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Wechselduschen: Gut fürs Immunsystem und zur Vorbeugung von Erkältungen?


Abhärten mit Kälte
Stärken Wechselduschen wirklich das Immunsystem?


Aktualisiert am 03.11.2025Lesedauer: 4 Min.
Kalte Duschen erfrischen den Körper, während Wärme die Muskeln entspannt und beim Stressabbau helfen.Vergrößern des Bildes
Kalte Duschen erfrischen den Körper, während Wärme die Muskeln entspannt und beim Stressabbau hilft. (Quelle: golfcphoto/getty-images-bilder)
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Wechselduschen sind ein beliebtes Hausmittel, um die Abwehrkräfte zu stärken. Doch wie effektiv sind die kalten Güsse wirklich?

Kann eine kalte Dusche tatsächlich das Immunsystem kräftigen und Infekte abwehren helfen? Oder schwächen Wechselduschen möglicherweise sogar die Abwehrkraft des Körpers? Ein Experte verrät, was Wechselduschen leisten können – und wer bei den kalten Güssen vorsichtig sein sollte.

Was sind Wechselduschen?

Unter einer Wechseldusche versteht man das abwechselnde Abbrausen des Körpers mit warmem und kaltem Wasser. Beginnen sollte man mit warmem Wasser, abschließen mit kaltem. Damit der Temperaturwechsel den Körper nicht überfordert, sollte man zuerst die Füße kalt abduschen und sich dann langsam in Richtung Herz hocharbeiten.

Wechselduschen werden von vielen Menschen als belebend und erfrischend empfunden. Sie fühlen sich anschließend wacher. Auch sollen die kalten Güsse helfen, das Immunsystem zu stärken und Erkältungen vorzubeugen. Die Idee, mit Wassergüssen die Gesundheit zu unterstützen, geht unter anderem auf Pfarrer Kneipp (1821–1897) zurück. Dieser heilte laut Überlieferungen seine Lungenkrankheit, wahrscheinlich Tuberkulose, durch eiskalte Bäder in der Donau. Die Hydrotherapie nach Kneipp als Heilkonzept ist auch heute noch aktuell.

Wie Kälte auf den Körper wirkt

Kalte Wassergüsse bewirken ein Zusammenziehen der Blutgefäße. Warme Wassergüsse entspannen die Blutgefäße und regen die Durchblutung an. Wechselduschen können wie ein Gefäßtraining wirken. Die Hydrotherapie wird beispielsweise zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, zur Senkung des Blutdrucks, bei gefäßbedingten Kopfschmerzen und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt.

Stärken Wechselduschen das Immunsystem?

Überzeugende, wissenschaftliche Belege, die einen besseren Immunschutz bei Wechselduschern zeigen, fehlen bislang. Zwar gibt es Forscherteams, die sich mit der Fragestellung beschäftigt haben; doch die Studien haben ihre Schwächen, etwa eine zu geringe Probandenzahl, eine zu kurze Durchführungsdauer der Untersuchungen oder das Fehlen einer Vergleichsgruppe.

Auch wenn es bislang keine hochwertigen Belege dafür gibt, dass kaltes Duschen, kaltes Baden oder Kaltwassertreten zu weniger grippalen Infekten führt – ausschließen lässt es sich nicht. Es gibt Hinweise, dass der Kältereiz möglicherweise die T-Zell-vermittelte Immunantwort fördern kann.

Wechselduschen nach dem Sport: erfrischend und durchblutungsfördernd

"Wer Wechselduschen für sich ausprobieren möchte, kann das tun. Besonders nach dem Sport können sie wohltuend sein", sagt Professor Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Laut dem Experten sind Wechselduschen nach dem Sport eine gute Möglichkeit, den schwitzenden Körper abzukühlen. Zudem hätte die Abkühlung einen belebenden Effekt.

Allerdings sollte man sich langsam an die Kälte herantasten. "Um den Körper nicht zu überfordern, ist es ratsam, das Wasser langsam kälter zu stellen und bei den Füßen zu beginnen. Der Temperaturwechsel sollte sich angenehm anfühlen. Ein Kälteschock nach dem Sport tut dem Herz-Kreislauf-System nicht gut", betont Froböse.

Wechselduschen für rosige Haut

Auch die Haut profitiert von Wechselduschen. Während warmes Wasser die Blutgefäße öffnet, ziehen sie sich bei Kälte zusammen. "Das Gefäßtraining regt die Durchblutung von Haut und darunterliegendem Gewebe an, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung unterstützt", sagt Froböse. "Das Bindegewebe wirkt nach einer kalten Dusche straffer und rosiger. Zudem entzieht kühleres Wasser der Haut weniger Feuchtigkeit als heißes."

Professor Dr. Ingo Froböse
(Quelle: Deutsche Sporthochschule Köln)

Zur Person

Professor Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.

Für wen sind Wechselduschen nicht geeignet?

Auch wenn Wechselduschen wohltuend sein können: Es gibt Menschen, die mit dem Temperaturwechsel unter der Brause vorsichtig sein sollten. Bei kälteempfindlichen Menschen kann kaltes Wasser nicht nur Muskelschmerzen und Krämpfe begünstigen. Auch unangenehme Hautempfindungen, Kreislaufbeschwerden wie Schwindel, Blutdruckschwankungen und Kopfschmerzen können auftreten, wenn der Körper zu schnell und zu stark abgekühlt wird. Darüber hinaus lässt sich nicht ausschließen, dass Wechselduschen für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen riskant sein können.

"Menschen mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Bluthochdruck, Hautkrankheiten, Nierenerkrankungen, Venenproblemen oder Gelenkbeschwerden sollten vor der Anwendung von Wechselduschen vorsichtshalber mit ihrem Arzt sprechen", rät der Sportexperte. Wer neu mit den Wechselduschen beginnt, kann den Rumpf aussparen und sich allein auf Arme, Füße und Beine konzentrieren. „Der Effekt ist ebenfalls erfrischend, ohne dass gleich der ganze Körper der Kälte ausgesetzt ist", so Froböse.

Sport trainiert das Immunsystem

Wer sein Immunsystem stärken möchte, sollte nicht allein auf Wechselduschen setzen. Es kommt auf einen gesunden Lebensstil im Allgemeinen an. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Stressreduktion sowie regelmäßige Bewegung spielen eine bedeutende Rolle für die Immunstärkung. "Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, hat in der Regel mehr weiße Blutkörperchen im Blut. Die weißen Blutkörperchen sind die Gesundheitspolizei des Körpers. Sogar der vorbeugende Schutz vor einigen Krebsarten scheint bei Sportlern besser zu sein", sagt Froböse.

Beim Sport profitiert das Immunsystem laut dem Sportexperten vor allem von moderatem Training. Dabei wird der Körper gefordert, nicht aber überfordert. Häufige erschöpfende, sportliche Belastungen hingegen können den Körper schwächen und Infekte sogar begünstigen. "Als stark belastend für das Immunsystem gelten mehrstündige Ausdauerbelastungen wie Marathon und Triathlon und Tempodauerläufe", sagt Froböse. "Erholung und Regeneration nach anstrengendem Sport sind für den Körper wichtig."

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Kein Sport mit Erkältung

Sport punktet vor allem im Bereich der Prävention. Ein gestärktes Immunsystem ist weniger anfällig und Infekte sind seltener. Regelmäßiger Sport unterstützt die körpereigene Abwehrkraft. Einen zusätzlichen Vorteil bietet Sport im Freien. Ist die Haut regelmäßig Sonnenlicht ausgesetzt, steigert das die Vitamin-D-Bildung. Das Sonnenvitamin ist für das Immunsystem bedeutsam. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt, kann ein Vitamin-D-Mangel mit einer erhöhten Infektanfälligkeit in Zusammenhang stehen.

Ist bereits eine Erkältung da, ist Zeit für eine Trainingspause. "Bei bestehenden Infekten sollten Kranke nicht trainieren und dem Körper Ruhe gönnen. Fehlt die nötige Regeneration und wird weiter Sport gemacht, steigt das Risiko einer Herzmuskelentzündung", warnt Froböse.

Verwendete Quellen
  • kneippbund.de: "Wasser". Online-Information von Kneipp-Bund e. V. (Abgerufen am 23. Oktober 2025)
  • kneippbund-nrw.de: "Sebastian Kneipp". Online-Information vom Kneipp-Bund Landesverband NRW e. V. (Abgerufen am 23. Oktober 2025)
  • amboss.com: Amboss-Bibliothek "Physikalische Therapie", AMBOSS SE. (Stand: 2. Juni 2025, kostenpflichtig).
  • rki.de: "Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 18. März 2025)
  • gesund.bund.de: "Erkältung". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 28. November 2024)
  • medizin-transparent.at: "Kalt duschen für ein starkes Immunsystem?". Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Universität für Weiterbildung Krems. (Stand: 24. Juli 2024)
  • gesundheitsinformation.de: "Erkältung". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 31. Oktober 2023)
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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