Acht Kandidaten Britische Tories stimmen über Johnsons mögliche Nachfolger ab
Die britischen Konservativen stimmen in einer ersten Runde über die Nachfolge von Boris Johnson ab. Einem Kandidaten werden besonders große Chancen eingeräumt.
Das Rennen um die Nachfolge des scheidenden britischen Premierministers Boris Johnson geht am Mittwoch in die nächste Phase. Acht Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich in einer ersten Abstimmungsrunde in der konservativen Parlamentsfraktion zur Wahl. Nur wer mindestens 30 Stimmen hinter sich bringen kann, darf in die nächste Runde einziehen. Abgestimmt werden soll am Mittwoch zwischen 14.30 und 16.30 Uhr deutscher Zeit.
Je nachdem, wie viele Kandidaten dann noch übrig sind, wird das Auswahlverfahren am Donnerstag und in der kommenden Woche fortgesetzt. Ziel ist es, solange auszusieben, bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Dann entscheiden die Parteimitglieder in einer Stichwahl über den Sommer. Am 5. September soll feststehen, wer Boris Johnson als Tory-Parteichef und Premierminister beerbt.
Drei Favoriten im Rennen um den Parteivorsitz
Johnson war in der vergangenen Woche unter massivem Druck aus seiner Fraktion und dem Kabinett geraten und daraufhin vom Amt des Parteichefs zurückgetreten. Endgültig zu Fall gebracht hatte ihn die Affäre um einen Fraktionskollegen, der im betrunkenen Zustand zwei Männer begrapscht hatte.
Anders als er zunächst behauptete, wusste Johnson von früheren Vorwürfen gegen den Mann, bevor er ihn in eine wichtige Position hob. Doch das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Der Premier hatte zuvor schon Skandal an Skandal gereiht. Mehr dazu lesen Sie hier. Bis zum Abschluss des Auswahlverfahrens will er als Premierminister im Amt bleiben.
Im Rennen um seine Nachfolge gilt nun Ex-Finanzminister Rishi Sunak als so gut wie gesetzt für die finale Runde. Er soll schon bei seiner Bewerbung für die Kandidatenliste weit mehr als die hierfür notwendigen 20 Unterstützer mitgebracht haben. Als weitere Favoritinnen gelten Außenministerin Liz Truss und Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt.
Während Truss die Johnson-Getreuen hinter sich weiß, ist Mordaunt der Liebling der Parteibasis. Erwartet wird, dass sich die beiden ein Duell darum liefern werden, wer gegen Sunak antreten darf. Der Wahlkampf, so glauben viele, dürfte deutlich an Schärfe zunehmen.
Überraschungen nicht ausgeschlossen
Doch auch Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Ebenfalls zur Wahl stehen Finanzminister Nadhim Zahawi, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Tom Tugendhat, Chefjustiziarin Suella Braverman, Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt und die Abgeordnete Kemi Badenoch.
Was bisher alle verbindet, ist das Versprechen, Steuern zu senken. Ein Abweichen von umstrittenen Projekten der Johnson-Regierung, wie dem Bruch des Brexit-Abkommens hinsichtlich der Regelung für Nordirland oder dem Asyl-Pakt mit Ruanda (mehr dazu lesen Sie hier), hat bisher niemand von ihnen in Aussicht gestellt.
Trotzdem dürfte es der neuen Regierungschefin oder dem neuen Regierungschef nicht leicht fallen, in Johnsons Fußstapfen zu treten. Der Politiker mit dem auffälligen blonden Haarschopf hatte die Fähigkeit, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten anzusprechen. So gewann er bei der vergangenen Parlamentswahl eine satte Mehrheit. Wer auch immer ihn beerbt, wird unter dem Druck stehen, ein eigenes Mandat zu erringen. Doch derzeit sind die Umfragewerte für die Konservativen äußerst schlecht.
Am Sonntagabend sollen sich die bis dahin verbliebenen Kandidatinnen und Kandidaten einem Fernsehduell beim Sender ITV stellen.
- Nachrichtenagentur dpa