Newsblog zum Ukraine-Krieg Russisches Militär meldet Geländegewinne
Die russische Armee rückt in Dnipropetrowsk vor. In Moskau setzen zwei Flughäfen den Betrieb aus. Alle Entwicklungen im Newsblog.
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Russland meldet Geländegewinne
Die russischen Streitkräfte dringen nach eigenen Angaben derzeit am Boden in die ukrainische Region Dnipropetrowsk vor. Die russische Armee teilte am Sonntag im Onlinedienst Telegram mit, Kräfte einer Panzereinheit hätten "die Westgrenze der Volksrepublik Donezk erreicht und führen weiterhin eine Offensive in der Region Dnipropetrowsk". Donzek gehört zu den fünf Regionen, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat, das an Donezk angrenzende Dnipropetrowsk gehört bislang nicht dazu.
Der Vormarsch der russischen Streitkräfte in eine weitere Region der Ukraine wäre sowohl ein symbolischer als auch ein strategischer Rückschlag für Kiew nach monatelangen Verlusten auf dem Schlachtfeld. Eine Reaktion der Ukraine lag zunächst nicht vor. Auf dem pro-ukrainischen Onlineportal "Deep State Map", das Frontverläufe nachzeichnet, werden jedoch russische Streitkräfte in unmittelbarer Nähe der Region Dnipropetrowsk markiert. Am Morgen hatten die ukrainischen Behörden ein Todesopfer bei russischen Angriffen in der Region gemeldet.
Dnipropetrowsk ist ein wichtiges Bergbau- und Industriezentrum der Ukraine. Tiefere russische Vorstöße in die Region könnten ernste Folgen für die angeschlagene Armee und Wirtschaft der Ukraine haben.
Moskau setzt Betrieb an mehreren Flughäfen aus
Die zivile russische Luftfahrtbehörde hat angesichts eines ukrainischen Drohnenangriffs am Sonntagmorgen den Betrieb an zwei wichtigen internationalen Moskauer Flughäfen vorläufig gestoppt. Flüge in Wnukowo and Domodedowo wurden demnach aus Sicherheitsgründen ausgesetzt. Die Flugabwehr habe bis 06.00 Uhr MESZ neun ukrainische Drohnen mit Kurs Moskau zerstört, teilte der Bürgermeister der Hauptstadt, Sergej Sobjanin, mit.
Rettungsdienste seien zu den Orten geschickt worden, an denen Drohnentrümmer niedergegangen seien. Zu etwaigen Schäden oder Opfern liegen keine Angaben vor. Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht.
Litauischer Präsident kritisiert Sanktionsandrohungen von Merz
Der litauische Präsident Gitanas Nauseda hat Bundeskanzler Friedrich Merz scharf für seine nicht umgesetzten Sanktionsdrohungen gegen Russland kritisiert. "Das ist ein Problem", sagte Nauseda der "Bild am Sonntag". "Und das betrifft nicht nur die Glaubwürdigkeit unserer Sanktionen, sondern die Glaubwürdigkeit all unserer Maßnahmen gegenüber Russland und unserer Unterstützung für die Ukraine."
Mit Blick auf das Sicherheitsrisiko für die Nato sagte er der Zeitung: "Russland wird sich nicht auf die Ukraine beschränken. Das ist mehr als offensichtlich. Es geht um eine Bedrohung für uns alle."
Russland fängt Drohne ab
Russische Luftabwehreinheiten haben laut lokalen Behörden eine ukrainische Drohne abgefangen. Die Drohne war Richtung Moskau unterwegs, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram.
Russland: Ukrainische Drohne löst Brand in Chemiewerk aus
Ein ukrainischer Drohnenangriff löst laut Angaben der örtlichen Behörden in der russischen Region Tula einen kurzzeitigen Brand im Chemiewerk Azot aus. Zwei Menschen werden verletzt. "Der Brand ist gelöscht", schrieb Gouverneur Dmitri Miljajew auf Telegram.
Samstag, 7. Juni
Drohnenkrieg gegen Russland: Elitekrieger in Campingstühlen
Im Krieg der Fußsoldaten sind Drohnen zur wichtigsten Waffe geworden. Einblick in das Handwerk einer ukrainischen Eliteeinheit im Krieg gegen Russland. Lesen Sie den ganzen Artikel hier.
Russland feuert Gleitbomben auf Charkiw – junge Frau tot
Russland hat nach den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn auf die ostukrainische Stadt Charkiw am frühen Abend erneut Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen. Eine 30 Jahre alte Frau sei getötet worden, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow bei Telegram mit. Demnach gab es auch mehr als 40 Verletzte, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj mitteilte. "Das macht militärisch keinen Sinn. Reiner Terrorismus", sagte er.
Russland habe vier Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen; zwei Gebäude einer Kindereisenbahn, Zugwaggons und zwei Privathäuser seien beschädigt worden, sagte Synjehubow. Es handele sich um einen beliebten Ort, an dem Familien samstags ihre Freizeit verbringen.
Erst am Morgen hatte Bürgermeister Ihor Terechow nach den russischen Luftschlägen vom Vorabend von drei Toten berichtet. 21 Menschen seien bei dem Angriff auf Wohnhäuser verletzt worden, darunter ein Säugling und ein 14-jähriges Mädchen. An verschiedenen Orten in der zweitgrößten Stadt des Landes waren nach ukrainischen Angaben 53 Drohnen, vier Gleitbomben und eine Rakete eingeschlagen. Das nahe an der Grenze zu Russland gelegene Charkiw ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. Moskau führt seit mehr als drei Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
"Operation Spinnennetz": Bundeswehr äußert sich
Der ukrainische Drohnenangriff vom vergangenen Wochenende auf teils weit entfernte russische Ziele hat nach deutschen Angaben wahrscheinlich etwa zehn Prozent der strategischen Bomber Russlands beschädigt. Bei der Operation "Spinnennetz" habe wohl Schäden an mehr als einem Dutzend Flugzeugen gegeben, sagte Generalmajor Christian Freuding in einem YouTube-Podcast vom Samstag. Dabei gehe es um Maschinen der Typen TU-95 und TU-22 sowie A-50-Aufklärungsflugzeuge.
Die A-50, die ähnlich wie die AWACS-Flugzeuge der Nato für die Situationserkennung aus der Luft zuständig seien, seien wahrscheinlich nicht einsatzbereit gewesen, als sie getroffen wurden, so Freuding. Sie könnten wohl aber auch nicht mehr für Ersatzteile verwendet werden. Das sei für Russland ein Verlust, denn es gebe nur noch eine Handvoll dieser Flugzeuge.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters