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Corona-Krise: Welche Wirkung hätte ein kurzer, harter Lockdown wirklich?


Corona-Lage in Kliniken "sehr dramatisch"
Welche Wirkung könnte ein kurzer Lockdown überhaupt haben?

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 10.04.2021Lesedauer: 3 Min.
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Covid-Intensivstation der Uniklinik Dresden: Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich dort um die schwerkranken Covid-19-Patienten.Vergrößern des Bildes
Covid-Intensivstation der Uniklinik Dresden: Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich dort um die schwerkranken Covid-19-Patienten. (Quelle: Max Stein/imago-images-bilder)

Die Corona-Infektionszahlen steigen stark an, die Intensivbetten werden knapper: Wie sollte der

Trotz des aktuell geltenden Lockdowns steigen die Infektionszahlen in Deutschland. Intensivmediziner warnen bereits seit Wochen vor einer Überlastung der Krankenhäuser. Mittlerweile sei die Lage in den Kliniken "sehr dramatisch", sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Es gebe einen ungebremsten Anstieg von Covid-Patienten. Ihr Alter liege nun zumeist zwischen 40 und 70 Jahren. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, so Marx.

Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, forderte schon Ende März einen harten Lockdown. Die Zeit laufe uns davon und der "halbe Dauerlockdown über Wochen" sei nicht effektiv genug, schrieb er in einem eindringlichen Appell auf Twitter.

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Doch die Tage vergehen, die Infektionszahlen und Intensivbelegungen steigen weiter an. 500 Kliniken in Deutschland können bereits jetzt keine Covid-Patienten mehr aufnehmen. Die Intensivmediziner fordern noch immer einen harten und umgehenden Lockdown von zwei bis drei Wochen.

Derweil plant die Bundesregierung, die Länder bei den Corona-Maßnahmen teilweise zu entmachten. Diese hatten sich zuletzt immer wieder gegen scharfe und einheitliche Regelungen gesträubt, schwankten häufig zwischen Lockerungen und Verschärfungen. Die von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgeschlagenen Änderungen am Infektionsschutzgesetz sollen nun bundesweit geltende Regeln ermöglichen. Details dazu lesen Sie hier.

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Was könnte ein harter und kurzer Lockdown bewirken?

Fest steht: Ein sofortiger, konsequenter Lockdown könnte dabei helfen, der Lage in den Kliniken wieder Herr zu werden. "Je früher der Lockdown, desto weniger Leid für die Menschen, weniger schwere Erkrankungen, weniger Tod", sagt Divi-Präsident Marx. Portugal habe es vorgemacht: "Erst harter Stopp. Und dann öffnen. Das hat gut geklappt." Portugal hatte im Januar mit 1.600 die höchste Inzidenz weltweit. Mittlerweile sind dort Geschäfte und Restaurants wieder geöffnet.

Doch bevor Lockerungen wieder im Raum stehen könnten, ist laut Experten entscheidend, wie viele Menschen gegen Covid-19 geimpft sind. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums waren am 9. April erst 14,7  Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Bis Anfang Mai, das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, sollen 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten haben.

Experten: Erst impfen, dann lockern

Selbst wenn die Impfkampagne an Fahrt aufnimmt, wird die Pandemie vorerst ohne harten Lockdown nicht zu bewältigen sein. Da ist sich das Gros der Experten einig. Gleichzeitig seien anhaltende Kontaktbeschränkungen nötig, sagt Professor Rafael Mikolajczyk von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Der Epidemiologe hält einen kurzen Lockdown für nicht zielführend. Die Epidemie könne sich nach den drei Wochen wieder schnell verbreiten, so Mikolajczyk. Und bis dahin könnten nicht 60 Prozent der Bevölkerung geimpft worden sein, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Eine Verschärfung der Maßnahmen mit strengen Kontakteinschränkungen bliebe daher weiterhin nötig.

"Eine längerfristige Kontaktbeschränkung in Kombination mit einem sehr intensiven Testen erscheint mir aus dieser Perspektive eine bessere Lösung als ein kurzer maximaler Lockdown mit der Hoffnung, man hätte damit das Problem gelöst", sagt er t-online.

RKI-Modell zur Pandemieentwicklung

Auch Modellrechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) von Ende März zeigen, welchen Effekt ein verschärfter Lockdown mit strengen Kontaktbeschränkungen auf die Zahl der Intensivpatienten haben könnte.

Das RKI kommt zu dem Schluss, dass es nur gelingen könne, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, sobald Lockerungen erst vorsichtig ab Mai oder Juni eingeführt würden. Und dann auch nur sukzessive bis in den Spätsommer hinein.

"Zum aktuellen Zeitpunkt kann nur durch eine möglichst frühe und umfassende Reduktion der seit März 2021 wieder gestiegenen Kontakte in der Bevölkerung eine Überlastung der Kapazitäten vermieden werden." Zudem werde noch untersucht, welche zusätzlichen Maßnahmen sinnvoll sein könnten, um die dritte Welle abzuwenden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) e.V.
  • Situationsbericht des Robert Koch-Instituts
  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR: "Welcher Lockdown hätte wirklich Wirkung?", 7. April 2021
  • Eigene Recherche
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