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Julija Nawalnaja: Nawalnys Witwe will Putin zur Rechenschaft ziehen


Julija Nawalnaja
Dann würde ihr das Schicksal ihres Mannes drohen

Von Malte Bollmeier

20.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Julija Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny: Sie will die Arbeit ihres Mannes fortsetzen und sich für freie Wahlen in Russland starkmachen. (Quelle: Yves Herman)

Julija Nawalnaja hat sich nach dem Tod ihres Mannes Großes vorgenommen: Sie will Krieg, Korruption und Ungerechtigkeit bekämpfen. Aber wer genau ist die "Hoffnungsfigur" der russischen Opposition?

Sie bezeichnet Alexej Nawalny als ihre "echte große Liebe" und "besten Freund" zugleich: Julija Nawalnaja hat im Kampf um die Macht in Russland ihren Ehemann verloren – und will gerade deswegen weitermachen. "Ich werde die Sache von Alexej Nawalny fortsetzen, kämpfen um unser Land. Ich rufe Euch auf, an meiner Seite zu stehen" sagte sie am Montag in einer Videobotschaft. Auch bei ihrem Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz, kurz nachdem sie vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, wirkte sie kämpferisch.

Doch was für ein Mensch ist Nawalnys Witwe? Und was schwebt ihr für Russlands Zukunft vor?

Treu an der Seite ihres Mannes

Laut dem Russlandexperten Fabian Burkhardt hat Julija Nawalnaja bislang vor allem im Hintergrund gearbeitet, sich um die Kinder gekümmert und damit Nawalny seine politische Arbeit ermöglicht. Nawalnaja sei "im Großen und Ganzen ein unbeschriebenes Blatt" sagte Burkhardt im Gespräch mit t-online.

(Quelle: IOS/Wolfgang Steinbacher)

Zur Person

Fabian Burkhardt arbeitet am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg zu politischen Institutionen in Russland und politischen Systemen in postsowjetischen Staaten. Er ist Redakteur der "Russland-Analysen" und der "Ukraine-Analysen".

Sie stammt aus Moskau, studierte dort Wirtschaftswissenschaft und arbeitete danach in einer Moskauer Bank. 1998 lernte sie in einem Türkei-Urlaub Alexej Nawalny kennen, zwei Jahre später heirateten die beiden. Sie haben zwei Kinder: die 2001 geborene Tochter Daria und den 2008 geborenen Sohn Zahar. Seit 2007 arbeitet Nawalnaja offiziell nicht mehr und konzentriert sich hauptsächlich auf die Erziehung ihres Nachwuchses.

In Russland machte sich Nawalnaja als "First Lady" der Opposition einen Namen. Sie stand ihrem Partner als Unterstützerin und Assistentin zur Seite und kämpfte seit seiner Inhaftierung für seine Freilassung. So nahm Nawalnaja immer wieder an russischen Protesten teil. Am 23. Januar 2021 wurde sie deshalb festgenommen, aber am selben Abend wieder freigelassen.

"In manchen Aspekten soll sie radikaler oder noch überzeugter als Nawalny selber sein", sagte Experte Burkhardt. Aber das müsse sich jetzt erst herausstellen. Er gehe davon aus, dass ihre Meinung fast oder sogar komplett deckungsgleich mit Nawalnys Positionen sei.

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"Hoffnungsfigur" der russischen Oppoisition

In nächster Zeit werde Nawalnaja wohl im Exil bleiben und nicht nach Russland zurückkehren, das wäre zu gefährlich, vermutet der Experte. Sie würde dort riskieren, im Straflager zu landen, weil die Nawalny-Bewegung als extremistisch eingestuft ist. Am Montag hielt Nawalnaja sich zu einem Besuch in Brüssel auf.

Statt einer Rückkehr könnte sich Nawalnaja einer anderen Aufgabe widmen, sagte Burkhardt: "Sie ist eine Hoffnungsfigur der russischen Opposition und könnte sich zur Aufgabe machen, die zerstrittenen Oppositionellen im Ausland zusammenzubringen." Dabei stehe sie vor zwei Herausforderungen: Zum einen habe sie wenig Erfahrung mit der Organisation von unterschiedlichen Oppositionsgruppen. Zum anderen könnte sie den Kontakt zur russischen Bevölkerung verlieren, wenn sie zu lang im Ausland bleibt.

"Sein Opfer darf nicht umsonst sein"

Julija Nawalnaja teilt ihre politischen Standpunkte immer wieder öffentlich. Ihr drängendstes politisches Ziel verkündete sie nun auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Angesichts des mutmaßlichen Mordes an ihrem Ehemann wolle sie, "dass Putin und seine Umgebung, Putins Freunde, seine Regierung, wissen, dass sie sich verantworten müssen. Für das, was sie unserem Land angetan haben, meiner Familie und meinem Mann".

In ihrer Videobotschaft am Montag sagte sie, sie und ihre Mitbürger müssten jede Gelegenheit ergreifen, um gegen Krieg, Korruption und Ungerechtigkeit zu kämpfen. Sie wolle faire Wahlen, Meinungsfreiheit und Russland zu dem freien, friedlichen und glücklichen Land machen, von dem ihr Mann geträumt habe. "Das undenkbare Opfer, das er gebracht hat, darf nicht umsonst sein", sagte sie.

Nawalnys Witwe könnte also seinen Namen und ihre eigene große Bekanntheit nutzen. Das sei derzeit allerdings noch schwer abzusehen, sagte Burkhardt.

Nawalny: "Gebt nicht auf!"

Derweil verbreiten russische Regimegegner in den sozialen Netzwerken einen Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm über Nawalny: In dem Film wird Nawalny kurz vor seiner Rückkehr nach Russland 2021 gefragt, was er dem russischen Volk mit auf den Weg geben wolle, falls er eines Tages wirklich getötet werden sollte.

Nawalny erholte sich zu dem Zeitpunkt noch von dem Giftanschlag, der 2020 auf ihn verübt worden war. Er antwortete: "Für den Fall, dass ich getötet werde, ist meine Botschaft sehr einfach: Gebt nicht auf!" Seine Frau scheint sich seine Worte zu Herzen genommen zu haben.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Fabian Burkhardt
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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