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Renten-Faktor: So schrumpfen Versicherer Ihre private Rente


Geheime Rentenkürzung
So lassen Versicherer Ihre private Rente schrumpfen


Aktualisiert am 08.06.2025 - 14:26 UhrLesedauer: 6 Min.
Rentnerpaar erledigt PapierkramVergrößern des Bildes
Rentnerpaar berät sich zu Finanzthemen: Achten Sie auf den Rentenfaktor, um böse Überraschungen zu vermeiden! (Quelle: Sladic)
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Wussten Sie, dass der Rentenfaktor Ihrer privaten Rentenversicherung über die Höhe Ihrer Rente entscheidet? Was passiert, wenn dieser Faktor plötzlich sinkt – und Sie nichts davon wissen?

Wenn Sie in eine private Rentenversicherung einzahlen, fragen Sie sich wahrscheinlich irgendwann: Wie viel Rente werde ich später erhalten, und wird diese Zusatzrente ausreichen, um die Rentenlücke im Alter zu schließen?

Der Rentenfaktor spielt dabei eine entscheidende Rolle – er beeinflusst maßgeblich die Höhe Ihrer späteren Rentenzahlungen. Doch was passiert, wenn dieser Rentenfaktor plötzlich und ohne Ankündigung sinkt? Die Auswirkungen auf Ihre private Altersvorsorge können dann enorm sein.

Wir zeigen Ihnen, warum Sie sich unbedingt davor schützen sollten, denn es geht hier nicht nur um ein paar Cent – sondern um eine bedeutende Stütze Ihrer Altersvorsorge.

Was ist der Rentenfaktor und warum ist er wichtig?

Der Rentenfaktor ist der Wert, der bestimmt, wie viel monatliche Rente Sie aus Ihrem angesparten Kapital erhalten. Im Grunde wird er so berechnet, dass er angibt, wie viel Geld Ihnen pro 10.000 Euro angespartem Kapital ausgezahlt wird. Je höher der Rentenfaktor, desto mehr Rente erhalten Sie für Ihr angespartes Guthaben. Wichtig ist hierbei, dass dieser Rentenfaktor nichts mit dem Rentenfaktor der gesetzlichen Rentenversicherung zu tun hat, der auf einer völlig anderen Berechnungsgrundlage basiert.

Sonderfall: Altvertrag mit Garantierente

Wer einen alten Vorsorgevertrag hat, der im Versicherungsschein lediglich eine Garantierente ausweist, für den hat das Thema Rentenfaktor keine Relevanz. Zwar liegt dieser Berechnung auch ein Mechanismus zugrunde, wie viel Geld später monatlich garantiert ausgezahlt wird – das ist aber nicht der Rentenfaktor.

Wenn Ihr angespartes Guthaben zum Rentenbeginn beispielsweise bei 100.000 Euro und der Rentenfaktor bei 30 liegt, erhalten Sie 300 Euro monatliche Rente. Liegt der Rentenfaktor jedoch bei nur 20, würden Sie lediglich 200 Euro monatlich erhalten – obwohl Ihr Guthaben in beiden Fällen dasselbe ist.

Die Berechnung erfolgt nach folgender Formel:

Ausgangslage: Rentenfaktor = 30

Monatliche Rente = (30 × 100.000) / 10.000
Monatliche Rente = 3.000.000 / 10.000
Monatliche Rente = 300 Euro

Angenommen, der Rentenfaktor sinkt auf 20. Dann wäre die Berechnung:

Monatliche Rente = (20 × 100.000) / 10.000
Monatliche Rente = 2.000.000 / 10.000
Monatliche Rente = 200 Euro

Diese Zahl hat also einen direkten Einfluss darauf, wie hoch oder niedrig Ihre private Altersvorsorge ausfällt. Ein niedriger Rentenfaktor bedeutet weniger Rente, was im Rentenalter zu erheblichen finanziellen Einbußen führen kann.

So alt müssen Sie werden

Eine Berechnung von "Finanztest" hat ergeben, dass der Unterschied im Rentenfaktor immense Auswirkungen haben kann. Beispiel: Wenn der Rentenfaktor von 30 auf 20 sinkt, müssen Sie viele Jahre älter werden, um Ihre eingezahlten Beiträge wieder zurückzubekommen.

Bei einem Rentenfaktor von 30 würde eine Person mit einem Kapital von 100.000 Euro ihre Beiträge in etwa 21 Jahren zurückerhalten, bei einem Rentenfaktor von 20 jedoch erst in 42 Jahren – das bedeutet, dass die Versicherungsgesellschaft von Ihnen erwartet, weit über das durchschnittliche Rentenalter hinaus zu leben.

Dies stellt nicht nur ein Missverhältnis zwischen den eingezahlten Beiträgen und der späteren Rente dar, sondern zeigt auch, wie Versicherer mit solchen Anpassungen langfristig von den Versicherten profitieren können.

Gut zu wissen: Um die 100.000 Euro aus Ihrem Vertrag zu erhalten, müssten Sie – bei einem Renteneintritt mit etwa 67 Jahren bei einem Rentenfaktor von 30 stolze 94,8 Jahre alt werden (ohne Rentensteigerung kalkuliert). Liegt der Faktor bei 20, erreichen Sie den Wert Ihres Vertragsguthabens erst mit 108,7 Jahren.

Unterschied zwischen aktuellem und garantierten Rentenfaktor

Oft versteckt sich in den Vertragsunterlagen für private Rentenversicherungen ein weiterer verwirrender Aspekt: Manche Versicherer unterscheiden zwischen aktuellem und garantierten Rentenfaktor.

Der aktuelle Rentenfaktor wird von der Versicherung verwendet, um Ihre zukünftige Rente zum jetzigen Zeitpunkt zu berechnen. Dieser Wert ist in der Regel höher als der garantierte Rentenfaktor und wird oft von Versicherungsvermittlern hervorgehoben, da er eine höhere monatliche Rente verspricht.

Der garantierte Rentenfaktor hingegen stellt die Mindesthöhe der Rente dar, die Ihnen Ihre Versicherung im Vertrag zugesichert hat. Während der aktuelle Rentenfaktor zum Beispiel mit 30 angegeben wird, könnte der garantierte Rentenfaktor jedoch nur bei 15 liegen, was zu einer Halbierung der späteren Rente führt. Dieser garantierte Rentenfaktor wird oft als Untergrenze bezeichnet – allerdings gibt es auch hier keine absolute Sicherheit, da viele Versicherer diesen Wert unter bestimmten Umständen anpassen können.

Rentenfaktor durch Marktschwankungen beeinflusst

Der Rentenfaktor wird in den meisten Versicherungsverträgen zu Beginn festgelegt, aber bei fondsgebundenen Rentenversicherungen wird er erst bei Rentenbeginn berechnet. Grund: Bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung ohne Kapitalgarantie kann der Versicherer keine Mindestrente zusagen, da das Fondsvermögen bei Rentenbeginn noch nicht feststeht, sondern von den erwirtschafteten Überschüssen abhängig ist. Das hat zur Folge, dass der Rentenfaktor schwanken kann – abhängig von Marktentwicklungen oder anderen wirtschaftlichen Faktoren.

Ein wichtiger Aspekt: Auch bei bestehenden Verträgen kann der Rentenfaktor geändert werden. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche große Versicherer den Rentenfaktor für bestehende Verträge reduziert. Hier einige Beispiele:

  • AXA: Im Jahr 2017 wurde der Rentenfaktor für rund 100.000 Kunden mit Verträgen aus den Jahren 2000 bis 2014 gesenkt.
  • R+V Lebensversicherung: Hier wurden 2017 etwa 4.000 Verträge nach unten angepasst, die vor 2005 abgeschlossen wurden.
  • VHV: Verträge aus den Jahren 2004 bis 2016 erlebten ebenfalls eine Rentenfaktor-Senkung.
  • Zurich: Kunden mit Verträgen zwischen April 1998 und Dezember 2016 mussten ebenfalls eine Senkung des Rentenfaktors hinnehmen.
  • Allianz: Diese senkte 2017 die Rentenfaktoren von 700.000 Verträgen, die zwischen 2001 und 2011 abgeschlossen wurden, unter Verwendung der Treuhänderklausel. 2021 folgte eine weitere Reduzierung um 9 Prozent bei Tarifen von 2001 bis 2013, was auch einige Betriebsrenten wie die Metallrente und Allianz-Pensionskasse betraf.

Diese Senkungen wurden mit veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begründet – insbesondere der Niedrigzinsphase und einer gestiegenen Lebenserwartung. Versicherte sahen sich durch diese Anpassungen mit erheblichen Rentenkürzungen konfrontiert, ohne dass sie darauf Einfluss nehmen konnten.

Wie einfach ist es für Versicherer, den Rentenfaktor zu senken?

Für Versicherer ist es relativ einfach, den Rentenfaktor zu senken. Viele Verträge beinhalten Klauseln, die es den Versicherern ermöglichen, den Rentenfaktor unter bestimmten Bedingungen anzupassen. Eine dieser Klauseln ist die sogenannte Treuhänderklausel. Diese erlaubt es dem Versicherer, den Rentenfaktor zu senken, wenn sich wirtschaftliche Bedingungen ändern, etwa durch niedrigere Zinsen oder eine gestiegene Lebenserwartung.

Das Problem: Oft sind diese Klauseln im Vertrag nur schwer erkennbar, und viele Versicherte wissen nicht, dass sie ihnen unterliegen. Diese einseitigen Anpassungen geschehen ohne Zustimmung des Versicherten, was nicht nur zu erheblichen finanziellen Einbußen bei den Versicherten führen kann – sondern auch ein erhebliches Konfliktpotenzial birgt.

Wie können sich Versicherte wehren?

Wenn Ihre private Rentenversicherung den garantierten Rentenfaktor gesenkt hat, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren.

  • Vertragsprüfung: Der erste Schritt besteht darin, Ihren Vertrag sowie die Begründung für die Absenkung genau zu prüfen, empfehlen die Experten von "Finanztip". Ist der Rentenfaktor garantiert, oder besteht eine Möglichkeit, ihn zu ändern? Wenn eine solche Klausel vorhanden ist, sollten Sie klären, ob die Senkung gerechtfertigt war.
  • Rentenfaktor hat sich während der Ansparphase geändert: Solange Sie sich noch in der Ansparphase befinden, können Sie von Ihrem Versicherer verlangen, dass der ursprünglich garantierte Rentenfaktor wieder eingesetzt wird. Auch wenn Sie noch keine Auszahlungen erhalten haben, ist es wichtig, sich für die Zukunft abzusichern. Die "Finanztip"-Experten weisen jedoch darauf hin, dass Ihr Anspruch möglicherweise verwirkt ist, wenn Sie erst später feststellen, dass der Rentenfaktor verändert wurde und Sie nicht rechtzeitig widersprochen haben.
  • Wenn die Rente bereits ausgezahlt wurde: Wenn Sie schon Leistungen aus Ihrer Rentenversicherung erhalten und die Rente aufgrund einer Absenkung des Rentenfaktors geringer ausfällt als vereinbart, können Sie "Finanztip" zufolge Zahlungen nachfordern. Die Frist dafür beträgt in der Regel drei Jahre ab Jahresende (§ 195 BGB). Es lohnt sich also, hier rechtzeitig aktiv zu werden.
  • Beratung durch Experten: Wenn Sie feststellen, dass der Rentenfaktor geändert wurde, können Sie sich an die Verbraucherzentrale oder einen Rechtsanwalt für Versicherungsrecht wenden. Experten können prüfen, ob die Senkung rechtmäßig war und ob Sie Ansprüche geltend machen können.
  • Wann lohnt sich eine Klage? In einigen Fällen wurden bereits Sammelklagen gegen Versicherer eingereicht, die den Rentenfaktor ohne Zustimmung der Versicherten gesenkt haben. Sollten Sie von der Zurich oder Allianz eine gekürzte Rente erhalten oder sich kurz vor dem Rentenbeginn befinden, kann es sinnvoll sein, selbst eine Klage zu prüfen. Das ist häufig kostenfrei möglich. Es gibt bereits Kanzleien, die Urteile zugunsten betroffener Kunden erzielt haben. Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung haben, könnte diese die Kosten für den Rechtsweg übernehmen.

Gut zu wissen: Private Rentenverträge können stark variieren – auch innerhalb desselben Tarifs. Wenn die Senkung aufgrund einer Niedrigzinsphase erfolgt sei, könnten Sie mit Bezug auf ein Urteil des Landgerichts Köln (Az. 26 O 12/22) versuchen, dagegen vorzugehen. In dem Urteil heißt es einfach ausgedrückt, dass schlechte Renditen zum unternehmerischen Risiko der Versicherer gehören und nicht auf Kunden abgewälzt werden können.

Grundsätzlich raten die "Finanztip"-Experten, dass Sie als Versicherter Ihre Rechte kennen und aktiv werden sollten, wenn Sie von einer Rentenfaktor-Senkung betroffen sind. Um zu überprüfen, ob Ihr Rentenfaktor betroffen ist, können Sie die ursprüngliche Versicherungspolice und den aktuellen Rentenfaktor miteinander vergleichen.

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Fazit

Der Rentenfaktor hat eine enorme Bedeutung für die Höhe Ihrer späteren Rente. Wenn Sie feststellen, dass der Rentenfaktor unrechtmäßig gesenkt wurde, ist es wichtig, schnell zu handeln und sich rechtlichen Rat zu holen, um Ihre Ansprüche zu prüfen und gegebenenfalls durchzusetzen.

Achten Sie also darauf, dass Sie nicht nur in Ihre Rentenversicherung einzahlen, sondern auch die Konditionen regelmäßig im Blick behalten – damit Ihre Altersvorsorge im Ruhestand wirklich den gewünschten finanziellen Spielraum bietet.

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