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Putin soll mächtige Vertraute zur Kasse bitten


Vorbereitung auf Nato-Konflikt?
Institut: Putin bittet mächtige Vertraute zur Kasse

Von t-online, wan

Aktualisiert am 24.03.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0441346384Vergrößern des BildesWladimir Putin: Er will offenbar Ärger mit Oligarchen in Kauf nehmen, um Geld für sein Militär zu sammeln. (Quelle: IMAGO/Mikhail Metzel/imago)
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Der russische Präsident sucht wohl langfristige finanzielle Unterstützung für sein Militär. Selbst engste Vertraute sollen sich daran beteiligen müssen.

Wladimir Putin setzt offenbar weiter auf eine Gruppe starker Männer, um seine Macht auch in seiner fünften Amtszeit abzusichern. So dankte er bei einem Treffen mit führenden Vertretern des Geheimdienstes FSB nach seinem Wahlsieg vergangene Woche den Anwesenden für ihre Unterstützung beim "Kampf gegen Terroristen" – gemeint ist in der Propagandasprache Putins vor allem die Ukraine. Nach Einschätzung des amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) hatte der Besuch aber vor allem einen symbolischen Wert.

Hochrangige Mitglieder des FSB sind Teil der Gruppe der Silowiki, russisch für "starke Männer". Zu ihnen gehören aktive und ehemalige Mitglieder der Geheimdienste und des Militärs – weitgehend Vertraute des Präsidenten, die ihn seit Jahren kennen. Dass Putin sich nach der Wahl umgehend beim Geheimdienst sehen lässt, ist deshalb offenbar kein Zufall. Viele sind auch wirtschaftlich bestens gestellt. "Die Silowiki sind zutreffend als zutiefst korrupt beschrieben worden – aber ihre Korruption hat besondere Merkmale. Patriotismus ist ihre Ideologie und die Selbstrechtfertigung für ihren immensen Reichtum", so der Politikwissenschaftler Anatol Lieven in der "Financial Times". Putin lässt sie walten, bisweilen gehen sie aber auch zu weit. Zu ihnen zählte einst auch Jewgeni Prigoschin, der ums Leben gekommene Chef der Wagner-Gruppe, der zum Aufstand gegen Putin rief – allerdings ohne Erfolg.

Der FSB-Chef Alexander Bortnikowd ist einer, der dem Vertrautenkreis zugeordnet wird. Ramsai Kadyrow, der Diktator in Tschetschenien, gilt ebenfalls als Mitglied der Silowiki. Nikolai Patruschew, verschwiegener Sekretär des Sicherheitsrats, soll Teil dieser Gruppe sein, wie auch Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Als inoffizieller Anführer der Gruppe gilt Igor Setschin, Vorsitzender des Ölgiganten Rosneft und ehemaliger Stabschef Putins in Sankt Petersburg.

Die Silowiki braucht Putin offenbar, um im Kreml den Rücken freizuhaben. Der heutige Oppositionelle und einstige russische Oligarch Michail Chodorkowski sah genau diese Gruppe als mögliche Gefahr für Putin: "Ein gewaltsamer Umsturz könnte dann eintreten, wenn die sogenannten Silowiki dem heutigen Regime zu verstehen geben: Entweder geht ihr genau jetzt oder ihr werdet sterben", sagte er im t-online-Interview vor einem Jahr.

Nach einer Analyse des ISW will sich der Kreml-Diktator die Unterstützung dieser wichtigen Personen in Russland nicht nur sichern, sondern sie auch in die Pflicht nehmen.

Industriellen Schmerzen bereiten

Putin gilt als gewiefter Stratege, der es bislang schaffte, seine Vertrauten bei Laune zu halten. Nach Einschätzung des ISW wird er die finanzielle Unterstützung der Militär- und Geheimdienstelite brauchen, um die knappen Kassen aufzufüllen. "Putin könnte den reichen Industrie-Silowiki Schmerzen bereiten", schätzt das ISW. Er sei sich zwar bewusst, dass finanzielle Bürden die Beziehungen zu Vertrauten mit großem Vermögen verschlechtern könnten, nehme das aber offenbar in Kauf.

Noch sei Russland nicht vor einer Pleite, so die Forscher. Putin versuche offenbar, Russlands finanzielle Situation langfristig zu verbessern – und dabei die Elite der Superreichen zur Kasse zu bitten. Wie er das konkret umsetzen will, steht offenbar noch nicht fest.

Nach Einschätzung des ISW habe Putin Russland längst auf Kriegswirtschaft umgestellt. Das betreffe aber nicht nur den Krieg gegen die Ukraine. Die Forscher vermuten, dass Putin Ärger mit den einflussreichen Industriellen riskiere, weil er dringend das Militär weiter ausbauen muss. Das Institut sieht dies als "Teil der finanziellen und innenpolitischen Vorbereitungen Russlands auf einen potenziellen künftigen groß angelegten Konflikt mit der Nato und nicht nur auf einen langwierigen Krieg in der Ukraine".

Verwendete Quellen
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