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Boris Johnson: Kommt er nach Liz-Truss-Rücktritt als britischer Premier zurück?


Boris Johnson bringt sich in Stellung

Von Tobias Eßer

Aktualisiert am 22.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Boris Johnson: Ist der letzte Premierminister auch der nächste? (Quelle: IMAGO/Ukraine Presidency)

Nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss stellt sich die Frage nach ihrer Nachfolge. Gute Aussichten hat ein alter Bekannter.

Er war ihr Vorgänger und könnte jetzt auch ihr Nachfolger werden: Nachdem Liz Truss nach nur sechs Wochen im Amt als Premierminister zurückgetreten ist, bringt sich Boris Johnson in Stellung, um abermals in die Downing Street Nummer 10 einzuziehen. Das berichten die britischen Zeitungen "Times" und "Telegraph".

Johnson hatte schon in seiner Rücktrittsrede einen Verweis auf den römischen Diktator Lucius Quinctius Cincinnatus genutzt, der nach getaner Arbeit im Volksdienst an seinen Pflug zurückkehrte – später allerdings noch einmal in die Rolle des römischen Alleinherrschers schlüpfte.

Johnson ist bei der Basis beliebt

Und Johnson scheint laut "Telegraph" schon die Weichen für seine Rückkehr gestellt zu haben. Denn um in die zweite Wahlrunde für die Nachfolge von Truss zu kommen, braucht er die Stimmen von mindestens 100 konservativen Abgeordneten im britischen Unterhaus. Wie das Wahlverfahren genau funktioniert, lesen Sie hier.

Dem "Guardian" zufolge hat er davon schon zwischen 38 und 50 Stimmen sicher. Tim Montgomerie, der Gründer der Website "ConservativeHome", prognostiziert bis zu 140 Stimmen für den Ex-Premier.

Im Gegensatz zu seinem wohl schärfsten Konkurrenten Rishi Sunak habe Johnson den Vorteil, dass er bei der Parteibasis äußerst beliebt sei, erklärt Montgomerie. Laut "Telegraph" soll Johnson Sunak angeboten haben, zusammenzuarbeiten. Ein interessantes Angebot – zumal Sunaks Rücktritt als Finanzminister im Sommer zum Zusammenbruch von Johnsons Regierung führte.

Die Zusammenarbeit zwischen Johnson und Sunak könnte erfolgreich sein. Durch ihre Kooperation könnten sie den Tories einerseits einen Premierminister anbieten, der erfolgreiche Kampagnenarbeit geleistet hat und mit Rishi Sunak einen Stellvertreter, der das Vertrauen des aktuell so geschwächten Marktes innehat.

Zweikampf zwischen Sunak und Johnson droht

Das Pikante an dieser Konstellation: Läge die Entscheidung über den nächsten Premierminister allein in den Händen der Tory-Abgeordneten, hätte Sunak wohl bessere Chancen auf den Posten. Letztendlich bestimmt allerdings die konservative Basis den nächsten Bewohner der Downing Street 10.

Und deren Meinung über den bestgeeigneten Kandidaten ist aktuellen Umfragen zufolge eindeutig. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov präferieren 32 Prozent der Tory-Mitglieder Boris Johnson als Nachfolger von Liz Truss – nur 23 Prozent wollen Sunak im Amt sehen. Die anderen Kandidatinnen und Kandidaten sind weit abgeschlagen und spielen bei der Basis keine Rolle.

Alles läuft also auf den Zweikampf zwischen Sunak und Johnson heraus – immer vorausgesetzt, dass der ehemalige Premierminister wirklich antritt. Beobachterinnen wie Camilla Tominey vom "Telegraph" prognostizieren, dass Johnson diesen Schritt nur wagt, wenn er sich seines Sieges sicher ist.

Gespaltene Tories

Sollte Johnson antreten und wirklich gewinnen, hat er allerdings ein weiteres Problem: Die Konservativen sind gespalten. Während Abgeordnete des rechten Parteiflügels tendenziell zu Boris Johnson halten (der erzkonservative Jacob Rees-Mogg postete am Freitag auf Twitter bereits eine "Boris or Bust"-Grafik), stehen die gemäßigten Abgeordneten eher hinter Sunak.

"Johnson ist nicht derjenige, der den Ruf unserer Partei in den nächsten zwei Jahren wiederherstellen kann", sagt der Tory-Abgeordnete Crispin Blunt dem Fernsehsender Sky News. Er unterstützt Rishi Sunak.

Wie das amerikanische Portal "Politico" erfahren haben will, organisieren sich einige Abgeordnete bereits, um Johnson zu verhindern. "Die Partei wird sich unter Boris in Stücke reißen", kommentiert ein anonymer Abgeordneter. Ein anderer fügt hinzu: "Ich werde alles tun, um Boris als Premierminister zu verhindern".

Geheime Absprachen in Westminster

Passend dazu soll es in Westminster bereits Absprachen geben, um Johnson zu verhindern. "Politico" zitiert anonyme Quellen aus den Reihen der Konservativen, denen zufolge Parteimitglieder Druck auf Sunak und die ebenfalls antretende Penny Mordaunt ausüben.

Das Ziel: Kommen beide zusammen mit Johnson in die Top-3 der Kandidatinnen und Kandidaten für den Einzug in die Downing Street, solle die Person mit dem schlechteren Ergebnis die Kandidatur zurückziehen und den oder die andere öffentlich unterstützen.

Aber auch diese Taktik ist für die Johnson-Gegner nicht ungefährlich, denn Sunak und Mordaunt kämpfen um die Stimmen der moderaten Tories. "Johnson ist unaufhaltbar", erklärt ein anonymer Gegner des Ex-Premiers gegenüber "Politico". "Er wird genügend Abgeordnete hinter sich versammeln, um in die letzte Wahlrunde einzuziehen".

Spätestens am 28. Oktober steht fest, wer der Nachfolger von Liz Truss in der Downing Street 10 wird. Sicher ist bislang nur eines: Wer auch immer die Verantwortung über die Geschicke Großbritanniens erhält, muss nicht nur das Land, sondern auch die konservative Partei vereinen. Und das könnte nach dem politischen Chaos der letzten Monate eine echte Mammutaufgabe sein.

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