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Benedikt Doll: Biathlon ist für die Charakterbildung förderlicher als Fußball


DSV-Star über Weg zum Profi
Doll: Biathlon ist für die Charakterbildung förderlicher als Fußball

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InterviewVon Alexander Kohne

Aktualisiert am 29.11.2019Lesedauer: 4 Min.
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Benedikt Doll ist seit 2012 im Biathlon-Weltcupteam des Deutschen Skiverbandes (DSV) dabei.Vergrößern des Bildes
Benedikt Doll ist seit 2012 im Biathlon-Weltcupteam des Deutschen Skiverbandes (DSV) dabei. (Quelle: imago/imago-images-bilder)

Benedikt Doll ist einer der Stars des deutschen Biathlon-Teams. Aber wie ist er überhaupt dorthin gekommen? Hier gewährt er Einblicke hinter die Kulissen der Biathlon-Welt.

Mit dem WM-Titel 2017 im Sprintrennen hat DSV-Biathlet Benedikt Doll international den Durchbruch geschafft. Danach folgten zwei olympische Bronzemedaillen und zuletzt Platz sieben im Gesamtweltcup. Vor dem Start der neuen Saison am Samstag im schwedischen Östersund (ab 13.10 Uhr im Liveticker von t-online.de), erklärt er seinen sportlichen Werdegang.

t-online.de: Herr Doll, wie wird man eigentlich Profi-Biathlet?

Benedikt Doll: Mir wurde die Begeisterung für Sport quasi in die Wiege gelegt. Mein Vater hat immer schon Ausdauersport betrieben und als Berg- und Langstreckenläufer zahlreiche Titel gewonnen; meine Mutter ist Marathon gelaufen. Im Winter waren wir von klein auf immer Langlaufen. Dazu ist bei uns im Schwarzwald eigentlich jedes Kind im Sportverein. Ich war in der Ski-Zunft Breitnau. Da gab es eine sehr engagierte Dame, die ehrenamtlich das Training bei uns Kindern geleitet hat und mit uns zweimal die Woche an den Schießstand gefahren ist. So bin ich zum Biathlon gekommen und dann einfach dabeigeblieben. Ich habe die Nachwuchsjahrgänge durchlaufen – von Jugend über Junioren bis zum deutschen C-Kader. Dann bin ich in den B-Kader gekommen und Profi geworden.

Wo waren die größten Schwierigkeiten dabei?

Grundsätzlich gibt es zwei schwierige Punkte. Der erste kommt nach der Schule. Da muss man sich entscheiden: Verdiene ich jetzt Geld mit dem Sport und kann davon leben, oder mache ich eine Ausbildung oder gehe studieren? Ich hatte als Kader-Athlet Glück und habe nach meiner allgemeinen Hochschulreife 2009 gleich einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr bekommen. Dadurch habe ich die finanziellen Möglichkeiten, mich ganz auf den Sport zu konzentrieren. Meine zwei Jahre ältere Schwester hatte dieses Glück damals nicht. Sie hat dann aufgehört, was nicht einfach für sie war. Ein zweiter schwieriger Punkt ist der Sprung vom Junioren- (bis zum 21. Geburtstag, Anm. d. Red.) in den Männerbereich. Das ist ein echter Cut. Denn Junioren rücken immer auf. Aber bei den Männern hören natürlich nicht jede Saison drei, vier Athleten auf. Da sammelt sich dann alles.

Gab es einen Zeitpunkt, an dem Sie echte Zweifel hatten, ob die Entscheidung für Profi-Biathlon richtig war?

Ehrlich gesagt wurde ich umso besser, je länger ich Biathlon betrieben habe: Nach dem Sprung in den B-Kader konnte ich mich dort halten und bin dann in den A-Kader aufgestiegen. In der Schülerzeit mit 13, 14 Jahren, hatte ich natürlich auch mal eine Durststrecke. Da war ich nicht wirklich erfolgreich und auch in keinem Kader. Ich hing etwas in der Luft – aber ans Aufhören habe ich nicht gedacht.

Sie sind Weltmeister und zweifacher Olympia-Medaillengewinner. Wenn Sie jetzt Ihre Karriere beenden würden, hätten Sie dann ausgesorgt?

Nein. Das ist im Biathlon nicht möglich – außer bei den absoluten Top-Leuten, die eine solche Bekanntheit erlangt haben, dass sie nach der Karriere beispielsweise von Auftritten bei Events oder Vorträgen leben können. Aber für mich wäre das eh keine Option. Nach der Karriere möchte ich in die Privatwirtschaft wechseln, was Technisches machen. Das ist auch mein Schwerpunkt im Studium. Von daher ist es mir relativ egal, ob ich ausgesorgt hätte. Natürlich ist es schön, wenn man einen finanziellen Puffer hat – aber ich möchte schon noch etwas arbeiten und etwas Produktives bewirken. Ich werde eher nervös, wenn ich mal nichts machen soll (lacht).

Finden Sie es nicht manchmal unfair, dass Fußballer bei ähnlichem Aufwand eine wesentlich größere mediale Aufmerksamkeit genießen und mit Anfang 20 oft schon ausgesorgt haben?

Nein, ganz und gar nicht. Ich bin darauf auch nicht neidisch. Denn auch als Fußballer muss man im Nachwuchsbereich etwas geleistet haben, damit man durch diesen Filter zu den Profis kommt. Es gibt ja Massen an jungen Talenten, die auf eine Profikarriere hoffen. Und wer es letztendlich dahin schafft, hat das sicherlich auch verdient. Was ich ein bisschen kritisch sehe, ist die persönliche Entwicklung. Wenn man als sehr junger, charakterlich vielleicht noch nicht so gefestigter Mensch, schon in den Himmel gehyped wird und unfassbar viel Geld verdient, ist das für die charakterliche Bildung oft nicht so optimal. Und es gibt sicherlich genug Situationen, in denen deutlich wird, dass einige Fußballer nicht unbedingt gereifte Persönlichkeiten sind.


Ist Biathlon für die Charakterbildung förderlicher als Fußball?

Ja, das würde ich schon sagen. Denn zum einen ist es eine Einzelsportart – da muss man emotional vieles mit sich selbst ausmachen. Dennoch spielt der Teamgedanke eine große Rolle, weil man beispielsweise zusammen trainiert. Außerdem musste ich immer viel selbstständig machen, was mir im Nachhinein sicherlich auch etwas gebracht hat.

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