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Wann der Zuckerspiegel auch ohne Zuckerkrankheit abfällt


Unterzuckerung ohne Diabetes
Wann der Zuckerspiegel auch ohne Zuckerkrankheit abfällt

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

18.09.2017Lesedauer: 4 Min.
Eine Frau hält sich den Kopf.Vergrößern des BildesUnterzuckerung ist auch ohne Diabetes möglich (Quelle: eternalcreative/getty-images-bilder)

Schwitzen, Zittern, Herzrasen und Bewusstseinsstörungen: Eine Unterzuckerung kann nicht nur Diabetes-Patienten treffen. Auch bei Gesunden können die Blutzuckerwerte plötzlich merklich absinken. Das sind die häufigsten Gründe für eine Unterzuckerung ohne Diabetes.

Normalerweise haben vor allem Leber und Bauchspeicheldrüse den Blutzuckerspiegel im Griff – sie halten ihn stabil, so dass er nicht plötzlich stark abfällt. Manchmal kann es in diesem Zusammenspiel aber zu Störungen kommen. Eine Unterzuckerung macht sich vor allem durch Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Heißhunger, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Sprach- und Sehstörungen bis hin zu Bewusstseinsstörungen und Krampfanfällen bemerkbar. Meist treten die Symptome auf, wenn der Zuckerwert unter den Normbereich zwischen 65 und 110 Milligramm pro Deziliter Blut fällt.

Unterzuckerung auch ohne Diabetes möglich

So kommt es bei sehr schlanken Menschen manchmal zu einer Unterzuckerung ohne vorliegenden Diabetes, etwa nach intensiven Sporteinheiten, nach einer längeren Essenspause oder wenn dem Körper generell zu wenig Energie zugeführt wird. Es gibt zudem Nicht-Diabetiker, die besonders empfindlich auf kohlenhydratreiche Speisen reagieren.

Mediziner sprechen dann von einer reaktiven Unterzuckerung: Bekommt der Körper eine große Menge schnell verwertbare Kohlenhydrate zugeführt, etwa in Form von Nudeln, reagiert die Bauchspeicheldrüse mit einer stärkeren Insulinausschüttung als es notwendig wäre.

Reaktive Unterzuckerung: Schnell verwertbare Kohlenhydrate meiden

In Folge kommt es etwa zwei bis vier Stunden nach dem Essen zu Heißhungerattacken. Der Blutzucker fällt ab und die unangenehmen Symptome zeigen sich. Diese sogenannte reaktive Unterzuckerung, auch reaktive Hypoglykämie genannt, lässt sich am besten vorbeugen, wenn der Betroffene auf eine vollkornreiche und ballaststoffreiche Ernährung achtet und schnell verwertbare Kohlenhydrate weitestgehend vermeidet. So schnellt der Blutzucker nicht so rasant in die Höhe und fällt anschließend nicht im Eiltempo wieder ab. Doch auch wenn die Symptome unangenehm sind: In der Regel sind die Folgen für Betroffene bei der reaktiven Hypoglykämie ungefährlich.

Insulinom: Unterzuckerung durch einen Tumor in der Bauchspeicheldrüse

Kritischer ist es, wenn ein Insulinom, das ist ein meist gutartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse, einen starken Unterzucker auslöst. Das geschieht, weil der Tumor selbst unkontrolliert Insulin produziert. "Insulinome sind sehr selten, können aber, genau wie eine durch eine Diabetestherapie ausgelöste Unterzuckerung, lebensgefährlich werden", sagt Dr. Julia Szendrödi, Leiterin des Klinischen Studienzentrums am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf. "Wer merkt, dass seine Zuckerwerte immer wieder nach unten gehen, sollte daher dringend einen Arzt aufsuchen."

72-stündiger Test entdeckt Insulinom

Ob ein Insulinom vorliegt, zeigt ein 72-stündiger Test, der Fastentest. Während dieser Zeit darf der Patient nichts essen und es werden in regelmäßigen Abständen die Blutzucker- und Insulinwerte gemessen. Bei einem Gesunden bleiben die Blutzuckerwerte in einem Bereich, der nicht gefährlich ist, da gleichzeitig die Ausschüttung von Insulin gehemmt wird.

Liegt ein Insulinom vor, sinkt der Blutzucker stark ab und es werden gleichzeitig hohe Insulinwerte im Blut gemessen. Laut der Expertin ist dieser Test die zuverlässigste Untersuchung. "Innerhalb der 72 Stunden demaskiert sich der Tumor immer", sagt Szendrödi. "Bildgebende Verfahren hingegen sind kein Verfahren zum Ausschluss eines Insulinoms und dienen nur der Therapieplanung, da sehr kleine Tumoren unentdeckt bleiben können."

Prädiabetes: Unterzucker lange bevor die Zuckerkrankheit ausbricht

Ein weiterer Auslöser für eine Unterzuckerung ist eine Vorstufe eines Typ-2-Diabetes, der Prädiabetes. Dieser zeigt sich laut der Diabetes-Expertin häufig lange vor Ausbrauch der Zuckerkrankheit. Hierbei ist die Insulinempfindlichkeit bereits deutlich herabgesetzt und die Bauchspeicheldrüse reagiert mit einer vermehrten Insulinproduktion, damit der Zucker aus dem Blut geschleust und von den Körperzellen aufgenommen werden kann.

Ob ein Prädiabetes vorliegt, zeigt der Glukosetoleranztest. Dieser dauert zwei Stunden. Dabei bekommt der Patient Glukose verabreicht. Anschließende Blutuntersuchungen zeigen, wie der Körper auf die Zuckerzufuhr reagiert.

"Schlanksein schützt nicht vor Diabetes"

"Wurde eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes diagnostiziert, gilt es, mit einem gesunden Lebensstil den Ausbruch der Zuckerkrankheit so gut es geht hinauszuzögern", sagt Szendrödi. "Es ist übrigens ein Irrtum, dass schlanke Menschen keinen Diabetes entwickeln können. Wer zwar schlank ist, aber keinen Sport macht, erhöht sein Risiko ebenfalls. Auch die genetische Veranlagung spielt eine große Rolle, ebenso eine möglicherweise vorliegende eingeschränkte Insulinsekretion."

Kranke Nebennierenrinde lässt Zuckerspiegel absinken

Weitere Auslöser eines immer wiederkehrenden Unterzuckers ohne Diabetes ist die Erkrankung Morbus Addison. Hierbei handelt es sich um eine Unterfunktion der Nebennierenrinde, die sich auch auf die Zuckerproduktion im Körper auswirkt.

Alkoholiker leiden ebenfalls häufig an Unterzuckerungen. Ist die Leber damit beschäftigt, Alkohol abzubauen, ist die Bereitstellung von Zucker eingeschränkt. Doch Alkohol blockiert nicht nur die Produktion von Glukose, sondern greift auch die Leber selbst als Zuckerspeicher an. Bei Alkoholikern kommt zudem oftmals eine Mangelernährung hinzu, die den Unterzucker zusätzlich begünstigt.

Schnell verwertbare Kohlenhydrate führen in einen Teufelskreis

Ist die Ursache der niedrigen Zuckerwerte entdeckt, gilt es, entsprechend zu handeln. Ein bedeutender Bestandteil neben weiteren Therapiemaßnahmen ist die Ernährung. "Wichtig ist unter anderem, auf schnell verwertbare Kohlenhydrate möglichst zu verzichten. Zwar sorgen sie bei einem Unterzucker für schnelle Hilfe. Doch sie lassen den Zuckerspiegel ebenso schnell wieder absinken. Der Betroffene befindet sich regelrecht in einem Teufelskreis aus Zuckerzufuhr und Insulinausschüttung", weiß Szendrödi.

Dieser lasse sich nur durchbrechen, wenn man langsam verwertbare Kohlenhydrate aufnimmt und am besten über den Tag verteilt mehrere kleinere Mahlzeiten isst. So hält man den Blutzuckerspiegel am ehesten konstant." Nach Ausschluss eines Insulinoms ist eine Ernährungsberatung für den Patienten der beste Weg, um eine für ihn gut verträgliche Ernährung zu finden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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