Warum sich die Muskeln nicht mehr entspannen wollen
Fรผr diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfรคltig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Wenn die Muskeln stรคndig verspannen, kann das verschiedene Ursachen haben. Hier erfahren Sie, welche das sind und wie Sie reagieren kรถnnen.
Rรผcken- und Nackenschmerzen sind in der Bevรถlkerung weit verbreitet. Bei einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Jahr 2020 gaben etwa 60 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr unter Rรผckenschmerzen gelitten zu haben; bei Nackenschmerzen waren es etwa 50 Prozent. Dabei sind Frauen weitaus hรคufiger betroffen als Mรคnner.
Oft steckt eine Verspannung hinter den Schmerzen. Der Rรผcken, der Nacken und/oder die Schultern tun dann nicht nur weh, sondern sind typischerweise auch in ihrer Bewegungsfรคhigkeit eingeschrรคnkt, was sich durch ein Gefรผhl von Steifigkeit รคuรern kann.
Bei einigen Betroffenen ist die Verspannung chronisch, hรคlt also dauerhaft an โ das ist aber keineswegs bei jeder Art von Rรผcken- oder Nackenschmerz der Fall.
Warum verhรคrten meine Muskeln?
Wenn sich die Muskeln immer wieder verspannen, kรถnnen zum Beispiel folgende Grรผnde dahinterstecken:
- Fehlhaltung
- Fehlbelastung oder eine zu hohe Belastung (Sport, Arbeit)
- รbergewicht
- zu wenig Bewegung
- seelische Probleme (etwa durch รผbermรครigen Stress oder eine psychische Erkrankung wie eine Angststรถrung)
- spezielle Vorerkrankungen (z. B. Arthrose)
Wer sich psychisch belastet fรผhlt oder stundenlang am Schreibtisch sitzt, spannt dabei oftmals unbewusst die Rรผcken- oder Nackenmuskulatur an. Anfangs lรคsst sich die Anspannung meist noch durch bewusste Lockerungs- und Entspannungsmaรnahmen lindern. Bleiben diese jedoch aus, verharren die Muskeln dauerhaft im angespannten Zustand oder verspannen immer wieder.
Bei der seelischen Belastung muss es sich nicht gleich um eine psychische Erkrankung wie zum Beispiel eine Depression handeln. Auch eine emotional beanspruchende Situation, beispielsweise durch Stress im Beruf oder Probleme in der Familie, kann zu chronisch verspannten Muskeln fรผhren.
Dauerhafte Verspannungen: Ab wann ist es chronisch?
Im Unterschied zu akuten Schmerzen, die bei einer Erkrankung oder Verletzung auftreten und im Zuge der Heilung abklingen, bleiben chronische Schmerzen ohne unmittelbar erkennbaren Grund bestehen. Dafรผr kann es verschiedene Erklรคrungen geben. Fachleute vermuten unter anderem รผberempfindlich gewordene Nerven als Ursache. Mitunter steckt jedoch auch eine wiederkehrende Entzรผndung dahinter, wie zum Beispiel bei einer rheumatoiden Arthritis.
Um herauszufinden, ob der Schmerz in den Muskeln schon als chronisch gilt, hilft ein Leitsatz in Hinblick auf den Zeitraum: Besteht der Schmerz lรคnger als drei Monate, gelten die Beschwerden als chronisch.
Ein weiteres typisches Merkmal chronischer Schmerzen ist, dass deren Ende nicht absehbar ist. Anders als zum Beispiel ein Muskelkater verschwinden chronische Verspannungen nicht von allein.
Gut zu wissen
Am hรคufigsten treten chronische Schmerzen im Rรผcken auf. Vor allem Frauen neigen dazu, mit steigendem Alter an chronischen Rรผckenschmerzen zu leiden.
Echte Erkrankung oder bloร Nรคhrstoffmangel: Grรผnde fรผr schmerzende Muskeln
Nicht immer ist eine Verspannung der Grund fรผr hartnรคckige Schmerzen in den Muskeln. Die Beschwerden kรถnnen auch andere Ursachen haben. So gibt es beispielsweise das Fibromyalgie-Syndrom, eine chronische Erkrankung, die sich insbesondere durch Schmerzen in Haut, Muskeln oder Gelenken bemerkbar macht. Aber auch andere Symptome wie Mรผdigkeit und Konzentrationsprobleme kรถnnen Anzeichen sein.
Ob mรถglicherweise ein Fibromyalgie-Syndrom hinter den Beschwerden steckt, kann nur eine รrztin oder ein Arzt feststellen. Falls ja, kann sie oder er im nรคchsten Schritt Maรnahmen zur Linderung einleiten. Gefรคhrlich ist das Syndrom nicht, es kann aber mit erheblichen Belastungen einhergehen โ deshalb ist eine รคrztliche Behandlung wichtig.
Gut zu wissen
Akute Muskelschmerzen treten manchmal als Folge ernster Erkrankungen auf, etwa eines Schlaganfalls oder einer Hirnblutung. Die Betroffenen bemerken dann aber meist noch andere Symptome wie Krampfanfรคlle, Erbrechen oder Schwindel. Derartige Beschwerden sind ernst zu nehmen und ein Grund, den รคrztlichen Rettungsdienst (112) anzurufen.
Ein anderer mรถglicher Grund fรผr schmerzende Muskeln ist ein Nรคhrstoffmangel. Durch den Schmerz meldet sich der Kรถrper, weil ihm bestimmte Proteine, Mineralien oder Vitamine fehlen. So kรถnnte hinter schmerzhaften Muskelkrรคmpfen (zum Beispiel in der Wade oder den Fรผรen) ein Magnesiummangel stecken. Bestimmte Nรคhrstoffe sind wichtig, damit der Kรถrper funktionieren kann โ vor allem Magnesium, Kalzium, Kalium, Natrium und Vitamin D.
Um einen Mangel auszugleichen, sind Nahrungsergรคnzungsmittel in der Regel nicht notwendig. Wer eine ausgewogene Mischung gesunder Lebensmittel zu sich nimmt, ist fรผr gewรถhnlich mit allen wichtigen Nรคhrstoffen versorgt.
Vollkornprodukte sind zum Beispiel reich an Magnesium, Kalzium ist wiederum in Milchprodukten zu finden. Brokkoli oder auch Haselnรผsse enthalten viel Kalium. Um dem Kรถrper Vitamin D zuzufรผhren, kann es helfen, fettreichen Fisch zu essen.
Zusรคtzlich empfehlen Fachleute, sich tรคglich etwa fรผnf bis 25 Minuten ins Freie zu begeben โ denn der Kรถper kann mithilfe von Sonnenlicht selbst Vitamin D bilden. Auch ausreichend zu trinken ist wichtig, damit die Muskeln richtig arbeiten kรถnnen.
Wer trotz gesundem Speiseplan dauerhaft an Muskelschmerzen leidet, sollte die Schmerzen von einer รrztin oder einem Arzt abklรคren lassen.
Ruhepausen: Entspannungsรผbungen gegen wiederkehrende Muskelverspannungen
Bei leichteren Verspannungen kรถnnen Entspannungsรผbungen Abhilfe schaffen, etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Dabei werden einzelne Muskelgruppen bewusst angespannt und entspannt. Ansonsten kรถnnen Dehnรผbungen oder auch autogenes Training helfen. Bei letzterem geht es darum, die Aufmerksamkeit bewusst auf einzelne Teile des Kรถrpers zu lenken, um diese besonders intensiv zu spรผren und wahrzunehmen und so besser entspannen zu kรถnnen.
Regelmรครige รbungen zur Muskelentspannung kรถnnen gleich doppelt zur Linderung beitragen: Einerseits entspannen sich die Muskeln durch die Dehnung und die gezielte An- und Entspannung. Auf der anderen Seite kรถnnen sie Kรถrper und Psyche dabei helfen, insgesamt zur Ruhe zu kommen โ so bauen sie Stress und innere Anspannung ab.
Die Entspannungsรผbungen aktivieren nรคmlich den Parasympathikus. Er ist ein Teil des Nervensystems, der dafรผr zustรคndig ist, die kรถrperlichen Ruhephasen einzuleiten und trรคgt auch den Namen "Ruhenerv". Der Parasympathikus signalisiert dem Kรถrper Ruhephasen, regt den Stoffwechsel an und sorgt fรผr die Regeneration des Kรถrpers.
Verschwinden die Schmerzen in den Muskeln nicht, kann eine รrztin oder ein Arzt notfalls auch schmerzstillende Medikamente verschreiben. Diese eignen sich allerdings nur als vorรผbergehende Maรnahme und nicht bei starken Verspannungen, die eine weitere Behandlung erfordern.
- "Parasympathikus". Online-Informationen des รถffentlichen Gesundheitsportals รsterreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 21.12.2022)
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- "Fibromyalgie-Syndrom". Online-Informationen von Amboss: www.next.amboss.com. (Stand: 19.7.2022)
- "Fibromyalgie". Online-Informationen von gesundheitsinformation.de: www.gesundheitsinformation.de. (Stand: 20.4.2022)
- "Ausgewรคhlte Fragen und Antworten zu Magnesium". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft fรผr Ernรคhrung: www.dge.de (Stand: Januar 2022)
- "Fibromyalgie-Syndrom โ wenn Muskeln und Glieder dauerhaft schmerzen". Online-Informationen von Patienten-Information.de: www.patienten-information.de. Herausgegeben von der Bundesรคrztekammer und der Kassenรคrztlichen Bundesvereinigung (Stand: Juni 2021)
- Merz, P., Pavles, Z.: "Physiotherapie in der Inneren Medizin". Thieme, Stuttgart 2021
- "Fibromyalgie-Syndrom". Online-Informationen von Pschyrembel: www.pschyrembel.de. (Stand: Oktober 2020)
- "Ausgewรคhlte Fragen und Antworten zu Kalium". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft fรผr Ernรคhrung: www.dge.de (Stand: Dezember 2016)
- "Ausgewรคhlte Fragen und Antworten zu Natrium". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft fรผr Ernรคhrung: www.dge.de (Stand: Dezember 2016)
- "Ausgewรคhlte Fragen und Antworten zu Calcium". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft fรผr Ernรคhrung: www.dge.de (Stand: Juni 2013)
- "Ausgewรคhlte Fragen und Antworten zu Vitamin D". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft fรผr Ernรคhrung: www.dge.de (Stand: 22.10.2012)