t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAusland

Niederlande müssen Strom rationieren: Energiewende in der Krise?


Netz am Limit
Niederlande müssen Strom rationieren

Von t-online, pri

21.07.2025 - 18:34 UhrLesedauer: 3 Min.
imago images 0813041487Vergrößern des Bildes
Wohnsiedlung in den Niederlanden (Archivbild): Auf vielen Dächer sind Solaranlagen zu sehen – doch das Stromnetz im Land ist überfordert. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Fokke Baarssen/imago)
News folgen

In den Niederlanden kommt der Netzausbau mit der Energiewende nicht mit. Viele Firmen warten auf einen Stromanschluss – eine Warnung auch für Deutschland?

Die Zahlen klingen dramatisch. Nach Angaben des Stromnetzdachverbands Netbeheer Nederland warten in den Niederlanden derzeit 11.922 Firmen auf einen Stromanschluss. Und das vergeblich. Der Grund für die Versorgungslücke: Der Netzausbau im Land kommt mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien nicht hinterher. Zudem fehlen bis 2030 bis zu 150.000 Fachkräfte, um die notwendigen Leitungen zu verlegen. So greift die Regierung zu einer drastischen Maßnahme: In einzelnen Landesteilen wird der Strom rationiert.

Loading...

In den Niederlanden sind rund ein Drittel der Häuser mit Solarpaneelen ausgestattet. Zudem forcierte das Land nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 den Abschied vom Erdgas. Ein eigenes großes Gasfeld in Groningen an der Grenze zu Niedersachsen wurde stillgelegt. Doch fehlen die entsprechenden Leitungen für die Umstellung auf Strom aus Sonnenenergie und Windkraft. So wird in den Niederlanden zum Stromsparen aufgerufen.

E-Auto und E-Bike erst am Abend aufladen, bitte

Die Kampagne läuft im Fernsehen und in den sozialen Medien. "Zet ook de knop om", wirbt die niederländische Regierung auf Instagram. Frei übersetzt: Dreh den Schalter ab. "Denn in manchen Momenten verbrauchen wir so viel Strom, dass das Netz überlastet ist", heißt es weiter. Der Rat der Regierung: E-Autos und E-Bikes "außerhalb der Spitzenzeiten zwischen 16 Uhr und 21 Uhr aufladen". Das Stromnetz in den Niederlanden gerät aus den Fugen.

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Das hat Folgen – auch für die Wirtschaft. Jeroen Dijsselbloem kann die Konsequenzen benennen. Der Sozialdemokrat war Finanzminister in Den Haag und Chef der Eurogruppe in Brüssel. Jetzt ist Dijsselbloem, 59, Bürgermeister der Stadt Eindhoven. Er umschreibt das Problem in der "Financial Times" so: "Alles stellt um auf Strom und die Energieinfrastruktur muss überall massiv ausgebaut werden".

Eindhoven ist ein Tech-Zentrum des Landes. Brainport nennt sich die vom Hafen geprägte Region stolz. Rund um den alten Elektrokonzern Philips ist hier ein Tech-Cluster entstanden. Kern: Der Chipmaschinenhersteller ASML. Viele Unternehmen wollen sich hier ansiedeln. Doch nun wachsen die Zweifel. Denn die dauerhafte Stromversorgung kann nicht garantiert werden. "Wir brauchen mehr als 100 mittelgroße und 4.000 kleine Umspannwerke", sagt Bürgermeister Dijsselbloem. Und das nur für die Region Eindhoven.

Schon wird die Lage auf dem Strommarkt Thema im aufziehenden Wahlkampf für die Parlamentswahlen im Herbst. Der Netzausbau wird zum Wahlkampfthema. Und damit die Energiepolitik Schließlich ist die Dekarbonisierung der Kern der Energiewende – die Umstellung von Kohle und Gas auf Strom aus Erneuerbaren wie Wind und Strom. Insofern lässt der Elektrizitätsengpass in den Niederlanden aufhorchen.

Die niederländische Regierung rechnet bis 2040 mit Investitionen von rund 200 Milliarden Euro für den Netzausbau. Ein Teil der Summe soll durch den Verkauf des Stromnetzes in Deutschland kommen, das Tennet hierzulande betreibt. Doch stieg der Bund aus dem Deal über 20 Milliarden Euro im vergangenen Jahr überraschend aus. Nun läuft die zweite Ausschreibungsrunde mit einem Favoriten aus dem Norden: dem norwegischen Staatsfonds.

Warnung auch für Deutschland

"Nirgendwo anders ist es auch nur annähernd so schlimm", zitiert die "Financial Times" einen niederländischen Beamten. Doch ist die Situation im Land ein Weckruf für andere Staaten.

Auch in deutschen Städten müssen Industriebetriebe bei Neuansiedlungen damit rechnen, nicht die gewünschte Strommenge zugewiesen zu bekommen. Von Repartierung sprechen Fachleute. In den Niederlanden sehen sie sich deshalb eher als Warnsignal, denn als europäisches Problem. Eine Tennet-Sprecherin warnte: "Belgien ist in Schwierigkeiten. Das Vereinigte Königreich ist in Schwierigkeiten. Und Deutschland ist in großen Schwierigkeiten mit den ganzen Windparks im Norden und der Nachfrage im Süden."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom