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Russisches Yotaphone im Test: Das Handy mit den zwei Gesichtern


Russisches Yotaphone im Test
Das Handy mit den zwei Gesichtern

spiegel-online, Matthias Kremp

05.12.2013Lesedauer: 3 Min.
YotaPhoneVergrößern des BildesYotaPhone – das Smartphone mit den zwei Displays – im ersten Test. (Quelle: Hersteller-bilder)
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Vorne Smartphone, hinten E-Book-Reader: Das russische Yotaphone hat zwei Bildschirme. Die neue Technik soll Strom sparen und Vielnutzern das ständige Ein- und Ausschalten des Telefons ersparen. Wir haben getestet, wie gut die neue Technik funktioniert.

Als ich mir das Yotaphone Anfang 2012 zum ersten Mal ansehen konnte, war ich begeistert. Sein zusätzlicher Bildschirm soll zwei Probleme lösen. Zum einen werde der Akku länger durchhalten als üblich, verspricht der russische Hersteller, zum anderen müsse man nicht mehr regelmäßig den Bildschirm einschalten, um nachzusehen, ob neue Nachrichten eingegangen sind. Jetzt soll das Gerät zu einem Preis von 499 Euro auf den Markt kommen.

E-Ink-Display schont den Akku

Das Besondere am zweiten Bildschirm ist die von E-Book-Readern bekannte E-Ink-Technik, die kaum Strom verbraucht. Erstaunlich ist, dass das Yotaphone trotz dieses Zusatz-Displays kaum dicker ist als andere Smartphones.

Was man mit dem Zusatz-Bildschirm anfängt, ist dem Nutzer überlassen. In der einfachsten Variante lässt man dort einfach die Uhrzeit anzeigen. Über mehrere von Yota bereitgestellte Apps kann man aber auch seinen Terminkalender, Notizen, einen Einkaufszettel, Wetterdaten und viele andere Informationen anzeigen lassen.

Bildschirm ohne Touch-Funktion

Möglichkeiten, das zweite Display sinnvoll zu nutzen, gibt es also viele. Trotzdem kommt nach den ersten zwei Tagen mit dem Gerät keine echte Begeisterung auf. Die Auflösung des Zweitbildschirms ist mit 360 × 640 Pixeln sehr gering. Schrift wird grob pixelig angezeigt, Bilder wirken matt. Vor allem aber ist der E-Ink-Bildschirm kein Touchscreen.

Kollegen, die sich an dem Gerät versuchten, tippten aus Gewohnheit erst einmal auf den Bildschirm, bevor ich sie darauf hinweisen konnte, dass der nur Gesten akzeptiert, die man auf einer darunter liegenden berührungsempfindlichen Fläche ausführt.

Apps, die Daten nach hinten werfen

Was genau auf der Rückseite in Grautönen angezeigt werden soll, stellt man mit Apps ein. Die können zum Beispiel RSS-Feeds, also Nachrichtenströme von Internetseiten wie Spiegel Online, Twitter-Nachrichten oder Facebook-Postings auf den Rücken packen. Leider gibt es dabei eine Einschränkung: Zwar lassen sich mehrere RSS-Feeds auf den Bildschirm verschieben, Facebook und Twitter funktionieren aber nur solo. Ein Software-Update soll diese Option nachliefern.

Auf Reisen kann eine andere Funktion nützlich sein. Indem man mit zwei Fingern über den Farbbildschirm auf der Vorderseite wischt, verschiebt man einen Screenshot auf das umseitige E-Ink-Display. So kann man den QR-Code einer Fahrkarte oder eines Flugtickets bereithalten. Natürlich kann man auch Bücher auf dem Zweitbildschirm lesen. Derzeit aber nur mit der hierzulande kaum bekannten App Bookmate. Amazons Kindle-App funktioniert nur auf dem Farbbildschirm, was widersinnig erscheint.

Smartphone hat Probleme mit dem WLAN

In Ordnung ist dagegen der Farbbildschirm. Mit 1280 × 720 Pixeln bietet er zwar keine besonders hohe, aber eine für 4,3 Zoll ausreichende Auflösung. Die Farbdarstellung ist, ebenso wie der seitliche Betrachtungswinkel, gut. Die Helligkeit auch. Ähnlich kann man die 13-Megapixel-Kamera bewerten: Sie knipst gute Fotos, deren Qualität aber nicht die der ebenso hochauflösenden Kamera im LG G2 erreicht. Den Dualcore-Prozessor sortieren Benchmark-Programme in die gute Mittelklasse ein. Beim Scrollen im Browser ruckelt es manchmal.

Viel ärgerlicher waren aber die Netzwerkprobleme, die das Testgerät plagten. Zum einen schwankte die Empfangsqualität im Mobilfunknetz erheblich. An meinem Arbeitsplatz waberte die Anzeige zwischen bestem HSDPA-Empfang, GPRS und gar keinem Empfang, während andere Handys keine Probleme zeigten.

Noch schlechter klappten Verbindungen mit WLAN-Netzen. Hier kam es regelmäßig zu Verbindungsabbrüchen. Mit einigen zum Test angesteuerten Netzen mochte sich das Yotaphone gar nicht verbinden. Manchmal bescheinigte es Netzwerken, mit denen es eben noch bestens verbunden war, Sekunden später eine schlechte Verbindung oder wertete sie gar als "nicht in Reichweite". Die vier während der vergangenen zwei Tage bereitgestellten Systemsoftware-Updates brachten kaum Linderung.

Fazit

Ohne den zweiten Bildschirm wäre das Yotaphone nur eine durchschnittliches Mittelklasse-Smartphone. Mit ihm ist es die Verheißung längerer Akkulaufzeit und ständiger Verfügbarkeit von Daten und Nachrichten. Noch kann es diese Versprechen aber nicht erfüllen. Zwar bietet das Zweit-Display interessante Möglichkeiten, ist ohne Touchscreen und mit schlechter Auflösung aber nicht zeitgemäß.

Vorteile und Nachteile

Auch die Akkuleistung konnte im Test nicht überzeugen. Der Stromspeicher unseres Testgeräts war viel zu schnell leer, hielt gerade mal einen Arbeitstag durch. Allerdings habe ich es auch überdurchschnittlich intensiv genutzt. Zudem lässt sich nach so kurzer Zeit kein endgültiges Urteil über den Akku fällen. Ob sich die Netzprobleme per Software-Update lösen lassen, bleibt abzuwarten.

Die Begeisterung, die der erste Prototyp bei mir ausgelöst hatte, ist vorläufig Ernüchterung gewichen. Aber das ist hoffentlich nicht von Dauer. Noch im Dezember soll das Yotaphone in den Handel kommen. Mal sehen, ob die Netzwerkprobleme bis dahin beseitigt werden.

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