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WHO: Polio-Virus im Gazastreifen entdeckt


Krankheit
WHO: Polio-Virus im Gazastreifen entdeckt

Von dpa
Aktualisiert am 19.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Nahostkonflikt - Chan JunisVergrößern des BildesIm Gazastreifen ist das für Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus entdeckt worden. (Archivbild) (Quelle: Abed Rahim Khatib/dpa/dpa-bilder)

Die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen leidet immens unter dem Krieg. Kommt jetzt eine neue Bedrohung für sie hinzu?

Im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das für Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus entdeckt worden. Ende Juni sei in sechs Gebieten das Virus gefunden worden, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier. "Es ist wichtig zu betonen, dass das Virus nur aus der Umwelt isoliert wurde." Zum jetzigen Zeitpunkt seien keine damit verbundenen Infektionen bekannt. Auch wurden keine damit verbundenen Fälle von Lähmungserscheinungen registriert.

Die WHO arbeite mit örtlichen Behörden zusammen, um eine Risiko-Einschätzung vorzunehmen. Eine mögliche Antwort wäre eine sofortige Impfkampagne, hieß es. Angesichts der Zerstörung vieler Gesundheitseinrichtungen, der ohnehin prekären Lage der Bevölkerung und den schwierigen hygienischen Bedingungen sei generell das Risiko von Krankheiten erhöht, die sich eigentlich durch Impfungen verhindern ließen.

Gesundheitsministerium lässt Soldaten impfen

Das Virus sei aus Abwasserkanälen isoliert worden, berichteten israelische Medien wie das Nachrichtenportal Ynet und die Zeitung "Times of Israel" unter Berufung auf das israelische Gesundheitsministerium. Teile der Kanalisation im Gazastreifen sind durch den Krieg zerstört und es bilden sich teilweise offene Abwassertümpel. Das israelische Gesundheitsministerium habe angewiesen, alle im Gazastreifen eingesetzten Soldaten zu impfen. Auch Soldaten, die bereits geimpft wurden, sollten eine Auffrischungsdosis erhalten.

Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen warnte, die in Abwasserkanälen in der Nähe von Flüchtlingszelten gefundenen Viren könnten eine "Gesundheitskatastrophe" auslösen. Tausende Menschen seien dem Risiko ausgesetzt, sich anzustecken.

Große humanitäre Not im Gazastreifen

Das Polio-Virus ist hochansteckend und kann Kinderlähmung auslösen. In den vergangenen Jahren waren unter anderem in den USA, in Israel und in England Polio-Viren im Abwasser entdeckt worden. Dort handelte es sich nicht um den Wildtyp des Polio-Virus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. Sie können von Geimpften ausgeschieden werden. In Deutschland sind seit Jahren ausschließlich sogenannte inaktivierte Impfstoffe im Einsatz, die keine lebensfähigen Viren enthalten.

Durch den Krieg Israels gegen die islamistische Hamas herrscht im Gazastreifen seit Monaten große humanitäre Not. Israel versucht, die Hamas zu besiegen, nachdem Terroristen der Palästinenserorganisation und anderer Gruppen am 7. Oktober ein Massaker in Israel verübt hatten. Sie töteten rund 1.200 Israelis und verschleppten rund 250 weitere Menschen in den Gazastreifen. Im darauffolgenden Gaza-Krieg wurden Hunderttausende Palästinenser vertrieben, Zehntausende getötet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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