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Bosnien-Herzegowina: Ex-Minister Christian Schmidt neuer Hoher Repräsentant


Amtsantritt in Sarajevo
Deutscher ist jetzt mächtigster Mann Bosnien-Herzegowinas

Von dpa
01.08.2021Lesedauer: 2 Min.
Christian Schmidt im Bundestag (Archivbild): Der Ex-Minister soll Bosnien-Herzegowina stabilisieren.Vergrößern des BildesChristian Schmidt im Bundestag (Archivbild): Der Ex-Minister soll Bosnien-Herzegowina stabilisieren. (Quelle: Frederic Kern/Geisler-Fotopress/dpa-bilder)
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Der Hohe Repräsentant hat in Bosnien-Herzegowina viel Macht, kann Gesetze erlassen und Amtsträger schassen. CSU-Politiker Christian Schmidt will das frühere Bürgerkriegsland an die EU heranführen.

Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ist neuer Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina. Der CSU-Bundestagsabgeordnete trat am Sonntag in Sarajevo die Nachfolge des Österreichers Valentin Inzko an. Die Stimmung in dem 3,3-Millionen-Einwohner-Land ist auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Bosnienkriegs noch von ethnischen Konflikten geprägt. Als Hoher Repräsentant hat der 63-Jährige weitreichende Vollmachten: Schmidt kann Gesetze erlassen und Amtsträger entlassen, unabhängig von Regierung und Parlament.

Derzeit gibt es in Bosnien-Herzegowina neuen Streit um die jüngere Geschichte. Inzko hatte kurz vor Ende seiner Amtszeit das nationale Strafgesetzbuch geändert: Wer leugnet, dass das Massaker von Srebrenica 1995 Völkermord war, kann nun mit jahrelanger Haft bestraft werden. Dies wollen die politischen Führer der bosnischen Serben nicht akzeptieren. Am Freitag beschloss das Parlament des mehrheitlich von Serben bewohnten Landesteils Republika Srpska, dass die Änderung auf ihrem Territorium ungültig sei.

Schmidt will Bosnien-Herzegowina an die EU heranführen

In Srebrenica hatten serbische Polizei und Paramilitärs nach der Eroberung der UN-Schutzzone damals etwa 8.000 bosnische Muslime getötet. Das Massaker wird international schon länger als Völkermord bezeichnet. Es gibt auch entsprechende Urteile des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (UN-Kriegsverbrechertribunal) sowie des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag.

Schmidt stellte sich hinter die Entscheidung seines Vorgängers. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Wer Teil der Europäischen Union werden will, muss sich an europäische Richtlinien halten. Ein derartiges Gesetz ist in der EU längst Standard und Voraussetzung für den Beitritt." Erklärtes Ziel des CSU-Politikers ist es, Bosnien-Herzegowina an die Europäische Union heranzuführen.

"Ein Volk kann man nicht unter Anklage stellen"

Weiter sagte Schmidt: "Jedes Kriegsverbrechen muss geahndet werden, wie auch alle Kriegsverbrechen der Geschichte, von wem auch immer begangen." Im Vordergrund stehe dabei die Schuld von Einzelnen. "Es kann niemals um Kollektivschuld für Völker gehen. Ein Volk oder eine ethnische Gruppe kann man nicht unter Anklage stellen."

Der sogenannte Friedensimplementierungsrat für Bosnien-Herzegowina verurteilte die Entscheidung der Republika Srpska. Dies führe zu einer "Eskalation der Spannungen" und untergrabe das Funktionieren des Staats Bosnien-Herzegowina, erklärte das internationale Gremium. In der Stellungnahme wird allerdings festgehalten, dass Russland diese Position nicht unterstützt. Russland hatte zusammen mit China im UN-Sicherheitsrat versucht, das Amt des Hohen Repräsentanten abzuschaffen.

Hoher Repräsentant spricht für mehr als 50 Staaten

Der Friedensimplementierungsrat (Peace Implementation Council) ist das Gremium, das den Hohen Repräsentanten ernennt. Mehr als 50 Staaten sind darin vertreten. Es wurde durch den Friedensvertrag von Dayton (USA) 1995 geschaffen, mit dem der Bosnienkrieg beendet wurde.

Theoretisch kann der Hohe Repräsentant auch die im Land stationierten EU-Truppen zur Hilfe rufen, um Beschlüsse durchzusetzen. Dazu sagte Schmidt: "Das ist zuallererst einmal Aufgabe der Behörden in Bosnien-Herzegowina." Das jüngste Beispiel zeige jedoch, dass Rechtsstaatlichkeit und Justiz gestärkt werden müssten. "In Bosnien-Herzegowina ist die Dysfunktionalität des Staates noch weit verbreitet. Wir brauchen aber einen verlässlich funktionierenden Staat, wenn die jungen Menschen im Land bleiben sollen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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