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Corona-Warn-App: Versagt sie in Bussen und Bahnen? Das sagt das RKI


Studie aus Irland
Versagt die Warn-App in Bussen und Bahnen? Das sagt das RKI

Von Laura Stresing

Aktualisiert am 18.08.2020Lesedauer: 3 Min.
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Im Video erklärt: So funktioniert die Corona-Warn-App. (Quelle: t-online)

Laut einer irischen Studie sind Anwendungen wie die Corona-Warn-App in Bussen und Bahnen zum Scheitern verurteilt. Der Grund: Das Metall erschwere die Abstandsmessung per Bluetooth-Signal.

Sogenannte Kontakt-Tracing-Apps wie die deutsche Corona-Warn-App messen den Abstand zu anderen Geräten via Bluetooth. Durch das Aussenden von Funksignalen soll bestimmt werden, ob und wie lange sich zwei Personen nahe gekommen sind.

Allerdings ist die Bluetooth-Technologie für solche Zwecke nicht gemacht. Schon früh warnten Experten, dass die Abstandsmessung je nach Gerät, Situation und Umgebung ungenau sein könnte – mit der Folge, dass Fehlalarme ausgelöst werden oder Risikobegegnungen unerkannt bleiben.

Signal-Aussetzer in der Straßenbahn

Eine Studie aus Irland scheint das nun zu bestätigen: In einem Experiment fanden die Forscher heraus, dass die metallenen Wände einer Dubliner Straßenbahn den Signalaustausch offenbar so sehr stören, dass eine exakte Abstandsmessung kaum möglich ist.

Für ihre Untersuchung nutzten die Forscher eine modifizierte Kontakt-Tracing-App von Google. Anschließenden wendeten sie die Algorithmen der offiziellen Corona-Warn-Apps aus drei Ländern auf die in der Straßenbahn erfassten Daten an: Deutschland, Schweiz und Italien. Das Ergebnis: Keine dieser Apps hätte unter den untersuchten Bedingungen eine zuverlässige Kontaktüberprüfung vornehmen können. Die deutsche und die schweizerische App hätten im Ernstfall gar keinen Alarm geschlagen. Die italienische App hätte eine hohe Fehlerquote gehabt.

Dauer und Abstand sind entscheidend

Alle drei untersuchte Apps nutzen das Kontaktprotokoll von Google und Apple, setzen aber unterschiedliche Schwellenwerte zur Bewertung eines Risikokontakts an. Sowohl die Distanz als auch die Dauer einer Begegnung spielen dabei eine Rolle: Ein Kontakt wird von den Apps erst dann als relevant erfasst, wenn bestimmte Mindestwerte unter- beziehungsweise überschritten sind. Ein Algorithmus berechnet anschließend das individuelle Infektionsrisiko.

In dem Versuchsaufbau aus Irland stellten sich die Bluetooth-Messungen aber als extrem unzuverlässig heraus. Teilweise wurden Abstände zwar korrekt gemessen. Die Signalstärke schwankte jedoch so stark, dass die Apps Schwierigkeiten gehabt hätten, einen durchgängigen Kontakt festzustellen. Die Forscher gehen davon aus, dass dieses Problem nicht nur in der Straßenbahn, sondern in allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln besteht.

Was bedeutet das nun für die Corona-Warn-App?

Die deutsche Corona-Warn-App war unter anderem mit dem Argument eingeführt worden, dass damit auch der unbekannte Nebensitzer in der U-Bahn erfasst werden könnte. Die irische Studie legt aber nahe, dass die App für diesen Anwendungsfall eher ungeeignet ist. Was stimmt den nun?

Die Studie wurde bereits im Juni publiziert. Sie ist noch nicht unabhängig geprüft und bestätigt worden. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) verweist auf Nachfrage von t-online.de darauf, dass der Review-Prozess noch nicht abgeschlossen ist.

Die Genauigkeit der Kontaktüberprüfungs-Schnittstelle von Google und Apple sei zudem schon vor der Einführung der Corona-Warn-App für verschiedene Szenarien überprüft worden, darunter auch für Zugfahrten. Dabei seien 80 Prozent der Begegnungen richtig erfasst worden. "Insofern können die nun vorgelegten Ergebnisse der irischen Studie so nicht nachvollzogen werden", teilte eine Sprecherin mit.

Die App schützt nicht vor Ansteckung

Zwar stimme es, dass "gerade in geschlossenen Räumen verschiedene Störfaktoren die Genauigkeit der Feldstärke als Näherungsfaktor für die geschätzte Entfernung zwischen zwei Endgeräten beeinflussen können". Die Corona-Warn-App sei jedoch so konfiguriert, dass sie auch Begegnungen mit einem Abstand von mehr als zwei Metern erfasse. Dabei werde in Kauf genommen, dass die App öfter Fehlalarme ausgebe.

Laut dem RKI sind weitere Messungen in unterschiedlichen Testszenarien geplant, um die Zuverlässigkeit der App zu verbessern. Eine Risikobewertung durch gesunden Menschenverstand wird die App dennoch nie ersetzen können. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bekanntlich vor allem in geschlossenen und schlecht gelüfteten Räumen und überall dort, wo Abstandsregeln nicht eingehalten werden (können). Das korrekte Tragen eines Mund-Nase-Schutzes bleibt deshalb insbesondere im öffentlichen Nahverkehr unverzichtbar.

Verwendete Quellen
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