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Corona-Impfung: Risiko für Hirnvenenthrombosen wohl auch bei älteren Frauen


Risiko für Hirnvenenthrombosen offenbar auch bei älteren Frauen

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

Aktualisiert am 07.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Impfzentrum: Zu den aufgetretenen Fällen von Hirnvenenthrombosen nach Corona-Impfungen gibt es nun eine neue Datenlage.Vergrößern des Bildes
Impfzentrum: Zu den aufgetretenen Fällen von Hirnvenenthrombosen nach Corona-Impfungen gibt es nun eine neue Datenlage. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Eine aktuelle Datenanalyse zeigt: Auch Frauen jenseits der 60 könnten ein erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen nach Covid-Impfungen haben. Forscher sprechen von einem "neuen Sicherheitssignal".

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat Fälle von schweren Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen in Deutschland neu ausgewertet. Dazu hatte die DGN bereits im April die neurologischen Kliniken des Landes angeschrieben und gebeten, alle Fälle von Hirnvenenthrombosen sowie Schlaganfällen, die innerhalb eines Monats nach einer Corona-Impfung aufgetreten waren, zu übermitteln.

Insgesamt gingen 87 Meldungen ein. Bei 62 von ihnen bestätigte das Expertenteam der DGN unter Leitung von Professor Dr. Jörg Schulz von der Universitätsklinik Aachen einen möglichen Zusammenhang mit der Impfung gegen Covid-19. Bei 45 Fällen handelte es sich um Hirnvenenthrombosen, bei 9 um ischämische Schlaganfälle, bei 4 um Hirnblutungen und bei weiteren 4 um andere thrombotische Ereignisse. Die Ergebnisse der Auswertung wurden kürzlich als Preprint-Studie veröffentlicht.

Bei welchen Impfstoffen sind die Nebenwirkungen aufgetreten?

Die Auswertung zeigte auch, wie sich die gemeldeten Nebenwirkungen auf die verschiedenen Impfstoffe verteilen. Demnach kam es nach Impfungen mit dem Vektorimpfstoff von Astrazeneca zu deutlich mehr Hirnvenenthrombosen als nach Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen.

37 von 45 (82,2 Prozent) Fällen wurden nach einer Impfung mit Astrazeneca gemeldet, 8 Fälle nach Biontech. Da sehr viel mehr Biontech als Astrazeneca verimpft wurde, ist die Rate damit bei dem Astrazeneca-Impfstoff mehr als neunmal höher. In 95,2 Prozent der Fälle waren die Nebenwirkungen nach der ersten Impfdosis aufgetreten.

Von den neun nach Impfung gemeldeten Schlaganfällen waren acht nach Impfungen mit Astrazeneca und ein Fall nach Impfung mit Biontech aufgetreten. Die vier Fälle von Hirnblutungen waren nach Impfung mit Astrazeneca beobachtet worden.

Es wurden keine Ereignisse nach Gabe des Impfstoffes von Moderna beobachtet. Allerdings wurde dieser bis zum Zeitpunkt der Datenauswertung nur 1,2 Millionen Mal in Deutschland verabreicht – im Gegensatz zu Biontech mit 16,2 Millionen und Astrazeneca mit 4,6 Millionen Impfdosen.

Diese Personen waren am häufigsten betroffen

Das mittlere Alter der Betroffenen mit schweren neurologischen Nebenwirkungen lag bei 46,7 Jahren. 77,4 Prozent der Betroffenen waren unter 60 Jahre alt. Von den 45 Menschen, die nach einer Corona-Impfung eine Hirnvenenthrombose erlitten, waren 35 (77,8 Prozent) weiblich. 36 von ihnen (80 Prozent) waren unter 60 Jahre alt.

"Gut drei Viertel aller thrombotischen zerebralen Ereignisse waren bei Frauen aufgetreten", schreibt die DGN. "Die Rate für Frauen war im Vergleich zu der von nicht weiblichen Personen mehr als dreimal erhöht."

Hirnvenenthrombose auch bei älteren Frauen?

Grundsätzlich können die sehr seltenen Nebenwirkungen auch Männer und ältere Frauen treffen, wie die neue Untersuchung zeigt. Bislang standen vor allem Frauen unter 60 Jahren im Fokus.

Wissenschaftler der Berliner Charité haben die statistische Auswertung der Daten vorgenommen. Die bisher aufgetretenen Fälle von Hirnvenenthrombosen wurden in Beziehung gesetzt zur Gesamtzahl der in der jeweiligen Alters-, Geschlechts- und Impfstoffgruppe verabreichten ersten Dosen des entsprechenden Impfstoffs. Auf diese Weise konnte die sogenannte Ereignisrate pro 100.000 Personenjahre für jede Gruppe berechnet werden.

  • Bei Frauen unter 60 Jahren, die eine Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff erhalten hatten, betrug die Ereignisrate für Hirnvenenthrombosen innerhalb eines Monats nach der Erstimpfung 24,2/100.000 Personenjahre, bei gleichaltrigen Männern 8,9/100.000, also deutlich niedriger.
  • Nach einer Dosis Biontech lag die Rate in derselben Altersgruppe mit 3,6 (Frauen) und 3,5 (Männer) dagegen vergleichsweise niedrig.
  • Über 60-jährige Frauen wiesen nach Impfung mit Biontech eine sehr geringe Ereignisrate von 0,8/100.000 Personenjahre auf, bei Männern über 60 Jahren trat bislang kein Fall auf, egal mit welchem Impfstoff sie geimpft worden waren.

Charité-Forscher: "Neues Sicherheitssignal"

"Bis dahin haben uns die Daten nicht überrascht. Allerdings haben wir ein neues Sicherheitssignal gesehen", erklärt Neuroepidemiologe Professor Dr. Tobias Kurth, Direktor des Instituts für Public Health an der Berliner Charité.

"Die Inzidenzrate der Hirnvenenthrombosen bei Frauen unter 60 nach Gabe des Astrazeneca-Impfstoffs betrug 24,2/100.000 Personenjahre, die von Frauen über 60 nach Gabe des gleichen Impfstoffs 20,5/100.000 Personenjahre. Unsere Daten zeigen also: Auch ältere Frauen haben ein erhöhtes Risiko, Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach Gabe des Astrazeneca-Vakzins zu erleiden."

Kurth schlägt nun vor, schnell eine neue Risiko-Nutzen-Analyse für Astrazeneca durchzuführen. Ob die Impfempfehlung erneut angepasst werden könnte, ist noch offen.

Risiko und Nutzen der Covid-19-Impfung abwägen

Das Fazit der Experten: Das Risiko von Hirnvenenthrombosen sei insgesamt sehr gering, aber Personen aller Altersklassen sollten umfassend darüber aufgeklärt werden, vor allem Frauen.

"Wir denken, dass der Astrazeneca-Impfstoff mit einem sehr geringen Risiko für zerebrale Sinus- und Venenthrombosen bei Männern einhergeht", betont DGN-Pressesprecher Professor Dr. Hans-Christoph Diener. "Bei Frauen aller Altersklassen traten zwar mehr Fälle thrombotischer Ereignisse auf, die Rate war aber in Anbetracht der vielen Millionen verimpften Dosen insgesamt immer noch sehr gering."

Bei der Abwägung von Risiko und Nutzen der Corona-Impfung müsse auch berücksichtigt werden, dass das Risiko einer Hirnvenenthrombose bei einer Covid-19-Erkrankung um den Faktor 10 erhöht sei. Die Krankheit führt demnach verhältnismäßig häufig zu thrombotischen Ereignissen mit Todesfolge, die Impfung nur extrem selten, so Prof. Diener.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
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