Schlafstörung nicht ignorieren Beeinflusst Schlaf das Krebsrisiko?

Wer schlecht schläft, fühlt sich nicht nur müde – auch das Krebsrisiko könnte steigen. Was die Wissenschaft bisher über den Zusammenhang weiß.
Viele Menschen kennen es: Einschlafprobleme, ständiges Aufwachen, Müdigkeit am Tag. Schätzungen zufolge hat etwa jeder dritte Deutsche Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen. Kurzfristig ist das in stressigen Lebensphasen oder bei gewissen Erkrankungen normal.
Doch wenn die Probleme länger als drei bis vier Wochen anhalten, sprechen Mediziner von einer Schlafstörung (Insomnie). Und das kann gravierende Folgen für die Gesundheit haben. Ob Schlafstörungen auch das Krebsrisiko erhöhen können, untersuchen Wissenschaftler seit einigen Jahren. Was bisher bekannt ist – und wie Sie besser schlafen können.
Wie Schlaf die Gesundheit und das Krebsrisiko beeinflusst
Im Schlaf senkt der Körper den Energieverbrauch, den Blutdruck und reguliert die Körpertemperatur. Gleichzeitig laufen wichtige Prozesse auf Hochtouren: Zellen werden repariert, das Immunsystem gestärkt, Hormone für Wachstum und Entwicklung produziert. Wer regelmäßig zu wenig oder schlecht schläft, bringt diese Prozesse aus dem Gleichgewicht.
Ob schlechter Schlaf tatsächlich Krebs auslösen kann, ist bislang nicht eindeutig belegt. Doch erste Studien zeigen: Wer dauerhaft schlecht schläft, könnte ein höheres Risiko für bestimmte Krebsarten haben. Der Grund liegt möglicherweise im Immunsystem. Es braucht guten Schlaf, um richtig zu funktionieren. Fehlt diese Erholung über längere Zeit, kann es entartete Zellen schlechter erkennen – und erhöht so womöglich das Krebsrisiko.
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Diese Schlafstörungen könnten das Krebsrisiko steigern
Forscher haben in Studien Hinweise gefunden, dass diese Schlafstörungen das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen:
- Ungewöhnliche Schlafdauer: Sowohl zu kurzer Schlaf (unter fünf Stunden) als auch zu langer Schlaf (über neun Stunden) kann laut Studien mit einem höheren Risiko für Brust-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs verbunden sein. Bei langem Schlaf vermuten Forscher einen Zusammenhang mit Bewegungsmangel oder anderen Erkrankungen.
- Schichtarbeit: Arbeiten zu ungewöhnlichen Zeiten bringt die innere Uhr durcheinander. Die Folge: Schlafprobleme und Schlafmangel. Zudem wird weniger Melatonin produziert – ein Hormon, das beim Einschlafen hilft und möglicherweise auch vor Krebs schützt, indem es andere Hormone wie das Stresshormon Cortisol reguliert. Wer jahrelang im Schichtdienst arbeitet – zum Beispiel in Pflegeberufen, bei der Polizei oder in der Produktion – hat daher möglicherweise ein höheres Risiko für Brust-, Darm-, Eierstock- und Prostatakrebs.
- Schlafapnoe: Bei dieser Erkrankung kommt es während des Schlafs zu Atemaussetzern, die zum Sauerstoffmangel im Körper führen (mehr dazu lesen Sie hier). In Studien zeigte sich, dass Menschen mit mittelgradiger bis schwerer Schlafapnoe ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krebsarten haben könnten. Grund dafür könnte der wiederholte Sauerstoffmangel sein, der Stressreaktionen im Körper auslöst und zu Zellveränderungen führen kann.
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Was Sie selbst tun können
Auch wenn der Zusammenhang zwischen Schlaf und Krebs noch nicht abschließend geklärt ist: Guter Schlaf ist allgemein sehr wichtig für die Gesundheit. Mit diesen Tipps können Sie Ihre Schlafqualität verbessern:
- Regelmäßige Schlafzeiten: Gehen Sie möglichst zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit auf – auch am Wochenende.
- Abendliche Rituale: Entspannungsübungen, Meditation oder ein warmes Bad helfen dem Körper, zur Ruhe zu kommen.
- Verzicht auf Koffein, Alkohol und schwere Mahlzeiten vor dem Schlafengehen.
- Schlafumgebung optimieren: Dunkelheit, Ruhe und eine angenehm kühle Temperatur fördern den Schlaf.
- Bewegung am Tag: Wer körperlich aktiv ist, schläft nachts besser – aber nicht direkt vor dem Zubettgehen.
- Auf Bildschirme verzichten: Zu viel Licht am Abend, etwa von Handy, Tablet oder Fernseher, stört die Melatoninproduktion.
Wenn Sie trotz allem dauerhaft schlecht schlafen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Eine gezielte Diagnostik – etwa durch ein Schlaflabor – kann klären, ob eine behandlungsbedürftige Schlafstörung vorliegt.
Fazit
Schlaf beeinflusst viele Prozesse im Körper – darunter auch das Immunsystem. Ob schlechter Schlaf tatsächlich Krebs auslösen kann, ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt. Aber die bisherigen Hinweise legen nahe, dass chronische Schlafstörungen das Risiko erhöhen könnten. Umso wichtiger ist es, auf eine gute Schlafroutine zu achten – nicht nur für erholte Nächte, sondern auch für die langfristige Gesundheit.
- cancer.org: "Sleep and Cancer" (Stand: Oktober 2024; Englisch)
- hopkinsmedicine.org: "Lack of Sleep and Cancer: Is There a Connection?" (Abrufdatum: Juli 2025; Englisch)
- gesund.bund.de: "Schlafstörungen: Behandlung". (Stand: April 2025)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.