Aloe vera, Teebaumöl, Honig Seborrhoisches Ekzem – was Hausmittel taugen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein seborrhoisches Ekzem lässt sich meist gut mit Salben oder Shampoo behandeln. Sind Hausmittel eine wirksame Alternative? Die beliebtesten im Überblick.
Ein seborrhoisches Ekzem ist eine Hautkrankheit, bei der sich an einigen Körperbereichen fettig-schuppende, mitunter gerötete Flecke bilden. Typischerweise treten diese an der Kopfhaut oder im Gesicht in Erscheinung – an gut sichtbaren Stellen also, weshalb die Betroffenen das Ekzem häufig als störend oder gar belastend empfinden. Gefährlich oder schmerzhaft ist es indes nicht, und in der Regel lässt es sich durch Salben oder Shampoos gut unter Kontrolle bringen. Mehr zur Behandlung eines seborrhoischen Ekzems erfahren Sie im Artikel Diese Mittel können gegen ein seborrhoisches Ekzem helfen.
Wer stattdessen auf Hausmittel setzt, sollte wissen: Anders als Medikamente müssen sich Hausmittel nicht in wissenschaftlichen Untersuchungen bewähren. Darum ist nicht absehbar, ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie den erwünschten Nutzen bringen werden – und welche Nebenwirkungen drohen.
Seborrhoisches Ekzem – welche Hausmittel gibt es?
Ratgeberseiten im Internet empfehlen verschiedene Hausmittel gegen das seborrhoische Ekzem – etwa:
- Apfelessig
- Aloe vera
- Honig
- Natron
- Kokosöl
- Teebaumöl
- Tonerde
Diese sollen – teils in verdünnter Form – äußerlich auf die schuppigen Hautareale aufgetragen werden.
Seborrhoisches Ekzem – Wirkung von Hausmitteln ist ungewiss
Keines der erwähnten Hausmittel wurde bisher ausreichend getestet, um seinen Nutzen beim seborrhoischen Ekzem sicher beurteilen zu können. Zur Wirkung der folgenden Mittel liefern Studien allenfalls Anhaltspunkte:
Aloe vera: In einer Untersuchung wendeten 25 Testpersonen mit einem seborrhoischen Ekzem zweimal täglich ein Aloe-vera-haltiges Gel an. Bei etwa der Hälfte von ihnen verbesserte sich der Hautzustand innerhalb einiger Wochen deutlich. Dieses Ergebnis ist jedoch kaum aussagekräftig, weil es sich um eine sehr kleine Studie mit methodischen Schwächen handelt. Zudem steckte in dem getesteten Gel neben Aloe vera noch eine Reihe anderer Wirkstoffe, unter anderem das pilztötende Pirocton-Olamin. Somit lässt sich nicht sagen, ob Aloe vera überhaupt für die – eventuelle – Wirkung verantwortlich war.
Honig: In einer Studie rieben 30 Probandinnen und Probanden die entzündeten Hautstellen jeden zweiten Tag zwei bis drei Minuten lang mit einer Mischung aus warmem Wasser und Honig ein und ließen diese anschließend für drei Stunden einwirken. Bei allen klangen die Beschwerden nach zwei Wochen vollständig ab. Auch diese Untersuchung ist jedoch nur bedingt aussagekräftig. Zum einen aufgrund der geringen Zahl an Teilnehmenden, zum anderen wegen methodischer Mängel. Beispielsweise hätte es eine Vergleichsgruppe geben müssen, die anstelle von Honig ein wirkstofffreies Mittel (Placebo) anwendet. Nur so hätten die Forschenden ermitteln können, ob die beobachtete Besserung tatsächlich der Wirkung des Honigs zuzuschreiben ist, oder vielmehr dem Placeboeffekt.
Teebaumöl: Ob Teebaumöl ein seborrhoisches Ekzem lindern kann, ist noch nicht direkt untersucht worden. Nur zur Wirkung auf Kopfschuppen aller Art gibt es eine Studie. Darin wurden rund 120 Betroffene nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Etwa die Hälfte bekam ein Shampoo mit Teebaumöl zu testen, die andere ein Shampoo ohne Teebaumöl,aber mit ansonsten identischer Zusammensetzung. Innerhalb von vier Wochen stellten die Forschenden bei den Teilnehmenden der Teebaumöl-Gruppe eine deutliche Besserung fest, bei den Probandinnen und Probanden in der Vergleichsgruppe nicht. Da aus der Studie nicht hervorgeht, bei wie vielen Testpersonen ein seborrhoisches Ekzem hinter den Schuppen steckte, ist aus den Ergebnissen jedoch nicht ersichtlich, ob und inwieweit das Öl bei dieser Hautkrankheit hilft.
Nebenwirkungen zeigten sich in den Untersuchungen keine – oder keine allzu schlimmen. Die Mittel kamen darin allerdings auch nur in (teils stark) verdünnter Form zum Einsatz und an wenigen Testpersonen. In höheren Konzentrationen beziehungsweise bei Menschen mit empfindlicher Haut oder Allergien birgt die Anwendung also womöglich durchaus Risiken.
Von Teebaumöl beispielsweise ist schon länger bekannt, dass es unerwünschte Hautreaktionen wie Rötungen und Ausschlag hervorrufen kann. Auch Apfelessig, der wohl zu den bekanntesten Hausmitteln gegen das seborrhoische Ekzem zählt, kann die Haut reizen, was sich durch Juckreiz und Brennen bemerkbar macht. Entgegen ihrem Ruf sind Hausmittel also mitnichten eine sanfte und schonende Alternative zu pharmazeutisch hergestellten Mitteln.
Seborrhoisches Ekzem – Hausmittel nur in ärztlicher Absprache ausprobieren
Wer Hautveränderungen wie schuppige Ekzeme bei sich feststellt, sollte diese grundsätzlich von der Hautärztin oder dem Hautarzt begutachten lassen. Denn womöglich ist die Ursache kein seborrhoisches Ekzem, sondern eine andere Erkrankung, die sich ohne wirksame Gegenmaßnahmen verschlimmern kann – zum Beispiel eine Neurodermitis.
Handelt es sich um ein seborrhoisches Ekzem, ist eine Selbstbehandlung mit Hausmitteln zwar nicht so erfolgversprechend wie eine Therapie mit dafür geeigneten Salben beziehungsweise Shampoos. Sie kann aber eine Option sein, sofern die Ärztin oder der Arzt nicht davon abrät – beispielsweise, weil die oder der Betroffene Allergien oder anderen Hautkrankheiten hat, die dagegensprechen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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