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Immer mehr Impfdurchbrüche: Können auch Geimpfte an Long-Covid erkranken?


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Immer mehr Impfdurchbrüche
Können auch Geimpfte an Long-Covid erkranken?


Aktualisiert am 22.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Nach der Corona-Impfung: Zu Long-Covid bei Geimpften gibt es kaum Daten.Vergrößern des Bildes
Nach der Corona-Impfung: Zu Long-Covid bei Geimpften gibt es kaum Daten. (Quelle: Jelena Stanojkovic/ iStock / Getty Images Plus/getty-images-bilder)
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Vollständig geimpft und trotzdem infiziert: Die Corona-Impfstoffe schützen gut vor akuten schweren Krankheitsverläufen, aber weniger gut vor der Infektion mit dem Virus. Können also auch Geimpfte Long-Covid entwickeln?

Seit Beginn der Impfkampagne kam es in Deutschland nach Informationen des Robert Koch-Instituts (Stand 12. August) zu 10.887 sogenannter Durchbruchinfektionen: Vollständig Geimpfte wurden positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Von ihnen mussten zwei Prozent der unter 60-Jährigen und jeder Vierte der über 60-Jährigen im Krankenhaus behandelt werden. Alle anderen – so legen die Daten es nahe – zeigten einen milden oder sogar asymptomatischen Verlauf.

Damit dürfte die Dunkelziffer der Impfdurchbrüche recht hoch sein, da etwa symptomlose Infektionen nur sehr selten entdeckt werden.

10 bis 30 Prozent der ungeimpften Infizierten betroffen

Doch auch leichte Verläufe einer Infektion können schwerwiegende Folgen haben. Geschätzt 350.000 Menschen leiden in Deutschland an Long-Covid. Studien gehen davon aus, dass 10 bis 30 Prozent der Corona-Infizierten diese Erkrankung bekommen. Die Symptome sind vielfältig: Kopfschmerzen, Erschöpfung und geringe Belastbarkeit ("Fatigue-Syndrom"), Muskelschmerzen, Atemnot, Depressionen und Angstzustände zählen dazu.

Aber auch neurologische Probleme (beispielsweise Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen), Geschmacks- und Geruchsveränderungen, Seh- und Höreinschränkungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Trakts werden beschrieben. Über 200 verschiedene Symptome treten auf, oft halten die Beschwerden monatelang an.

Können also auch Geimpfte, die nur leichte oder gar asymptomatische Krankheitsverläufe zeigen, an Long-Covid erkranken? Dazu ist wenig bekannt, da die meisten Daten zum Thema bislang bei Ungeimpften gesammelt wurden.

Israelische Studie: Long-Covid auch bei Impfdurchbrüchen

Eine sehr kleine Studie aus Israel gibt jedoch einen Einblick. Untersucht wurden die Impfdurchbrüche bei knapp 1.500 Mitarbeitern des israelischen Gesundheitssystems. 39 der vollständig Geimpften wurden positiv auf das Coronavirus getestet – 2,6 Prozent.

Ein Drittel der Infizierten hatte gar keine Symptome, alle anderen hatten milde Krankheitsverläufe, keiner musste hospitalisiert werden. Doch nach sechs Wochen zeigte sich: 19 Prozent der von diesen Impfdurchbrüchen Betroffenen litten an lang anhaltenden Beschwerden wie Geruchsverlust, Dauerhusten, Müdigkeit, Schwäche, Atemnot oder Muskelschmerzen. Hält diese Art von Symptomen länger als vier Wochen nach einer Corona-Infektion an, spricht man von Long-Covid.

Die Forscher selbst warnen davor, die Daten überzuinterpretieren. Zum einen waren nur sieben Personen betroffen – eine sehr geringe Fallzahl. Zum anderen hatte die Studie ein anderes Forschungsziel. Untersucht werden sollten die Antikörperspiegel bei Infizierten, nicht die Wahrscheinlichkeit einer Long-Covid-Erkrankung bei Impfdurchbrüchen.

Weitere Forschungen dringend nötig

Auch Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, erklärte im NDR-Podcast "Coronavirus-Update", dass weitere Forschungen nötig seien. "Das heißt, dass auch die Impfung bei einer Infektion vor diesem längeren Symptom über sechs Wochen nicht geschützt hat. Und das muss man sich jetzt natürlich noch in anderen Kollektiven, in anderen Studien genauer anschauen. Es scheint aber vor allen Dingen einen sicheren Schutz vor schweren Verläufen zu geben, vor Hospitalisierung und vor dem Tod."

Klar sei, auch Geimpfte könnten natürlich mit dem Virus in Kontakt kommen. "Das wird die nächsten Jahre wahrscheinlich mehrmals passieren. Und das Ziel ist es ja, dass dann das Immunsystem möglichst schnell anspringt und nur zu einer ganz leichten und kurzen Infektion führt und dann danach natürlich wieder ein Antikörperbooster stattgefunden hat, sodass man wieder gut geschützt ist."

Forscher: Maßnahmen auch für Geimpfte beibehalten

Amerikanische Wissenschaftler verweisen ebenfalls auf die eingeschränkte Aussagekraft der israelischen Studie. "Es ist sehr frustrierend, zu diesem Zeitpunkt der Pandemie keine Daten zu haben, um zu wissen, was bei Impfdurchbrüchen passiert", sagte Akiko Iwasaki, Immunologin an der Yale School of Medicine, der "New York Times". "Wenn sich eine leichte Durchbruchinfektion in Long-Covid verwandelt, haben wir diese Zahl nicht im Griff."

Dr. Robert Wachter, Vorsitzender der medizinischen Fakultät der University of California in San Francisco, zieht dennoch praktische Schlüsse aus den Daten aus Israel: "Die Leute haben zu mir gesagt: 'Du bist vollständig geimpft. Warum bist du so vorsichtig?'", berichtet er ebenfalls in der "New York Times". "Ich bin immer noch im Lager, dass ich Covid nicht bekommen möchte. Ich möchte keine Durchbruchinfektion bekommen."

Er plädiert für weitere Vorkehrungen auch bei Geimpften. "Ich werde es für bare Münze nehmen, dass sich eine von fünf Personen sechs Wochen nach einem Durchbruch weiterhin mies fühlt. Das zu wissen, reicht aus, damit ich im Supermarkt zwei Masken tragen will."

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wiederum warnte auf Twitter angesichts der Studienergebnisse: "Auch Geimpfte müssen vorsichtig sein. Impfverweigerer gefährden uns alle, weil sie die Inzidenz hoch halten."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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