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Krebsforschung: Bluttest identifiziert Krebs und Metastasen


Hohe Treffsicherheit
Bluttest identifiziert Krebs und Metastasen


Aktualisiert am 23.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Bluttest im Labor. Forscher haben einen neuen Bluttest zur Krebsfrüherkennung entwickelt. Er ist der erste seiner Art, der gleichzeitig erkennt, ob eine Krebserkrankung vorliegt und ob sie sich ausgebreitet hat.Vergrößern des Bildes
Forscher haben einen neuen Bluttest zur Krebsfrüherkennung entwickelt. Er ist der erste seiner Art, der gleichzeitig erkennt, ob eine Krebserkrankung vorliegt und ob sie sich ausgebreitet hat. (Quelle: solarseven/getty-images-bilder)

Britische Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der die Diagnose und Behandlung von Krebs entscheidend verbessern könnte. Das Verfahren deckt nicht nur Krebserkrankungen auf, sondern erkennt auch, ob der Krebs im Körper des Patienten gestreut hat.

Je früher ein Krebs entdeckt und behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können helfen, eine Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Doch es gibt auch körperliche Veränderungen, bei denen der Patient unverzüglich einen Arzt aufsuchen sollte – beispielsweise bei Blut in Stuhl oder Urin oder tastbaren Knoten. Allerdings gibt es auch unspezifische Symptome, die auf einen Tumor hinweisen können, aber oft andere Ursachen haben.

In diesen Fällen wird häufig erst einmal abgewartet. Denn die moderne Krebsdiagnostik ist ein aufwendiges, teures Verfahren. In der Regel müssen sich die Patienten mehreren bildgebenden Verfahren und Tests unterziehen, bis der Arzt feststellen kann, ob sich die Krankheit bereits auf andere Körperbereiche ausgebreitet und dort Metastasen gebildet hat. Ein einfacher Bluttest, der an der Universität Oxford entwickelt wurde, könnte das Diagnoseverfahren erleichtern und Patienten mit unspezifischen Symptomen eine schnelle Abklärung ermöglichen.

Diagnostische Trefferquote weit über 90 Prozent

In ihrer Studie analysierte das Forscherteam um Dr. James Larkin Blutproben von insgesamt 300 Patienten. Jeder von ihnen klagte über unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Gewichtsverlust, die zwar auf eine Krebserkrankung hinweisen können, aber nicht zwangsläufig in deren Zusammenhang auftreten und daher oft nicht richtig gedeutet werden.

Das Ergebnis: Bei 19 von 20 Krebspatienten konnte das Vorhandensein solider Tumore unterschiedlicher Art korrekt festgestellt werden. Bei der Identifizierung von Metastasen lag der Test bei einer Genauigkeit von 94 Prozent. Damit ist der Bluttest das erste Verfahren, das zuverlässig Aussagen über eine Metastasierung machen kann, ohne dass Art und Lage des Primärtumors bekannt sind.

Bluttest wendet neue Technologie an

Der Bluttest unterscheidet sich von herkömmlichen Tests, die in der Regel auf dem Nachweis von genetischem Material von Tumoren beruhen. Er basiert auf einem neuen Analyseverfahren, der NMR-Metabolomik. Mithilfe eines Magnetfeldes und Radiowellen werden bestimmte Biomarker im Blut, die sogenannten Metaboliten, identifiziert. "Krebszellen haben aufgrund ihrer unterschiedlichen Stoffwechselprozesse besondere metabolomische Fingerabdrücke", erklärt Dr. James Larkin, der an der Studie mitgearbeitet hat.

Metabolomisches Profil als Basis für die Diagnose

"Wir beginnen erst jetzt zu verstehen, wie Metaboliten, die von Tumoren produziert werden, als Biomarker verwendet werden können, um Krebs genau zu erkennen."

Wie die Studie zeigt, lässt sich anhand des metabolomischen Profils des Patienten nicht nur feststellen, ob Krebs vorliegt. Es lassen sich auch Aussagen darüber treffen, ob der Krebs bereits Metastasen gebildet hat oder nur an einem Ort des Körpers angesiedelt ist.

Schnelle Abklärung bei unspezifischen Symptomen

Nach Einschätzung der Forscher könnte der neue Bluttest vor allem Patienten mit unspezifischen Symptomen wie Gewichtsverlust oder Müdigkeit, die nicht sofort an Krebs denken lassen, helfen, zu einem frühen Zeitpunkt eine Diagnose zu erhalten – beispielsweise im Rahmen einer routinemäßigen Blutuntersuchung.

Gerade bei dieser Patientengruppe bestehe die Gefahr, dass der Krebs "übersehen" werde und lange Zeit unerkannt bleibe. Bei typischen Krebssymptomen wie beispielsweise tastbaren Knoten sei die Situation anders, da hier der Arzt in der Regel sofort entsprechende Diagnoseverfahren einleite.

Forscher planen größere Patientenstudien

Die Autoren betonen, dass das neue Verfahren nun an einer größeren Patientenkohorte getestet werden müsse, um die Ergebnisse zu bestätigen und den Nutzen des Tests im klinischen Bereich zu bewerten. "Unser Ziel ist es, einen Test zu erstellen, den jeder Hausarzt anbieten kann", sagt Dr. Fay Probert, die die Studie geleitet hat. "Wir gehen davon aus, dass die metabolomische Blutanalyse ein präzises und kostengünstiges Verfahren ist, um Patienten mit Krebs frühzeitig auszumachen." Die Forscher planen daher weitere Studien an einer größeren Patientenzahl.

Kommt der Bluttest bald in die Praxen?

Bis der Bluttest in die Arztpraxen kommt, ist es allerdings noch ein weiter Weg. "Ein Test, der zur Krebsfrüherkennung bei symptomfreien Personen zugelassen wird, muss ein paar grundlegende Dinge zuverlässig können", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Zum einen muss er den jeweiligen Krebs spezifisch erkennen können. Das heißt, er darf nur sehr wenige falsch positive oder falsch negative Ergebnisse haben und auch nicht zu Überdiagnosen von wenig aggressiven Tumoren führen."

Zudem müsse gewährleistet sein, dass der Test den Krebs so früh erkennt, dass er für den Patienten einen zusätzlichen Nutzen zu anderen Krebsfrüherkennungsmethoden oder zur Diagnostik bei Beschwerden hat. "Das heißt mit anderen Worten, dass statistisch gesehen Menschen, die den Test machen, eine bessere Heilungschance haben."

Größere Studien mit Kontrollgruppen notwendig

Auf der Basis der Daten einer relativ kleinen Stichprobe sei es unmöglich, konkrete Aussagen über die Zulassung des Tests zur Krebsfrüherkennung zu machen. Weitere groß und vorausschauend angelegte Studien an Gesunden seien notwendig. In diesen müsse es auch eine Kontrollgruppe mit Menschen geben, die nicht getestet werden, sondern ihre Diagnose auf einer anderen Basis bekommen.

Nur so könne man die Qualität des Bluttests mit herkömmlichen Früherkennungsverfahren oder einer Diagnostik bei Beschwerden vergleichen. Weg-Remers gibt außerdem zu bedenken, dass zwischen den verschiedenen Krebserkrankungen zu differenzieren sei. Mittlerweile seien über 200 Tumorarten bekannt, die sich in Wachstum und Bösartigkeit stark voneinander unterscheiden. Vor diesem Hintergrund sei es eher unrealistisch, dass der Bluttest schon in den nächsten Jahren in die Arztpraxen komme. Die Expertin rechnet eher mit einem Zeitraum von 10 bis 20 Jahren, vorausgesetzt, die Studien verlaufen erfolgreich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • James R. Larkin, Susan Anthony u.a.: , In: Clinical Cancer Research, DOI 10.1158/1078-0432.CCR-21-2855
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