Rätsel um Trumps Zölle Inflation steigt stärker als erwartet

In den USA hat sich die Teuerung im Juni deutlich beschleunigt. Dabei stellt der Effekt von Trumps Zöllen Ökonomen vor ein Rätsel.
Die Verbraucherpreise in den USA sind im Juni deutlich stärker gestiegen als erwartet. Wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte, lag die Inflationsrate im Juni bei 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist der zweite Anstieg in Folge, nachdem im Mai ein Wert von 2,4 Prozent gemessen wurde. Analysten hatten lediglich mit 2,6 Prozent gerechnet. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise um 0,3 Prozent, was den Erwartungen entsprach.
Trotz aggressiver Zollpolitik der US-Regierung bleiben deren Effekte auf die Preisentwicklung bislang begrenzt. "Deutliche Zolleffekte sind nicht erkennbar", sagte VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Auch Analyst Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg sieht "wieder einmal jegliche Spur davon" in der Statistik fehlen.
Dabei sei bemerkenswert, so Chlench weiter, dass Unternehmen in Umfragen angeben, die gestiegenen Einfuhrzölle an die Verbraucher weitergeben zu wollen. "Doch in den offiziellen Zahlen zeigt sich das bislang nicht", betonte er.
Kleidung wird teurer, Neuwagen günstiger
Die sogenannte Kerninflation, die schwankende Preise für Energie und Nahrungsmittel ausklammert, lag bei 2,9 Prozent. Sie stieg damit nur leicht um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat.
Haupttreiber der Teuerung waren erneut Wohnkosten, Dienstleistungen sowie Kleidung, die oft aus Asien importiert wird. Rückgänge gab es hingegen bei Energie, insbesondere bei Benzin, sowie bei Neuwagen. Laut Commerzbank-Analysten lag der Anstieg der Kernrate im Monatsvergleich lediglich bei 0,2 Prozent.
Unklar bleibt, wann Trumps Zölle durchschlagen
US-Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt vielfach Zölle verhängt – einige jedoch auch wieder ausgesetzt. Der effektive Zollsatz steigt drastisch von 2,5 Prozent im Januar 2025 auf inzwischen 16,6 Prozent. Sollte Trump seine aktuellen Drohungen wahr machen – darunter auch gegen die Europäische Union – könnte der durchschnittliche Zollsatz auf 20,6 Prozent steigen, wie die Yale Universität ausgerechnet hat.
Zwar rechnen Ökonomen mittelfristig mit Preisüberwälzungen auf die Verbraucher, doch konkrete Hinweise darauf bleiben rar. "Einzelne Güter wurden wegen der Zölle zwar teurer", erklärten Analysten der Commerzbank, "insgesamt blieb der Preisdruck aber moderat".
Beobachter gehen davon aus, dass es noch einige Monate dauert, bis sich Einfuhrzölle entlang der Lieferketten auf die Endverbraucherpreise auswirken. Zunächst tragen Importeure die höheren Kosten, dann geben sie diese an Groß- und Einzelhändler weiter – bis sie schließlich beim Konsumenten ankommen. Dieser Prozess könne mehrere Monate dauern, erläuterte Gitzel.
Zinspolitik bleibt vorerst unverändert
Angesichts der moderaten Daten rechnet der Markt weiterhin mit einer ersten Zinssenkung im September. Die US-Notenbank hielt den Leitzins zuletzt stabil in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,50 Prozent. Laut Analyst Ralf Umlauf von der Helaba dürfte die Fed durch den aktuellen Inflationsbericht in ihrer abwartenden Haltung bestätigt werden.
Trump fordert hingegen eine rasche Lockerung der Geldpolitik und attackiert Notenbankchef Jerome Powell regelmäßig öffentlich. Er wirft ihm vor, die Zinsen zu hoch zu halten, und hat ihn wiederholt zum Rücktritt aufgefordert. Laut Finanzminister Scott Bessent läuft bereits die Suche nach einem Nachfolger für Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet.
An den Finanzmärkten lösten die Zahlen keine größeren Reaktionen aus. Sowohl US-Indizes als auch der Dollar und Staatsanleihen verharrten nahezu unverändert.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- ntv.de: Trumps Zölle könnten die Preise in den USA treiben