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Machtkampf in Großbritannien: Wie lange kann sich May noch halten?


Wie lange kann sich May noch halten?

dpa, Christoph Meyer

05.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Die britische Premierministerin Theresa May auf dem Parteitag der Tories in Manchester. Während ihrer Rede hatte ihr jemand ein Hustenbonbon gereicht.Vergrößern des BildesDie britische Premierministerin Theresa May auf dem Parteitag der Tories in Manchester. Während ihrer Rede hatte ihr jemand ein Hustenbonbon gereicht. (Quelle: Joe Giddens/PA Wire/dpa-bilder)
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Theresa May hat in den letzten Monaten eine unglückliche Figur gemacht. Ihr von Pannen überschatteter Auftritt auf dem Parteitag der Tories setzte dem Ganzen die Krone auf. Hinter vorgehaltener Hand macht das Wort Rücktritt die Runde.

Die britische Premierministerin steht seit ihrer misslungenen Parteitagsrede in Manchester zunehmend unter Druck. Medien spekulieren heftig über einen baldigen Rücktritt der Regierungschefin. Etwa 30 konservative Abgeordnete seien bereit, einen Misstrauensantrag in der Fraktion zu unterschreiben, berichtete der "Daily Telegraph". Nötig dafür wäre die Unterstützung von 48 Fraktionsmitgliedern.

Doch Minister stellten sich am Tag nach der Rede demonstrativ hinter May. Die Premierministerin werde ihre "ausgezeichnete Arbeit" fortführen, sagte Innenministerin Amber Rudd gegenüber Reportern. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge erhielt May Anrufe von mehreren Regierungsmitgliedern, die ihr Unterstützung zusicherten. Die BBC erfuhr aus dem Umfeld von May, sie schließe einen Rücktritt aus.

Auf der Bühne kämpft May mit den Tränen

Die Rede am Mittwoch wurde von Medien als "Alptraum" beschrieben. Mitten in der Ansprache wurde May von einem Komiker unterbrochen, der ihr - angeblich im Auftrag des Außenministers Boris Johnson - ein Entlassungsschreiben aushändigte. Danach versagte mehrmals ihre Stimme. Sie litt unter Hustenanfällen. Beinahe, so schien es, hätte sie die Rede abbrechen müssen. Zu allem Übel fielen dann auch noch Buchstaben aus dem Parteitagsmotto an der Wand hinter ihr.

Als es vorbei war, kämpfte May mit den Tränen. Ihr Ehemann Philip eilte auf die Bühne, um sie in den Arm zu nehmen. Eigentlich wollte die Premierministerin mit der Rede ihre Autorität wiederherstellen. Die war schwer angekratzt, nachdem sie ohne Not eine Parlamentswahl für Juni ausgerufen hatte, bei der ihre Partei die absolute Mehrheit im Unterhaus verlor.

Überspielt May Unsicherheiten?

Menschen, die sie aus der Nähe beobachten konnten, beschreiben May als schwach und ohne Selbstbewusstsein. Vielleicht deshalb versuchte sie im Wahlkampf möglichst hart und kompromisslos aufzutreten, doch das ließ sie als kalt und mechanisch erscheinen. Unermüdlich wiederholte sie Sätze wie "Brexit bedeutet Brexit" und "Großbritannien braucht eine starke und stabile Führung". Bald hatte sie Spitznamen weg wie "Ice Maiden" - die Eisjungfrau und "Maybot" - eine Mischung aus May und Roboter.

Mays Unfähigkeit, mit unvorhergesehenen Lagen umzugehen und spontan mit Menschen zu kommunizieren, wurde nach der Brandkatastrophe vom Grenfell-Tower Mitte Juni deutlich. Etwa 80 Menschen starben in dem verheerenden Hochhausbrand in London. Der Oppositionsführer und Labour-Chef Jeremy Corbyn war schnell vor Ort und spendete Trost, umarmte trauernde Menschen und versprach Aufklärung. May dagegen vermied ein Treffen mit Überlebenden und sprach stattdessen mit Rettungskräften. Erst nach massiver öffentlicher Kritik besuchte sie ehemalige Bewohner des Hochhauses im Krankenhaus.

Tories fürchten erneute Neuwahlen

Das Ergebnis bei der Wahl Ende Juni war niederschmetternd. Anstatt den erhofften Erdrutschsieg einzufahren, verloren die Konservativen ihre Mehrheit im Unterhaus. May musste eine Minderheitsregierung mit Unterstützung der erzkonservativen nordirischen DUP (Democratic Unionist Party) zusammenzimmern. Problematisch daran war nicht nur, dass sie den Nordiren eine Milliarde Pfund (1,1 Milliarden Euro) versprechen musste, sondern auch, dass sich die Regierung in London von einer der Parteien im verfahrenen Streit um eine nordirische Regionalregierung abhängig machte.

In ihrer Parteitagsrede entschuldigte sie sich für die Schlappe. Sie gestand, der Wahlkampf sei zu sehr "nach Drehbuch und präsidentiell geführt worden". Doch das war nach den Missgeschicken während der Ansprache nur noch eine Randnotiz. Insgesamt war Mays "Alptraumrede" nur der Gipfel eines Parteitags, auf dem sich die britischen Konservativen in schlechtem Licht präsentierten. Was zu einer Demonstration der Einigkeit werden sollte, wurde von Spekulationen über Johnsons Ambitionen überschattet.

Der Außenminister hatte die Premierministerin mehrfach mit eigenen Vorschlägen zum EU-Austritt düpiert und zudem mit taktlosen Bemerkungen zu Libyen für einen Eklat gesorgt. Ob es die Konservativen tatsächlich wagen, May aus dem Amt zu drängen, bleibt abzuwarten. Kommentatoren zufolge könnte die Angst vor Neuwahlen samt einem möglichen Labour-Sieg den Unmut gegen May überwiegen.

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