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Dritte Impfung in Israel: Booster wird zur Pflicht! Der Widerstand wächst


Booster-Pflicht in Israel
"Eine echte Hexenjagd gegen Ungeimpfte"

Von Mareike Enghusen, Tel Aviv

Aktualisiert am 15.10.2021Lesedauer: 4 Min.
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Proteste in Israel: Gegen die Corona-Politik wächst der Widerstand (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Proteste in Israel: Gegen die Corona-Politik wächst der Widerstand (Archivbild). (Quelle: picture alliance / Zumapress.com | Nir Alon/dpa-bilder)

Israel erhöht den Druck zur dritten Impfung gegen das Coronavirus. Die Mehrheit der

Eigentlich sollte Israel jetzt schon an einem anderen Punkt sein. Nur ein technischer Fehler erlaubt es derzeit über einer Million Menschen in dem Land, weiter in Cafés, Fitnessstudios, Museen und Synagogen zu gehen.

Um solche und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens zu betreten, muss man hierzulande den Grünen Pass vorzeigen, der seine Träger als gegen Covid-19 geimpft ausweist – und der bisherige Pass hätte Anfang Oktober ablaufen sollen.

Nur wer sich die dritte Spritze abgeholt hat, soll nun den Pass auf der Webseite des Gesundheitsministeriums erneuern dürfen. Derart groß war aber offenbar der Ansturm kurz vor dem geplanten Ablaufdatum, dass die Seite zwischenzeitlich streikte – und das Ministerium die Frist um eine noch unbekannte Zeitspanne verlängern musste.

Dritte Impfung für alle ab zwölf Jahren

Anfang August hatte Israel als erstes Land der Welt die dritte Impfung eingeführt, zunächst nur für Ältere, inzwischen für alle ab zwölf Jahren. Denn die Nervosität war groß: Im Sommer waren sowohl die Infektionsraten als auch die Zahl der schwer Erkrankten wieder stark angestiegen.


Zum einen hatte sich die Delta-Variante des Virus in dem kleinen Land rasch ausgebreitet. Zum anderen ließ die Entwicklung darauf schließen, dass offenbar die Schutzwirkung der in Israel vorwiegend eingesetzten Pfizer/Biontech-Impfung nach einigen Monaten maßgeblich nachlässt. Vor diesem Hintergrund führte die Regierung unter Ministerpräsident Naftali Bennett die Auffrischungsspritze ein, auch als Booster-Shot bekannt.

Der Widerstand wächst

Zwar haben sich schon 3,8 Millionen Bürger die dritte Dosis verabreichen lassen. Bleiben jedoch fast zwei Millionen, die zwar doppelt, bisher aber noch kein drittes Mal geimpft sind.

Protest begleitet Israels anfangs hocheffektive Impfkampagne schon seit deren Start Ende 2020. Doch nun wächst der Widerstand. Wöchentlich demonstrieren derzeit Hunderte Menschen in Tel Aviv und anderen Städten gegen die Impfpolitik der Regierung.

"Hexenjagd auf Ungeimpfte"

Unter ihnen ist die Marketingexpertin Efrat Fenigson, die regelmäßig Videos von den Protesten dreht und ihr internationales Twitter-Publikum auf Englisch von den neuesten Maßnahmen der Regierung unterrichtet. "Wir sind zurück auf der Straße!", ruft sie in ihrem Handyvideo vom vergangenen Wochenende ins Mikro, um die Pfiffe der vorbeiziehenden Demonstranten zu übertönen. "Wir protestieren gegen den Grünen Pass, den Impfpass, und natürlich für unsere Bürgerrechte und unsere Souveränität."

Der Plan der Regierung, die Grünen Pässe nur noch für dreifach Geimpfte auszugeben, sei nicht weniger als ein Angriff auf die Menschenrechte aller, die die Auffrischungsspritze scheuen, meint Fenigson. "Es findet eine echte Hexenjagd gegen Ungeimpfte statt", ruft die Aktivistin.

Efrat Fenigson hat eine erhebliche Follower-Schar auf Twitter, arbeitet als Marketingchefin für einen Co-Working-Space in Tel Aviv und wurde kürzlich von einer Organisation für Start-up-Gründer und -Investoren zu einer der vielversprechendsten Marketingexperten des Jahres gekürt. Dass sie ihr Können nun für den Kampf gegen die Impfpolitik einsetzt, lässt sich als Zeichen deuten, dass sich der Widerstand gegen die Regierungsstrategie nicht mehr auf eine kleine Gruppe ideologischer Impfgegner beschränkt.

Das Vertrauen überwiegt

Dennoch sind die Proteste nicht groß genug, um wirklichen Druck auf die Politik zu generieren. Dazu beitragen mag die Radikalität mancher Demonstranten, die Parallelen ziehen zwischen der Impfpolitik der Regierung und der Judenverfolgung der Nazis. "Grüner Pass, gelber Stern, wo ist der Unterschied?", schreiben manche auf ihre Plakate.

In großen Teilen der Bevölkerung überwiegt tatsächlich das Vertrauen in die Impfung – und die Angst vor der Pandemie, die in Israel fast 8.000 Menschen das Leben gekostet hat.

"Ich halte den Grünen Pass für wichtig – aus einem einfachen Grund: Er zwingt die Menschen, für sich selbst und ihre Umgebung Verantwortung zu übernehmen", sagt etwa Eva Wahhab-Steiner, eine 72-jährige Israelin aus Holon, südlich von Tel Aviv. Jeder Mensch habe das Recht, auf die Impfung zu verzichten. Doch "der effektivste Weg derzeit, die Pandemie zu bekämpfen, ist das Vakzin".

Zwei Drittel der Schwerkranken sind ungeimpft

Statistiken stützen diese Sicht: Bei über zwei Drittel jener Corona-Kranken, die derzeit wegen schwerer Symptome in israelischen Krankenhäusern liegen, handelt es sich laut Daten des Gesundheitsministeriums um Ungeimpfte – die jedoch nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung ausmachen. "Covid wird schnell zu einer Pandemie der Ungeimpften", stellt die israelische Zeitung "Haaretz" fest.

Insgesamt entwickelt sich die Lage in Israel derzeit zum Besseren: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist zuletzt auf unter 2.000 gesunken – im Vergleich zu über 11.000 noch im September. Experten schreiben diese Entwicklung der Auffrischungsspritze zu.

"Um den Rückgang zu beschleunigen, ist es wichtig, dass Ungeimpfte (ca. 650.000) und diejenigen, die vor mehr als sechs Monaten geimpft wurden (ca. 1,5 Millionen), sich impfen lassen", schreibt Eran Segal, Daten- und Genetikexperte vom israelischen Weizmann-Institut, der regelmäßig Statistiken zu Covid-19 analysiert und die Regierung in Sachen Pandemiebekämpfung berät, auf Twitter.

"Die Daten sprechen für sich selbst", pflichtet ihm der Epidemiologe Ran Balicer auf Twitter bei, der das Forschungsinstitut der größten israelischen Krankenkasse leitet, und richtet einen Appell an die Öffentlichkeit: "Lasst euch impfen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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