeigen es die Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen und Bayern vom 8. Oktober und aktuelle Umfragen – derzeit eher größer als kleiner wird. So hat sich die AfD auch Transfeindlichkeit auf die Agenda geschrieben. Doch der "Tatort" zeigt: Es gibt auch Lichtblicke.

Und Leitmayr und Batic? Durch sie wird der Kontrast zwischen Stadt und Land, zwischen altem weißen Mann und junger woker Frau aufgezeigt. Die einen bezeichnen sie als gleichermaßen woke Städter, Honigkönigin Toni (Lilly Wiedemann) echauffiert sich unterdessen darüber, dass sie "erwachsene Frauen [als] Mädchen" bezeichnen. Auch die beiden Kommissare müssen auf jeden Fall "ihren eigenen Blick [...] hinterfragen", so Regisseur Gaul. Denken sie doch immer noch, wo viele Frauen aufeinander reffen, da wird herumgezickt.

"Es hat sich aufseiten der Männer nicht genug getan"

Lohnt sich das Einschalten? Unbedingt! Der "Tatort" ist eine gelungene Mischung zwischen bunter Sonntagabendunterhaltung, Spannung und Aktualität. Veronica Ferres bringt es im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur so auf den Punkt: "Die MeToo-Debatte ist und bleibt unfassbar wichtig; deshalb ist es gut, dass der 'Tatort' das Thema aufgreift. Es hat sich nämlich aufseiten der Männer immer noch nicht genug getan."

 
 
 
 
 
 
 

Ihrer Ansicht nach verstünden noch immer viele Männer nicht, was sie falsch machen. "Es fehlt ihnen häufig so ein grundsätzlicher und selbstverständlicher Respekt Frauen gegenüber." Ein "Tatort" soll zwar unterhalten und nicht moralisieren. Ein Denkanstoß ist aber allemal willkommen.

Der "Tatort: Königinnen" läuft am Sonntag, dem 29. Oktober 2023, im Ersten – aufgrund eines "Brennpunkts" zum Krieg im Nahen Osten erst um 20.30 Uhr. In der ARD-Mediathek ist er im Anschluss bis zum 29. Oktober 2024 abrufbar.

Verwendete Quellen
  • Das Erste: "Tatort: Königinnen" vom 29. Oktober 2023
  • Pressebereich des Bayerischen Rundfunks
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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