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Indien während der Corona-Pandemie: So helfen sich die Menschen gegenseitig


Schwer getroffenes Land
Indien: So helfen sich die Menschen gegenseitig in der Pandemie

dpa, Von Siddhartha Kumar und Anne-Sophie Galli

16.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Fahrer von Rikscha-Krankenwagen in Schutzanzügen und mit Mund-Nasenschutz: Sie fahren Corona-Patienten gratis durch die indische Hauptstadt Neu Delhi.Vergrößern des BildesFahrer von Rikscha-Krankenwagen in Schutzanzügen und mit Mund-Nasenschutz: Sie fahren Corona-Patienten gratis durch die indische Hauptstadt Neu Delhi. (Quelle: TYCIA/dpa-bilder)
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Rikscha-Krankenwagen, Sauerstoff-Spenden und kostenlose Verpflegung für Corona-Kranke. In Indien, einem besonders stark von der Pandemie betroffenen Land, stehen Menschen auf verschiedene Art füreinander ein.

Viele in der Hauptstadt Neu Delhi und anderen Städten Indiens bleiben jetzt zu Hause – zumindest wenn sie sich das leisten können. Das Gesundheitssystem ist am Limit, viele kennen Leute, die an Corona gestorben sind. Aber einige gehen raus, um Kranken das Leben einfacher zu machen, auch wenn sie sich damit selbst und ihre Liebsten gefährden.

Eine Fahrt im Krankenwagen ist derzeit an mehreren Orten Indiens teuer. Denn der Andrang ist groß. Manchmal verlangten private Anbieter gar Preise um die 225 Euro für fünf Kilometer, sagt Mohit Raj. Er ist Gründer einer Hilfsorganisation. Sie gaben nun mehr als einem Dutzend Rikscha-Fahrern Schutzanzüge, Sauerstoffflaschen, Oximeter sowie andere medizinische Ausrüstung – und eine kurze Schulung.

Nun fahren die Rikscha-Krankenwagen Corona-Patientinnen und -Patienten gratis durch die Hauptstadt Neu Delhi. Bezahlt werden die Fahrer von der Hilfsorganisation. So hätten sie trotz des Lockdowns in Neu Delhi ein Einkommen. Solche Rikscha-Krankenwagen gibt es auch an anderen Orten Indiens.

Gratis-Sauerstoff von religiösen Gruppen

In Indien tobt die Pandemie besonders heftig: Allein am Sonntag meldete das Gesundheitsministerium mehr als 311.170 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, mehr als 4.000 Menschen starben. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Die heftige Corona-Welle geht auch Paramjit Singh nah. Er habe 30 Verwandte, Freunde und Bekannte verloren und beschloss nun anderen zu helfen. Singh ist Sikh und bietet mit Dutzenden anderen Glaubensgenossen an mehreren Orten um die Hauptstadt Neu Delhi gratis Sauerstoff an. Dieser soll Corona-Kranken in Isolation oder beim Überleben einer verzweifelten Suche nach einem der wenigen freien Betten in einem Krankenhaus helfen, sagt er.

Bis zu 18 Stunden am Tag bemühe er sich, Sauerstoff zu organisieren. Wegen seiner beruflichen Verbindungen zur Pharmaindustrie könne er das knappe Gas zu vernünftigen Preisen kaufen – nicht zu den überrissenen Preisen auf dem Schwarzmarkt. Auch andere religiöse Gruppen helfen, aber besonders häufig Sikhs. Singh erklärt: "Wir Sikhs folgen dem philosophischen Konzept Sarbat Da Bhala oder Wohl für alle."

Gratis-Essen in der Quarantäne

In der zweiten Welle werden teils ganze Familien krank, das Virus verbreitet sich schnell. Wie werden sie, wenn sie alle erschöpft sind, am besten wieder gesund? Wenn sie sich nicht auch um die Beschaffung von gesundem Essen kümmern müsste, dachte sich Geschäftsmann Rajiv Singal aus der Finanzmetropole Mumbai. Ihm und seiner Familie etwa ging es im vergangenen Jahr so. Glücklicherweise fanden sie damals eine ältere Frau in der Nachbarschaft, die für wenig Geld in ihrer Küche gutes Essen kocht – und es an Interessierte liefert.

Solche Hausfrauen, die sich so ein kleines Zusatzeinkommen erwirtschaften, gibt es in Indien viele. Singal kauft jetzt täglich Essen von ihr für jeweils 200 Corona-Kranke während zwei Wochen und zahlt mit einigen Berufskollegen deren Auslieferungen.

Eine Dating-App und soziale Netzwerke helfen

Leute zusammenzubringen, die zusammen passen – das versprechen Dating-Apps. Jetzt verbindet die indische App TrulyMadly kürzlich genesene Covid-Patientinnen und Patienten mit noch kranken Personen, die dieselbe Blutgruppe haben und in der Nähe sind. Die Genesenen können ihr Blutplasma der gematchten Person spenden und ihr mit den Antikörpern beim gesund werden helfen.

Wie wirksam diese Plasma-Therapie ist, ist noch etwas unklar. Das größte Problem dabei ist, dass man Kranken das Plasma früh geben sollte – bevor diese sehr krank sind und zu diesem Zeitpunkt bemühen sich Kranke meist noch nicht darum.

In den sozialen Medien wiederum haben seit den vergangenen Wochen viele Inderinnen und Inder verzweifelt nach Krankenhausbetten, medizinischem Sauerstoff, Medizin und Beatmungsgeräten gesucht. Auf diese Hilferufe haben viele Menschen reagiert und Hinweise geschickt.

Lockdowns und andere Corona-Maßnahmen sind besonders für arme Menschen schlimm und einige Bollywood-Stars helfen. Superstar Salman Khan etwa hilft Tausenden jetzt arbeitslosen Technikerinnen, Make-up-Artisten und Stuntleuten finanziell, Schauspieler Sonu Sood spendet unter anderem Sauerstoffflaschen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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