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Hyposensibilisierung: Wann ist der richtige Zeitpunkt?


Immuntherapie: Warum Sie jetzt damit starten sollten

Von dpa
Aktualisiert am 30.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Heuschnupfen: Eine Pollenallergie kann Betroffenen den Frühling und Sommer ganz schön vermiesen.Vergrößern des BildesHeuschnupfen: Eine Pollenallergie kann Betroffenen den Frühling und Sommer ganz schön vermiesen. (Quelle: Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa-bilder)
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Eine altbewährte Methode gegen Heuschnupfen ist die Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Mit ihr soll sich der Körper an eine allergene Substanz gewöhnen.

Das Wichtigste im Überblick


Husten, laufende Nase, tränende Augen, Juckreiz, Abgeschlagenheit, Atemprobleme: Pollenallergien machen Betroffenen ganz schön zu schaffen. Zwar gibt es Allergiemedikamente. Doch an der Ursache des Heuschnupfens setzt nur eine Allergen-Immuntherapie an, auch Hyposensibilisierung genannt.

Wie genau funktioniert so eine Allergen-Immuntherapie?

Um das Wirkprinzip zu verstehen, muss man zunächst einmal wissen, wie es zu allergischen Reaktionen in unserem Körper kommt.

"Bei Allergiepatienten ist es so, dass das Immunsystem fehlgesteuert ist. Es richtet sich also gegen eigentlich harmlose Umweltbestandteile, wie Pollen von Bäumen oder Gräsern oder Hausstaubmilbenkot", sagt Allergologe Prof. Oliver Pfaar. Er ist Oberarzt und Leiter der Sektion Rhinologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg.

Das Immunsystem sieht also eine Gefahr, wo keine ist. "Das führt dann bei den Heuschnupfen-Patienten dazu, dass sie niesen, dass die Nase läuft und dass Husten auftritt. Denn der Körper will sich ja schützen vor diesem vermeintlichen Krankheitserreger", erklärt Pfaar.

Durch eine gezielte Therapie kann das Immunsystem aber umerzogen werden. "Die Hyposensibilisierung ist bisher die einzige Behandlungsmethode, die an der Ursache ansetzen kann", sagt Anja Schwalfenberg. Sie ist Diplom-Biologin und im Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) in der Patientenberatung tätig.

"Die Therapie ist besonders bei langanhaltenden Beschwerden gefragt", sagt sie. Der Patient oder die Patientin bekommt regelmäßig Therapiepräparate, wodurch sich das Immunsystem an den Auslöser der Allergie gewöhnen soll.

Wie bekommt man die Präparate verabreicht?

Das passiert klassischerweise mit einer Spritze. In der Medizin ist dann von einer subkutanen Therapie die Rede. "Dabei wird die sogenannte Erhaltungsdosis etwa alle vier Wochen verabreicht und unter die Haut am Oberarm gespritzt. Das geschieht in der ärztlichen Praxis, gefolgt von einer Beobachtungszeit von mindestens 30 Minuten", sagt Anja Schwalfenberg.

Es gibt außerdem den sogenannten sublingualen Ansatz: Dabei wird das Allergen in Form von Tabletten oder Tropfen vom Patienten selbst unter die Zunge gesetzt – und zwar täglich.

"Bei dem einen muss man alle vier bis sechs Wochen zum Arzt gehen, das andere muss der Patient regelmäßig selbst durchführen und daran denken. Da ist dann keiner, der das kontrollieren kann", sagt Oliver Pfaar.

Für eine erfolgreiche Therapie ist aber entscheidend, dass Patienten dranbleiben. "Nur wenn die Therapie regelmäßig durchgeführt und nicht vorzeitig abgebrochen wird, kann ein guter Erfolg eintreten", bestätigt Anja Schwalfenberg.

Wie lange dauert eine Hyposensibilisierung?

Ohne Geduld geht es nicht. "Normalerweise wird eine Hyposensibilisierung über drei Jahre durchgeführt", sagt Anja Schwalfenberg.

Das sei auch mit Studienergebnissen gut belegt, ergänzt Pfaar. Seiner Beobachtung nach profitieren Patientinnen und Patienten aber schon im ersten Jahr von der Behandlung. "Sie fühlen sich teilweise sogar deutlich besser, als wenn sie im ersten Jahr nur Medikamente einnehmen würden, was sie natürlich weiterhin dürfen."

Damit bezieht sich Pfaar auf Allergiemedikamente. "Spray und Tabletten wirken nur gegen die momentanen Symptome, können aber nicht gegen die zugrundeliegende immunologisch getriggerte Erkrankung vorgehen." Weil sich die Beschwerden schon im ersten Behandlungsjahr bessern, brauchen Betroffene jedoch oft weniger Medikamente.

Wohin gehe ich, wenn ich denke, dass eine Allergen-Immuntherapie für mich sinnvoll wäre?

Ob eine Allergen-Immuntherapie für einen Patienten infrage kommt, kann ein Arzt oder eine Ärztin einschätzen. "Ärzte sollen entweder über die Zusatzweiterbildung Allergologie oder über ausreichende Erfahrungen mit dieser Therapie verfügen", sagt Anja Schwalfenberg.

Für spezifische Beschwerden helfe es, sich an Fachärzte zu wenden: "Bei einem Heuschnupfen können HNO-Ärzte, bei einem bereits bestehenden allergischen Asthma Lungenfachärzte weiterhelfen", sagt Schwalfenberg. Oliver Pfaar weist darauf hin, dass oft auch Allgemeinmediziner, Hautärzte oder Kinderärzte einen entsprechenden Schwerpunkt haben.

Muss ich mit Nebenwirkungen rechnen?

Kaum. "In der Regel und in den Händen erfahrener Kolleginnen und Kollegen ist die Allergen-Immuntherapie sehr sicher. Das gilt sowohl für den subkutanen als auch für den sublingualen Weg", sagt Oliver Pfaar.

Zwar stellen sich oft leichte lokale Reaktionen wie Schwellungen rund um die Einstichstelle oder Juckreiz der Mundschleimhaut ein. Sie treten aber nur kurzzeitig auf.

Wann fange ich an?

Die pollenarme Zeit im Herbst und Winter eignet sich gut, um mit der Pollen-Immuntherapie zu beginnen. "Bei den Ganzjahresallergenen, also bei bestehender Allergie beispielsweise auf Hausstaubmilben oder Schimmelpilzsporen, gibt es nicht unbedingt eine Vorgabe, wann man beginnen sollte", sagt Oliver Pfaar.

Eine Entscheidung, die am Ende der Allergologe oder die Allergologin trifft. Er oder sie führt eine Diagnostik durch und kann beurteilen, wie stark Betroffene von der Allergen-Immuntherapie profitieren können. Und welche Therapieform die beste ist.

"Und das am besten so früh wie möglich", sagt Schwalfenberg. Aber auch noch im späteren Verlauf einer Allergie könne mit einer Hyposensibilisierung eine Linderung der Symptome erreicht werden.

Wer trägt die Kosten?

"In Deutschland wird diese Therapie von den Krankenkassen übernommen. Das ist auf europäischer Ebene in anderen Ländern teilweise anders", sagt Oliver Pfaar.

Natürlich sei das eine immense Investition in Patienten, sagt Anja Schwalfenberg. "Daher ist die Therapietreue sehr wichtig, damit sich der Kostenaufwand auch lohnt und die Therapie erfolgreich sein kann."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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