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Hat Taliban-Geisel Bowe Bergdahl Englisch verlernt?


Austausch zwischen USA und Taliban
Hat US-Soldat Bergdahl Englisch verlernt?

Von reuters, afp, dpa
Aktualisiert am 02.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Die Eltern des US-Soldaten Bob BergdahlVergrößern des BildesEmotionale Botschaft: Die Eltern des US-Soldaten Bowe Bergdahl können seit fünf Jahren nur über die Medien mit ihrem Sohn kommunizieren (Quelle: AP/dpa, Reuters)
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Nach dem umstrittenen Austausch fünf afghanischer Guantánamo-Häftlinge gegen einen US-Soldaten, der fünf Jahre lang in der Hand der Taliban war, ist der Zustand des Amerikaners völlig unklar. Bei einem kurzen, aber sehr emotionalen öffentlichen Auftritt erklärten die Eltern Jani und Bob Bergdahl, dass sie die Rückkehr ihres Sohnes Bowe kaum mehr erwarten können.

Der heute 28-Jährige war Mitte 2009 in Afghanistan verschleppt worden. Nach seiner Freilassung am Samstag wurde Bowe Bergdahl zur medizinischen Behandlung ins US-Lazarett Landstuhl bei Kaiserslautern geflogen, wo er auf die Rückkehr in die USA vorbereitet werden soll. Wie lange das dauern soll, ist unklar.

Die Eltern, die während der fünfjährigen Gefangenschaft nie direkten Kontakt zu ihrem Sohn aufnehmen konnten, können dessen Rückkehr schon jetzt kaum mehr erwarten: "Ich sehne mich so sehr danach, dein Gesicht nach diesen fünf Jahren zu sehen, nach diesen langen, sehr langen Jahren", sagte die Mutter Jani bei ihrem Auftritt am Sonntag.

"Lass Dir alle Zeit"

"Ich liebe dich, Bowe", sagte sie weiter. "Lass dir alle Zeit, um zu gesunden und dich zu erholen. Setz dich nicht unter Druck, du hast dein ganzes Leben noch vor dir."

Nach Angaben der US-Regierung war Bergdahl am Samstagabend im Osten Afghanistans an US-Spezialeinheiten übergeben worden. Infolge seiner langen Geiselhaft spricht er nach Angaben des mit den Taliban verbündeten Haqqani-Netzwerkes inzwischen fließend die Landessprachen Paschtu und Dari. Vater Bob Bergdahl befürchtet, dass sein Sohn heute sogar Probleme haben könnte, Englisch zu sprechen.

In den USA, wo die Regierung Obama die Freilassung Bergdahls als großen Erfolg feiert, wird allerdings auch Kritik laut. Soldaten und Veteranen, die mit ihm gedient haben, wollen Bergdahl nicht die Heldenrolle zusprechen. Ein ehemaliger Kamerad beschuldigte Bergdahl gegenüber CNN sogar, ein Deserteur zu sein und die Schuld am Tode der Soldaten zu tragen, die ihn suchen mussten. Laut CNN hatte sich der Soldat vor seiner Gefangennahme auch kritisch über den amerikanischen Einsatz in Afghanistan geäußert.

Kabul: Das war illegal

Kritik an dem Gefangenenaustausch gibt es auch auf politischer Ebene. Die afghanische Regierung in Kabul, die nach Angaben Washington an die Deal mitgewirkt haben soll, protestierte vehement dagegen, dass die fünf ehemaligen Guantánamo-Häftlinge an Katar ausgeliefert wurden. Dies sei illegal, weshalb die Männer unverzüglich freigelassen werden müssten, erklärte das afghanische Außenministerium. Gemäß dem Völkerrecht dürfe "keine Regierung den Bürger eines Landes als Gefangenen an einen Drittstaat" ausliefern.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat sich über den Gefangenenaustausch sogar empört gezeigt. Wie aus Präsidentenkreisen verlautete, wirft Karsai den USA vor, den Friedensplan nicht mehr zu unterstützen. Er frage sich, wie der Gefangenenaustausch mit den USA so reibungslos habe verlaufen können, wenn zur gleichen Zeit der Friedensprozess keine Fortschritte mache.

Die Taliban hatten in der Vergangenheit Karsais eigene Hoffnungen gedämpft, durch einen Gefangenenaustausch die Friedensgespräche wieder in Gang zu bringen. Der Präsident misstraue den US-Absichten in seinem Land nun mehr denn je, hieß es in den Präsidentenkreisen.

Garantien zum Schutz der USA vor Racheakten

US-Präsident Barack Obama zufolge gab Katar Sicherheitsgarantien zum Schutz der USA vor Racheakten ab. Aus dem Emirat verlautete dazu, die Männer müssten mindestens ein Jahr in Katar bleiben. Obama hatte sich nach der Freilassung Bergdahls sowohl beim Emir von Katar als auch bei der afghanischen Regierung für deren Vermittlertätigkeit bedankt.

Nach Angaben der US-Regierung sollen die fünf Ex-Häftlinge in dem Golf-Emirat ein Jahr lang unter strikter Überwachung leben. Die Taliban hatten dagegen mitgeteilt, die Freigelassenen würden mit ihren Familien in Katar "ein normales Leben führen". Taliban-Führer Mullah Mohammad Omar, der in Pakistan vermutet wird, nannte den Austausch einen "Sieg".

USA jetzt erpressbar?

Das dürfte der Kritik prominenter Republikaner in Washington Nahrung geben, die davor warnen, dass der Gefangenaustausch Folgen für die US-Streitkräfte und alle Amerikaner haben könne. "Unsere terroristischen Gegner haben jetzt einen starken Anreiz, Amerikaner gefangen zu nehmen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der ranghöchsten Republikaner in den Streitkräfte-Ausschüssen von Senat und Abgeordnetenhaus, James Inhofe und Howard McKeon.

Sie beklagten, dass der Kongress erst nach dem erfolgtem Austausch informiert worden sei. Ein Gesetz schreibt vor, dass die zuständigen Ausschüsse jeweils mindestens 30 Tage vor einem Gefangenen-Transfer unterrichtet werden müssen.

Ein hochrangiger Regierungsbeamter bestätigte der "Washington Post", dass dies nicht geschehen sei. Die Möglichkeit, Bergdahl freizubekommen, habe sich so plötzlich entwickelt, "dass wir so rasch wie möglich gehandelt haben".

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