Rote Zahlen vor allem in China Mercedes-Absatzkrise spitzt sich zu

Mercedes verliert in China fast ein Fünftel seines Absatzes, auch in den USA geht es abwärts. Lichtblicke gibt es derzeit nur wenige. Ein neues Modell soll das ändern.
Mercedes hat im zweiten Quartal 453.700 Fahrzeuge verkauft – neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang sei teilweise bewusst gesteuert, so das Unternehmen. Damit reagiere man auf neue Handelsbarrieren in China und den USA. Der direkte Verkauf an Endkunden legte leicht zu.
In China fiel der Absatz mit minus 19 Prozent auf 140.400 Fahrzeuge besonders deutlich aus. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich ein Minus von 14 Prozent. Damit könnte Mercedes 2025 in China erstmals seit Langem unter 600.000 verkauften Neuwagen bleiben – 2020 waren es noch rund 760.000.
Embed
Auch in den USA schwächer
Im zweiten Quartal sanken die Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten um zwölf Prozent auf 74.600 Fahrzeuge. Besonders betroffen waren volumenstarke Modellreihen. Bei den teuren "Top-End"-Modellen wie der S-Klasse oder dem GLS konnte Mercedes sich hingegen an der Spitze behaupten.

Ola Källenius: Ein Konzernlenker unter Druck
Ola Källenius (geboren 1969 in Västervik) ist seit 2019 Chef von Mercedes. Der Aufstieg des Schweden begann 1993, als er nach dem Studium in Stockholm und St. Gallen in die Daimler-Nachwuchsgruppe eintrat. Heute ist er deutscher und schwedischer Staatsbürger. Sein Fokus auf Luxus und hohe Margen brachte Rekordgewinne – aber auch Kritik: Händler warnen vor Kundenschwund und nennen die Strategie "gierig".
Leichtes Wachstum in Europa
In Deutschland legte der Absatz um sieben Prozent auf 52.800 Fahrzeuge zu. In Europa insgesamt stieg er um ein Prozent auf 159.700 Einheiten. Deutlich stärker wuchs Mercedes in anderen Regionen wie Südafrika oder der Türkei mit einem Plus von 24 Prozent. Auf die Gesamtbilanz hat das allerdings nur geringe Auswirkungen.
E-Autos verlieren an Nachfrage
Plug-in-Hybride legten zwar um 34 Prozent zu, reine Elektroautos hingegen verloren deutlich an Boden. Ihr Absatz sank um fast ein Viertel auf nur noch 35.000 Fahrzeuge.
Hoffnungsträger CLA
Vertriebschef Mathias Geisen verweist auf das "sehr positive Feedback" zum neuen CLA. Er soll den Startpunkt einer neuen E-Offensive markieren, die nun das Blatt für Mercedes wenden soll: Noch in dieser Woche wird der CLA Shooting Brake (ein Sportkombi) präsentiert, im September folgt auf der IAA der GLC, das erste Modell auf der neuen Plattform für mittelgroße Fahrzeuge.
Diese Modelle müssen nicht nur auf dem Papier überzeugen, sondern vor allem im Alltag der Kunden. Denn wenn Mercedes nicht schnell an Attraktivität gewinnt, droht der Stern der Marke leise zu verblassen.
- automobilwoche.de: Absatz von Mercedes weiter auf Talfahrt – vor allem in China und USA (Bezahl-Inhalt)
- de.statista.com: Absatz der Mercedes-Benz Group in den Jahren 2010 bis 2024