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Diese Games provozierten Riesen-Skandale


Gewalt und Sex
Diese Games provozierten Riesen-Skandale

Von Ali Vahid Roodsari

Aktualisiert am 23.03.2019Lesedauer: 5 Min.
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Eine Szene aus "Active Shooter": In dem Game können Spieler die Rolle eines Amokläufers übernehmen.Vergrößern des Bildes
Eine Szene aus "Active Shooter": In dem Game können Spieler die Rolle eines Amokläufers übernehmen. (Quelle: Revived Games/Hersteller)

In der Geschichte der Videospiele finden sich immer wieder Games, die große Kontroversen auslösten – sei es wegen Gewaltdarstellung, Sexszenen oder aus anderen Gründen. Sieben Skandal-Games im Überblick.

Täglich erfreuen sich Millionen Menschen weltweit an Videospielen. Doch manche Games verursachen Ärger und landen auf dem Index. Einige Spiele wurden sogar von Gerichten landesweit beschlagnahmt. Hier eine unvollständige Auswahl skandalöser Spiele von 1982 bis heute:

1. "Custer's Revenge"

1982 erschien das Spiel "Custer's Revenge" für Atari 2600. Die Titelfigur soll den amerikanischen Militärführer George Armstrong Custer darstellen. Custer ist in den USA eine bekannte Person, er starb 1876 in den sogenannten "Indianerkriegen".

In "Custer's Revenge" kontrolliert der Spieler einen nackten Pixel-Custer. Ziel ist es, Pfeilen und Kakteen auszuweichen und eine Indianerin zu erreichen, die an einem Pfahl gefesselt ist – ebenfalls nackt. Sobald Custer bei der Indianerin ankommt, penetriert er die Frau. Dadurch erhält der Spieler Punkte.

Medien, Frauenrechtsgruppen und Indianerverbände sahen in der Szene eindeutig eine Vergewaltigung. Entwickler Mystique argumentierte, dass der Sex einvernehmlich sei und Custer die Frau "verführe". Dagegen sprachen aber unter anderem, dass die Indianerin gefesselt ist, oder, dass das Spiel "Custer's Revenge" (Custers Rache) heißt. Das Spiel erhielt von Kritikern schlechte Bewertungen, Aktivisten versuchten, es verbieten zu lassen. Das gelang ihnen aber nur in Oklahoma City.

2. "Teacher Busters"

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) setzte 1987 das Spiel "Teacher Busters" für den Commodore 64 auf den Index. Die Handlung des 8-Bit-Spiels: Der Spieler gibt den Namen eines Lehrers ein und muss ihn mit einem Panzer jagen und töten. Seine Entscheidung begründete die Behörde laut "Gamestar" unter anderem wie folgt:

"Der Spieler wird im Spiel 'Teacher Busters' an Tötungshandlungen beteiligt, die er aufgrund der Ausgangssituation im Spielverlauf aktiv mitgestaltet und nachvollzieht. ... Seine Gestaltungsmöglichkeiten beschränken sich auf das schnelle Aufsuchen des Opfers, um die eigene Tötung zu verhindern und das Abschießen des Gegners. Der Spielverlauf lässt keine andere Entscheidung zu. Die geistigen und emotionalen Funktionen werden ausschließlich auf die Bewältigung von Tötungshandlungen konzentriert. ... Ohne Respekt für das menschliche Leben lautet die Meldung nach der Liquidierung eines Opfers, der Lehrer sei 'platt gefahren'".

Ein Indizierung bedeutet, dass für das Game unter anderem nicht mehr geworben werden darf. Auch der offene Verkauf ist verboten. 2012 strich die BPjM "Teacher Busters" wieder von der Liste indizierter Spiele.

3. "Manhunt"

Am 19. Juli 2004 orderte das Amtsgericht München an, das Spiel "Manhunt" bundesweit zu beschlagnahmen. Der Grund: die Gewaltdarstellung im Spiel. Das Amtsgericht begründete sein Urteil unter anderem so: "Das Spiel vermittelt in erster Linie die Botschaft, dass das Töten von menschlichen Wesen zu einem besonderen Spielspaß verhilft, der noch gesteigert wird, je höher das Maß der Gewalt ist."

Tatsächlich zeichnet sich "Manhunt" durch seine Gewaltdarstellung aus. In dem Game übernehmen Spieler die Rolle des zum Tode verurteilten Verbrechers James Earl Cash. Ein reicher Regisseur besticht die Justiz, um Cashs Hinrichtung zu verhindern. Der Grund: Der Regisseur möchte Snuff-Filme drehen. Dabei wird der Mord eines Menschen zur Erregung von Zuschauern gefilmt. Cash soll darum Bandenmitglieder auf möglichst brutale Art töten. Je brutaler der Spieler dabei vorgeht, desto besser fällt die Bewertung am Ende eines Levels aus.

Neben Deutschland verbannten andere Länder das Spiel, wie Neuseeland oder Australien. Ein ähnliches Schicksal erlebte der Nachfolger "Manhunt 2": Auch hier orderte das Amtsgericht München eine Beschlagnahme an.

4. "Hot Coffee"-Mod in "Grand Theft Auto: San Andreas"

Sei es Gewaltverherrlichung, Sexismus oder Rassismus: Kritiker von "Grand Theft Auto" (GTA) fanden immer wieder Gründe, die Spielereihe anzugreifen. 2005 fand sich ein weiterer: Das Minispiel "Hot Coffee" in "GTA: San Andreas".

In dem Mini-Game steuert der Spieler die Hauptfigur beim Sex mit seiner Freundin. Ursprünglich sollte die Szene für Spieler unzugänglich sein. Im Juni 2005 veröffentlichte ein Spieler jedoch einen Mod, der das Minispiel freischaltete. Ein Mod ist eine Veränderung in einem Game durch Spieler, die neue Inhalte wie Missionen oder Kleidung hinzufügt.

Das Besondere am "Hot Coffee"-Mod: Der Modder – Patrick Wildenborg – musste selbst keine Zusatzinhalte schaffen, um die Sexszene freizuschalten. Er änderte laut eigenen Angaben nur eine Datei. Das zeigt, dass die Entwickler von "GTA: San Andreas" die Sexszene bereits ins Spiel programmiert, in der Endversion aber deaktiviert hatten. Der Mod ließ sich durch einen Hack auch für Konsolenversionen von "San Andreas" aktivieren.

Der "Hot Coffee"-Mod startete in den USA eine Kontroverse und führte dazu, dass die Alterseinstufung von "GTA: San Andreas" geändert wurde. Statt "Mature" (für Spieler ab 17 Jahren) wurde es als "Adults Only" (für Spieler ab 18 Jahren) eingestuft. Viele Händler und Vertriebsplattformen in den USA vertreiben keine "Adults Only"-Spiele. "GTA"-Entwickler Rockstar North veröffentlichte als Reaktion einen Patch, der den Mod wieder rückgängig machte ("Cold Coffee"). In neueren Versionen des Spiels wurde zudem die Szene aus dem Game entfernt.

5. "Hatred"

2015 landete das Spiel "Hatred" des polnischen Entwicklerstudios Destructive Creations auf der Indexliste der BPjM. "Hatred" sollte laut Angaben der Entwickler als Gegenentwurf zum Trend zur politischen Korrektheit in Videospielen dienen. Das Spiel wollte sich von der Masse absetzen und bewusst provozieren. Am Ende kam ein Game ohne nennenswerte Handlung raus: Der Spieler wird im Game zum menschenhassenden Massenmörder, der Polizisten, Soldaten und Zivilisten umbringen will.

Bereits der erste Trailer zum Spiel verursachte bei vielen Spielekritikern negative Reaktionen. Es fielen Worte wie "entsetzlich" oder "geschmacklos". In den USA wurde "Hatred" als "Adults Only" eingestuft. Die Spieleplattform "Good old Games" verzichtete darauf, das Spiel auf seiner Seite anzubieten. Und auf der wichtigen Spieleplattform Steam des Konzerns Valve wurde für Spieler in Deutschland oder Australien der Vertrieb technisch blockiert. Und die Bundesprüfstelle setzt "Hatred" auf Listenplatz D. Hier landen Spiele, die "sowohl jugendgefährdend sind als auch einen möglicherweise strafrechtlich relevanten Inhalt haben."

6. "Active Shooter"

In den USA kommt es immer wieder zu Amokläufen an Schulen. Anfang 2018 dominierte das Massaker an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland die Nachrichten. 17 Menschen wurden damals durch einen Amokläufer getötet. Kurz nach dem Massaker plante Spieleentwickler Acid Software, das Spiel "Active Shooter" zu veröffentlichen. Spieler sollten die Rolle eines SWAT-Polizisten oder eines Amokläufers an einer Schule übernehmen. In der Rolle des Amokläufers zählte das Spiel getötete Polizisten und Zivilisten wie Schüler mit.

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Das Spiel sollte auf der Spieleplattform Steam des Konzerns Valve erscheinen. Kurz vor der Veröffentlichung kam es zu einem Aufschrei in den Medien. Unter anderem kritisierten Eltern getöteter Kinder des Massakers in Parkland wie Ryan Petty die kommende Veröffentlichung. Petty schrieb auf Facebook: "Es ist widerwärtig, dass eine Firma versucht, Profit aus der Glorifizierung von Tragödien zu schlagen, die unsere Schulen überall im Land betreffen." Auch viele Gamer auf Steam sprachen sich gegen das Spiel aus. Valve entfernte kurz darauf "Active Shooter" von seiner Plattform. Der Bezahldienst PayPal sperrte Spieleentwickler Acid Software.

7. "Rape Day"

In dem Spiel "Rape Day" für den PC sollten Spieler die Möglichkeit bekommen, Frauen zu vergewaltigen. Das Spiel an sich ist ein "Visual Novel": Spieler sehen eine Abfolge von Bildern und müssen Entscheidungen treffen, die den Spielverlauf beeinflussen können.

Im Gegensatz zu "Custer's Revenge" versuchte "Rape Day"-Entwickler Desk Plant aber nicht, die Vergewaltigung zu vertuschen. In der Beschreibung des Spiels auf Steam wurde das sogar hervorgehoben: "Es ist eine gefährliche Welt ohne Regeln. Zombies genießen es, Fleisch von warmen Menschen zu essen und sie zu vergewaltigen – doch du bist der gefährlichste Vergewaltiger in der Stadt."

Doch bevor Entwickler "Desk Plant" das Game veröffentlichen konnte, kam es zu Nutzerprotesten in den sozialen Medien und auf Steam. Valve entfernte als Reaktion das Game von seiner Plattform.

Verwendete Quellen
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