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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Übersicht und Bedeutung Was steckt hinter den Leberwerten – und was sagen sie aus?

Auffällige Leberwerte können ein frühes Warnsignal für eine geschädigte Leber sein. Wir erklären, was die Werte bedeuten und wann sie erhöht sein können.
Wer auffällige Leberwerte hat, erfährt das häufig durch Zufall bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung in der hausärztlichen Praxis. Nicht jeder kann mit dem Befund gleich etwas anfangen: Aspartat-Aminotransferase, Alanin-Aminotransferase, Gamma-Glutamyltransferase – was genau sich hinter den recht sperrigen Namen der Leberwerte verbirgt, ist Menschen ohne medizinisches Fachwissen in der Regel unklar. Dieser Artikel soll eine erste Orientierung bieten.
Was sind Leberwerte?
Bei den Leberwerten handelt es sich um verschiedene Stoffe, die der Leber entstammen und im Blut nachweisbar sind. Wenn sie von den Normwerten abweichen, kann das auf eine Schädigung der Leber hindeuten. Die kann zahlreiche Ursachen haben. Zu den häufigeren gehören:
- eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, ausgelöst durch ein Übermaß an Nährstoffen beziehungsweise einen Mangel an Bewegung
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Medikamente, Drogen und andere Stoffe, die die Leber belasten
- durch Viren bedingte Leberentzündungen (Hepatitis A bis E)
- Gallenwegs- und Gallensteinerkrankungen
Überdies können sich einige Krankheiten, die nicht direkt die Leber betreffen, auf die Leberwerte auswirken, zum Beispiel Muskel- und Herzerkrankungen.
Veränderte Leberwerte sind also ein Hinweis auf ein gesundheitliches Problem. Mehr als einen Verdacht erlauben die Werte aber nicht – erst recht lassen sie keine sichere Diagnose zu. Um den Grund für die veränderten Werte feststellen zu können, muss sich die Ärztin oder der Arzt zunächst ein genaues Bild vom Gesundheitszustand der betroffenen Person machen.
Dazu ist zum einen ein ausführliches Gespräch notwendig, unter anderem über eventuelle Vorerkrankungen, eingenommene Medikamente und den Alkoholkonsum. Zum anderen können je nach vermuteter Ursache verschiedene Untersuchungen erforderlich sein.
Wichtiger Hinweis
Mitunter weisen auch Menschen ohne feststellbare Erkrankung vorübergehend erhöhte Leberwerte auf. Die Ursache lässt sich nicht immer ermitteln. Umgekehrt sind normale Werte kein Beweis dafür, dass das Organ gesund ist: Bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen können die Leberwerte wieder im Normalbereich liegen – einfach deshalb, weil kaum noch funktionierendes Lebergewebe vorhanden ist, das die entsprechenden Stoffe freisetzen könnte.
Welche Leberwerte gibt es?
Es gibt drei Gruppen von Leberwerten:
- Marker für eine Leberzellschädigung
- Marker für eine Cholestase (einen Gallestau)
- Marker für die Syntheseleistung der Leber
Marker für eine Leberzellschädigung sind Enzyme, die Leberzellen freisetzen, wenn sie geschädigt werden. Zu diesen Enzymen zählen:
- Alanin-Aminotransferase, kurz ALT (früher Glutamat-Pyruvat-Transaminase, kurz GPT)
- Aspartat-Aminotransferase, kurz AST (früher Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, kurz GOT)
- Glutamatdehydrogenase (GLDH)
Von Bedeutung ist zudem der De-Ritis-Quotient, der das Verhältnis vom AST- zum ALT-Wert angibt. Dieser Laborwert sagt etwas über die Schwere einer Leberzellschädigung aus. Wie er zu verstehen ist, erfahren Sie im letzten Kapitel.
Was sind Enzyme?
Enzyme sind Eiweißstoffe, die lebenswichtige Stoffwechselvorgänge beschleunigen (katalysieren), ohne dabei selbst verändert zu werden. Im menschlichen Körper – und auch in anderen Organismen – gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Enzyme, die jeweils an bestimmten chemischen Prozessen mitwirken.
Marker für einen Gallestau sind
- die Gamma-Glutamyltransferase (GGT),
- die Alkalische Phosphatase (AP) und
- Bilirubin.
GGT und AP sind Enzyme, die in den Zellen der Leber und der Gallenwege vorkommen. Bei einem Gallestau werden diese Eiweißstoffe vermehrt ins Blut freigesetzt.
Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Die Leber macht es wasserlöslich, damit es mit der Galle über die Gallengänge ausgeschieden werden kann. Bei einem Gallestau funktioniert die Ausscheidung nicht richtig. Dann kann sich Bilirubin im Blut sammeln. Die erhöhte Konzentration lässt sich im Blut nachweisen. (Zudem ruft ein erhöhter Bilirubinspiegel typischerweise merkliche Symptome wie Juckreiz und eine Gelbsucht – fachsprachlich Ikterus – hervor.)
Was ist ein Gallestau (eine Cholestase)?
Die Galle ist ein von der Leber gebildeter Verdauungssaft. Sie besteht unter anderem aus Wasser, Gallensäuren, Cholesterin und Bilirubin. Während einer Mahlzeit wird ein Teil der Galle aus der Leber durch den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm (Dünndarm) geleitet, wo sie bei der Verdauung von Fetten hilft. Die restliche Galle fließt zunächst in die Gallenblase, die sich an der Unterseite der Leber befindet. Dort wird die Galle eingedickt und gespeichert und bei der nächsten Nahrungsaufnahme ebenfalls über den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm abgegeben. Wenn der Abfluss der Galle gestört ist, etwa durch Steine, Entzündungen oder Tumoren, staut sich die Galle in den Gallengängen. Das kann die Leber schädigen und zu erhöhten Cholestasewerten führen.
Marker für die Syntheseleistung der Leber sind Eiweiße, für deren Herstellung (Synthese) die Leber zuständig ist. Kann sie das nicht mehr im gewohnten Maße tun, lassen sich im Blut geringere Mengen dieser Eiweiße messen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn zu wenig intaktes Lebergewebe vorhanden ist (zum Beispiel bei einer Leberzirrhose) oder wenn dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen (zum Beispiel bei starker Mangelernährung).
Die wichtigsten Synthesemarker sind:
- Albumin: Das ist ein im Blutplasma enthaltenes Eiweiß, welches in der Leber gebildet wird. Es dient vor allem dazu, die Flüssigkeitsverteilung im Blut zu regulieren. Außerdem ist es ein sogenanntes Transporteiweiß. Es bindet schwer bzw. nicht wasserlösliche Stoffe wie Hormone und freie Fettsäuren und transportiert sie durchs Blut. Ein niedriger Albuminwert kann etwa ein Anzeichen einer eingeschränkten Leberfunktion aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, einer starken Mangelernährung oder einer akuten Entzündung sein.
- Cholinesterase (CHE): Dabei handelt es sich um ein von der Leber produziertes Enzym, das ebenfalls im Blut zirkuliert. (Seine physiologischen Funktionen sind bislang nicht genau geklärt.)
Darüber hinaus erlaubt der Quick-Wert Rückschlüsse auf die Syntheseleistung der Leber: Der Quick-Wert gibt an, wie gut die Blutgerinnung funktioniert. Das wiederum hängt davon ab, ob genug Stoffe im Blut sind, die die Gerinnung ermöglichen. Diese Stoffe, sogenannte Gerinnungsfaktoren, stellt die Leber her. Ein niedriger Quick-Wert kann somit darauf hindeuten, dass die Leber zu wenig Gerinnungsfaktoren produziert, wodurch sich die Gerinnungszeit verlängert.
Bedeutung erhöhter oder erniedrigter Leberwerte
Die Leberwerte liefern wertvolle Informationen: Je nachdem, welche Werte wie stark erhöht oder erniedrigt sind, kommen andere Erklärungen für die auffälligen Werte in Betracht. Für gewisse Erkrankungen sind bestimmte Konstellationen von erhöhten beziehungsweise erniedrigten Leberwerten typisch.
Das Gesamtbild der Laborergebnisse kann somit dabei helfen, die wahrscheinlicheren Ursachen einzugrenzen. Hier einige Beispiele:
- ALT und AST erhöht: Hinweis auf eine Leberzellschädigung, etwa durch akute Hepatitis, eine Fettlebererkrankung oder Medikamente.
- Wenn ALT und AST erhöht sind und der De-Ritis-Quotient über 1,0 liegt, spricht das für einen schweren Leberschaden. Ein De-Ritis-Quotient unter 1,0 ist hingegen typisch für einen leichteren Leberschaden.
- nur AST erhöht: Kann auch auf Erkrankungen außerhalb der Leber hinweisen, etwa einen Herzinfarkt oder eine Muskelerkrankung. (Die Aspartat-Aminotransferase [AST] ist in der Leber, aber auch in anderen Geweben vorhanden – unter anderem im Herzmuskel sowie in der Skelettmuskulatur. Das unterscheidet sie von der Alanin-Aminotransferase [ALT], die überwiegend in den Leberzellen vorkommt und deren erhöhte Konzentration im Blut für eine Leberschädigung spricht.)
- GLDH erhöht: Deutet auf ausgeprägte Schädigung oder einen Untergang (eine Nekrose) von Leberzellen hin, beispielsweise im Rahmen einer schweren Hepatitis, einer akuten Pilzvergiftung oder bei Leberkrebs. (Die Glutamatdehydrogenase [GLDH] ist ein Enzym, das vor allem in den Mitochondrien der Leberzellen vorkommt – den Zellorganellen, die für die Energieproduktion zuständig sind. Weil Mitochondrien normalerweise gut geschützt sind, gelangt GLDH nur bei tiefergehenden Zellschäden oder Zelluntergang ins Blut. Daher gilt GLDH als Marker für schwere, meist nekrotische Leberschäden.)
Nichtsdestotrotz sind veränderte Leberwerte zunächst nur ein Warnsignal für ein gesundheitliches Problem oder eine Erkrankung. Was genau mit der Leber (oder einem anderen Organ) nicht stimmt, lässt sich an ihnen nicht mit Gewissheit ablesen. Für eine Diagnose sind weitere Untersuchungen unumgänglich.
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Welche, hängt von der vermuteten Ursache ab. Häufig sind unter anderem ein Oberbauch-Ultraschall, Bluttests auf Virushepatitiden und/oder eine Untersuchung mit bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT erforderlich. Manchmal muss auch eine Leberbiopsie durchgeführt werden, bei der eine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht wird.
Grundsätzlich gilt: Veränderte Leberwerte sollten immer ernst genommen und ärztlich weiter abgeklärt werden – selbst dann, wenn zunächst keine Beschwerden bestehen: In vielen Fällen verursachen Lebererkrankungen anfangs keine Symptome.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 8.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 8.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 8.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitportals Österreich: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 8.7.2025)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 8.7.2025)
- „Laborwerte im Überblick”. Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 15.6.2023)
- Keerl, C., Bernsmeier, C.: "Erhöhte Leberwerte – Zufallsbefund in der Hausarztpraxis". Zufallsbefunde, Jg. 77, Ausg. 8, S.371-378 (Oktober 2020)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.