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Buch mit Nazi-Liedern: Sebastian Kurz fordert "null Toleranz"


Buch mit Nazi-Liedern
Österreichs Kanzler Kurz fordert "null Toleranz"

Von t-online, js

Aktualisiert am 25.01.2018Lesedauer: 2 Min.
Kanzler Kurz (l) schaut FPÖ-Chef Strache an: Kurz fordert Aufklärung, Strache wiegelt ab.Vergrößern des BildesKanzler Kurz (l) schaut FPÖ-Chef Strache an: Kurz fordert Aufklärung, Strache wiegelt ab. (Quelle: Helmut Fohringer/APA/dpa)
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Eine Burschenschaft veröffentlichte ein Buch mit Nazi-Liedern. Ihr stellvertretender Vorsitzender: ein Politiker der Regierungspartei FPÖ. Sebastian Kurz fordert Aufklärung. Sein Vizekanzler wiegelt ab.

In Österreich steht ein Politiker der extrem rechten Regierungspartei FPÖ wegen eines Buchs mit Naziliedern unter Druck. Wie das Magazin "Falter" berichtete, ist der FPÖ-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Niederösterreich, Udo Landbauer, auch der stellvertretende Vorsitzende der Burschenschaft, die das Nazi-Liederbuch herausgegeben hat. In den Liedtexten werden demnach der Holocaust und andere Gräueltaten der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg verherrlicht.

In einem der Lieder heißt es dem Bericht zufolge: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'". Im Holocaust wurden sechs Millionen Juden ermordet, Ben Gurion war der Staatsgründer und erste Regierungschef Israels. Andere Lieder verherrlichen demnach Gräueltaten der Wehrmacht auf Kreta oder die deutsche Legion Condor. Diese Einheit der deutschen Luftwaffe unterstützte im spanischen Bürgerkrieg den Diktator Franco und zerstörte die spanische Stadt Guernica.

Landbauer lässt Mitgliedschaft in Burschenschaft ruhen

Ein Sprecher der FPÖ sagte, der 31-jährige Landbauer habe mit dem Liederbuch "nichts zu tun". Wenn das Buch, wie vom "Falter" geschrieben, "im Jahr 1997 neu überarbeitet in Druck geschickt" worden sei, sei Landbauer gerade einmal "elf Jahre alt" gewesen und habe "noch nicht einmal allein Radfahren dürfen". Die Burschenschaft werde zudem eine neue Ausgabe des Buchs auflegen, in denen Lieder, "die mit dieser unseligen Zeit verbunden sind, nicht mehr vorkommen".

Landbauer selbst erklärte in einer Stellungnahme, er habe durch den Medienbericht "zum ersten Mal" von dem Buch erfahren und ziehe "sofort die notwendigen Konsequenzen". Er werde seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft ruhen lassen. Die "skandalöse Angelegenheit" müsse "restlos und umfassend" geklärt werden, "gegebenenfalls auch vor Gericht", erklärte Landbauer.

Sebastian Kurz: "Null Toleranz bei Antisemitismus"

Dem stimmte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz zu, dessen ÖVP seit kurzem mit der FPÖ regiert. Er erklärte auf Twitter, die Liedtexte seien "rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig". In einem anderen Tweet forderte er "Null Toleranz bei Antisemitismus, Rassismus und Verherrlichung der NS-Schreckensherrschaft."

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Die sozialdemokratische SPÖ forderte Landbauers sofortigen Rücktritt. Auch die liberalen NEOS erklärten, sollten sich die Vorwürfe bestätigen, bleibe "als einzige Konsequenz der Rücktritt".

FPÖ-Chef: "Keine Verantwortung"

Dagegen unterstützt FPÖ-Chef und Vizekanzler HC Strache den Kandidaten weiter. Er halte Landbauers Version für plausibel, nur ein Exemplar des Liederbuches gekannt zu haben, in dem die Nazipassagen geschwärzt oder herausgerissen waren. Landbauer trage keine Verantwortung.

Vor der Landtagswahl in Niederösterreich am Sonntag liegt die FPÖ in Umfragen mit 16 bis 21 Prozent auf dem dritten Platz. Bei der Parlamentswahl Mitte Oktober war die FPÖ mit 26 Prozent der Stimmen ebenfalls auf Platz drei gekommen. In aktuellen Regierung besetzt die FPÖ nun sechs Ministerien, darunter Schlüsselressorts wie das Innen- und Außenministerium. FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache war in jungen Jahren in der rechtsradikalen Szene aktiv. Heute stellt er das als Jugendsünde dar.

Quellen und weiterführende Informationen

- AFP
- Hintergrundbericht in der "Süddeutschen Zeitung" über die rechtsextreme Vergangenheit HC Straches
- Interview auf "Spiegel Online" mit dem Journalisten Henning Scharsach über die engen Verbindungen von FPÖ und Burschenschaften
- Bericht im Wiener "Standard" über den Vorfall und Straches Reaktion

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