Plötzlich ungewöhnlicher Puls Welche Medikamente die Herzfrequenz beeinflussen können

Stolpert das Herz plötzlich, kann das erst einmal verunsichern. Was viele nicht wissen: Auch bestimmte Medikamente können das Herz aus dem Rhythmus bringen.
Die Herzfrequenz unterliegt natürlichen Schwankungen. Mal schlägt das Herz schneller, mal langsamer – je nachdem, ob Sie gerade im Stress sind, sich bewegen oder ruhig auf dem Sofa sitzen. Gelegentliche Unregelmäßigkeiten des Herzschlags sind darum ganz normal.
Schlägt das Herz aber regelmäßig zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig, lohnt sich ein Blick in die Hausapotheke. Denn einige Arzneimittel können den Herzrhythmus beeinflussen. Welche das sein können und wann Sie besser einen Arzt aufsuchen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Gut zu wissen
Die Herzfrequenz ist die Anzahl der Herzschläge pro Minute. Im Allgemeinen stimmt sie mit dem Puls überein, da jeder Herzschlag eine Pulswelle erzeugt. Der Begriff Puls bezieht sich auf die fühlbare Ausdehnung der Arterien pro Minute, die durch die Kontraktion des Herzens verursacht wird. Fühlbar sind diese Pulswellen etwa am Handgelenk oder am Hals. Wie Sie Ihren Puls richtig messen, erfahren Sie hier.
Was ist ein normaler Puls?
Ein gesunder Ruhepuls liegt bei Erwachsenen in der Regel zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Dabei sind leichte Schwankungen normal – etwa durch Tageszeit, Wetter oder Stress.
Wer regelmäßig Sport treibt, hat oft einen niedrigeren Ruhepuls, weil das trainierte Herz effizienter arbeitet. Ab einer Frequenz unter 60 Schlägen pro Minute spricht man in der Regel von einer Bradykardie, also einem zu langsamen Herzschlag. Kritisch wird es, wenn der Puls unter 40 fällt und gleichzeitig Beschwerden wie Schwindel, Atemnot oder Ohnmacht auftreten – dann sollte man ärztlichen Rat einholen. In diesem Fall könnten bestimmte Herzerkrankungen oder Medikamente dahinterstecken.
Ab einer Frequenz von über 100 Schlägen pro Minute spricht man von einer Tachykardie, also einem zu schnellen Herzschlag. Aber auch ein vorübergehend zu schneller Puls kann harmlos sein, etwa bei der Einnahme von Koffein oder in Stresssituationen. Daneben können aber auch Fieber, Schilddrüsenprobleme oder ein Mangel an Kalium oder Magnesium dahinterstecken. Letzteres kann etwa bei viel Sport, Alkoholkonsum oder Nierenproblemen entstehen. Mehr Informationen zu den Ursachen und der Behandlung von Herzrhythmusstörungen finden Sie in diesem Artikel.
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Diese Medikamente können Herzrhythmusstörungen verursachen
Neben natürlichen Schwankungen oder Erkrankungen können auch manche Medikamente die Herzfrequenz vorübergehend erhöhen, verlangsamen oder andere Herzrhythmusstörungen als Nebenwirkung verursachen. Dazu gehören:
- bestimmte Herzmittel wie ACE-Hemmer, Sartane, Betablocker und Entwässerungsmittel (Diuretika) – sie entlasten zwar das Herz, beeinflussen aber beispielsweise den Kaliumspiegel im Blut und können dadurch Herzrhythmusstörungen auslösen.
- einige Antibiotika wie Fluorchinolone, Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin oder Roxythromycin
- bestimmte Antidepressiva wie trizyklische Antidepressiva
- einige Arzneimittel zur Krebstherapie, etwa bei Bestrahlung oder Chemotherapie
Auch wenn Sie zu viel eines bestimmten Medikaments eingenommen haben, also bei einer Arzneimittelvergiftung, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Dazu gehören etwa Antidepressiva, Betablocker, Mittel gegen Herzrhythmusstörung oder Herzinsuffizienz sowie Diuretika.
Gut zu wissen
Auch andere Antibiotika können Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfall verursachen, wenn sie gleichzeitig Alkohol konsumieren.
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Plötzlich ungewöhnlicher Puls: Wann zum Arzt?
Es gibt mehrere Situationen, in denen es ratsam ist, bei einem ungewöhnlichen Puls einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Etwa wenn:
- der Puls dauerhaft zu hoch oder zu niedrig ist – vor allem, wenn zusätzlich Schwindel, Kurzatmigkeit oder Brustschmerzen auftreten.
- das Herz unregelmäßig schlägt – oder Sie bereits eine bekannte Herzrhythmusstörung wie Vorhofflimmern oder Vorhofflattern haben.
- Sie Druck, Schmerzen oder Enge in der Brust spüren – das kann auf ernste Herzprobleme hinweisen.
- Sie wiederholt unter Schwindel oder Ohnmacht leiden.
- Sie schnell und stark außer Atem geraten – besonders, wenn der Puls gleichzeitig unregelmäßig ist.
- Ihr Puls sich plötzlich und ohne erkennbaren Grund verändert.
- Sie Medikamente einnehmen, die den Herzrhythmus beeinflussen können. Prüfen Sie den Beipackzettel. Steht dort etwas zum Herzschlag, sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf an.
Wichtig zu wissen: Diese Anzeichen müssen nicht immer auf eine ernste Erkrankung hindeuten – sie sollten aber auch nicht ignoriert werden. Wer unsicher ist, lässt den Puls besser einmal mehr überprüfen. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann mögliche Ursachen abklären und bei Bedarf die richtigen Schritte einleiten.
Fazit
Stress, Lebensstil oder Bewegung können die Herzfrequenz beeinflussen. Daher ist es nicht immer problematisch, wenn der Puls gelegentliche Unregelmäßigkeiten aufweist. Haben Sie regelmäßig oder dauerhaft einen zu hohen oder zu niedrigen Puls, kann das jedoch auf Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten hinweisen. In diesem Fall ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Besonders wichtig ist dies, wenn Sie weitere Beschwerden wie Schwindel oder Kurzatmigkeit verspüren oder bei Ihnen bereits ein Herzproblem besteht.
- amboss.com: "Herzrhythmusstörungen – Ursachen". (Stand: Januar 2025)
- gesundheitsinformation.de: "Herzrhythmusstörungen: Ursachen und Risikofaktoren". (Stand: Oktober 2022)
- herzstiftung.de: "Medikamente bei Herzinsuffizienz: Wirkung und Nebenwirkungen". (Abrufdatum: Juli 2025)
- apotheken.de: "Azithromycin AbZ 500mg Filmtabletten – Beipackzettel". (Abrufdatum: Juli 2025)
- springermedizin.de: "Antidepressiva oft ungeeignet bei Herzinsuffizienz". (Stand: Januar 2019)
- herzstiftung.de: "Herz und Krebs – Wechselwirkungen zwischen Organen und Erkrankungen". (Abrufdatum: Juli 2025)
- herzstiftung.de: "PulseDay – nachgefragt: Was steckt hinter der Initiative?". (Abrufdatum: Juli 2025)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.