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Biathlon - Ricco Groß: 16 Weltcupsiege? "Das ist Johannes Thingnes Bö durchaus zuzutrauen"


16 Weltcupsiege? "Das ist Bö durchaus zuzutrauen"

  • T-Online
Von Alexander Kohne

28.11.2019Lesedauer: 5 Min.
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Deutsche Biathlon-Legende: Ricco Groß ist seit 2018 Trainer des österreichischen Teams.Vergrößern des Bildes
Deutsche Biathlon-Legende: Ricco Groß ist seit 2018 Trainer des österreichischen Teams. (Quelle: imago-images-bilder)

Ricco Groß ist einer der deutschen Biathlon-Helden. Vor dem Start der neuen Saison erklärt er, wer richtig durchstarten wird und was er vom DSV-Team hält. Natürlich geht es auch um Laura Dahlmeier.

Ricco Groß hat den Biathlon-Sport mit vier Olympia- und neun WM-Titeln geprägt wie nur wenige vor ihm. Seit 2018 ist er Trainer des österreichischen Teams. Der gebürtige Sachse hat die ÖSV-Athleten zurück in die Erfolgsspur gebracht. Mit Simon Eder und Julian Eberhard landeten zuletzt gleich zwei Athleten in der Top 10 des Gesamtweltcups.

t-online.de: Herr Groß, wenn Sie mit etwas Abstand auf die vergangene Saison zurückschauen – hat Sie der Erfolg Ihres Teams selbst etwas überrascht?

Ricco Groß: Nein, absolut nicht. Weil das Potenzial einfach da war. Wir haben gute Athleten, die extrem leistungswillig sind. Die Erfolge waren letztendlich das Ergebnis konsequenten Trainings. Unser Ziel war erst einmal, diese Mannschaft wieder zusammenführen. Außerdem wollten wir den sechsten Startplatz im Weltcup (den nur die besten fünf Teams im Nationencup erhalten, Anm. d. Red.) zurückerkämpfen. Das haben wir beides erreicht. Dazu hat Julian Eberhard bei der WM Bronze im Massenstart gewonnen. Natürlich hätten wir gerne noch eine WM-Staffelmedaille gewonnen, aber ich bin auch so sehr zufrieden.

Ricco Groß holte als aktiver Biathlet vier Olympische Goldmedaillen. Nach seinem Karriereende 2007 arbeitete er u. a. als TV-Experte. Von 2015 bis 2018 war Groß Cheftrainer der russischen Biathlon-Herren. Aktuell arbeitet er in gleicher Position beim österreichischen Team.

Wie lauten die Ziele für die neue Saison?

Es wäre natürlich schön, wenn drei unserer Athleten unter den Top 15 landen würden. Simon Eder und Julian Eberhard (2018/19: Achter und Neunter im Gesamtweltcup, Anm. d. Red.) haben natürlich wieder die Fähigkeiten, in die Top 10 zu kommen. Dominik Landertinger (2018/19: 34., Anm. d. Red.) hat bisher ein sehr gutes Trainingsjahr gehabt, aber die letzte Saison etwas zum Aufbauen nutzen müssen. Ihn wollen wir mit einer komplett neuen Performance an den Start bringen. Und auch Felix Leitner ist für mich ein Kandidat, um in die Top 15 bis 20 zu springen. Das Vermögen hat Felix, aber er ist noch sehr jung.

Was in der vergangenen Saison fehlte, war ein Weltcupsieg. Wie steht es damit in dieser Saison?

Ein Weltcupsieg in den Einzelwettbewerben sollte schon drin sein. Aber ich möchte mich da eigentlich nicht genauer festlegen. Denn wenn wir den Sieg nicht holen, sondern stattdessen Platz zwei, drei, vier und fünf, wäre ich auch sehr zufrieden (lacht).

Ist Ihr Team auf dem Papier sogar besser als die deutsche Mannschaft?

Nein, denn im deutschen Team sind fast alle Weltmeister: Ob Benedikt Doll im Sprint, Erik Lesser in der Verfolgung, Simon Schempp im Massenstart oder Arnd Peiffer zuletzt in Östersund im Einzel. Diese Mannschaft ist absolute Extraklasse. Und falls einer ausfallen sollte, stehen dahinter Johannes Kühn oder Romas Rees bereit, sodass Deutschland immer extrem gute Staffeln aufbieten kann. Daran werden wir uns sicherlich noch die Zähne ausbeißen. Aber: Wir haben das Potenzial, da mitzuhalten – und das versuchen wir natürlich.

Und wie schätzen Sie die Chancen der Deutschen in den Einzelwettbewerben ein?

Die vier Arrivierten werden immer vorne mit dabei sein. Vor Arnd kann eigentlich nur jeder den Hut ziehen. Diese Souveränität, mit der er den WM-Titel im Einzel gewonnen hat – sowas habe ich schon ganz lange nicht mehr gesehen. Erik konnte nach seinem Verletzungspech kontinuierlich trainieren und ich hoffe, dass er entsprechend in den Weltcup zurückfindet. Simon hat nach einem schweren Jahr auch gut trainiert. Der wird sicher auch gut dabei sein. Und Benni (Benedikt Doll, Anm. d. Red.) gehört natürlich besonders im läuferischen Bereich zu den besten Athleten und kann immer wieder Rennen für sich entscheiden.

Simon Schempp war 2015 und 2016 Vierter im Gesamtweltcup. In der Vorsaison musste er wegen gesundheitlicher Probleme oft aussetzen. Kann er an seine alten Leistungen anknüpfen?

Ja, das glaube ich schon. Simon ist auch im Kopf ein ganz starker, gereifter Athlet geworden. Er hat sehr kontinuierlich trainieren können, dazu hat er seine eigenen Ideen eingebracht – er wird sicherlich das Niveau, das er schon hatte, erreichen können.


Gibt es einen jungen Athleten, den aktuell noch niemand auf der Rechnung hat und der überraschen könnte?

Ich bin gespannt auf Danilo Riethmüller, der sich als Junior bereits ins IBU-Cup-Feld gelaufen hat. Er ist eines der größten Talente überhaupt. An ihm wird Deutschland noch viel Spaß haben.

Im Vorjahr hat Johannes Thingnes Bö den Weltcup nach Belieben dominiert. Am Ende lag er über 400 Punkte vor dem Zweitplatzierten Alexander Loginow. Wird es diesmal spannender?

Ich hoffe es, ja. Ich hoffe es sehr (lacht). Das hängt natürlich sehr vom Einstieg in die Saison ab. Bö ist ein extrem starker Athlet. Es ist schwer, ihn zu schlagen – vor allem, wenn er einen Lauf hat. Johannes ist ein absoluter Vollprofi, der den Sport betreibt, wie nur sehr wenige. Nicht umsonst hat er so einen Erfolg – wobei dabei verschiedene Punkte zusammenkommen: Er hat natürlich vom Talent her einiges mitbekommen und dazu ein sehr gutes Trainerteam um sich herum. Auch im Bereich Skitechnik sind die Norweger ganz weit vorne. Und weil er sich seiner physischen Stärken bewusst ist, ist er mittlerweile auch mental so stark, dass er sich beim Schießen sagt: „Mein Gott, dann schieße ich halt mal einen Fehler. Das hole ich in der Loipe wieder auf.“

Kann er die 16 Einzelsiege aus dem Vorjahr wiederholen?

Das ist ihm durchaus zuzutrauen. Das hat man in den Jahren vorher auch bei Martin Fourcade gesehen, der das Wettkampfprogramm mit bemerkenswerter Souveränität abgespult hat. Das hat Bö auch drauf.

Sie sprachen Fourcade an. Gehört der Gesamtweltcupsieger von 2012 bis 2018 zu Bös größten Konkurrenten in der neuen Saison?

Klar. Fourcade wird sicherlich etwas dagegen haben, dass Bö nochmal so abräumt. Und dann wären da noch die anderen Franzosen, allen voran Quentin Fillon Maillet, der zuletzt eine Sensationssaison hatte. Und natürlich Loginow. Mit Schempp, Doll, Lesser und Peiffer gibt es dazu vier Deutsche, die in dem Bereich unterwegs sind. Und bei uns Julian Eberhard. Wenn er eine gewissen Kontinuität am Schießstand reinbekommt, dann ist er sicherlich ein ganz heißer Kandidat dafür. Denn in der Loipe war er zuletzt der Zweitbeste hinter Bö. Die Probleme am Schießstand, die er manchmal hatte, gab es in diesem Jahr im Training relativ selten. Er hat sehr intensiv daran gearbeitet und Trefferquoten im hohen 80er- bis 90er-Prozentbereich geliefert.

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Kommen wir zum Abschluss zu Laura Dahlmeier. Wie kann das deutsche Frauenteam ihr Ausscheiden kompensieren?

Wenn so eine Riesenathletin aufhört, dann wird es immer sehr, sehr schwer. Da tut sich schon eine Riesenlücke auf. Im letzten Jahr hat Denise Herrmann mit ihren drei WM-Medaillen allerdings gezeigt, dass das auch relativ schnell gehen kann. Auch die anderen haben gut trainiert – egal ob Franziska Preuß, Franziska Hildebrand oder Vanessa Hinz. Die werden sich in der mannschaftlichen Geschlossenheit gut präsentieren.

Wer ist Dahlmeiers legitime Nachfolgerin im Team?

Das ist sehr schwer zu beantworten. So eine Ausnahmeathletin wie Laura kann man nicht einfach ersetzen – und einen anderen Namen nennen.

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