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Anschlag in Ankara: Türkei greift mutmaßliche PKK-Stellungen im Irak an


Nach Bombenangriff in Ankara
Türkei greift mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak aus der Luft an

Von afp, dpa, reuters, cli, RZ, akr, lw

Aktualisiert am 02.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ausnahmezustand in Ankara: Aufnahmen zeigen den Vorfall am Sonntagmorgen. (Quelle: t-online)
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In der Nähe des türkischen Parlaments hat es einen Bombenanschlag gegeben, zu dem sich die PKK bekannte. Die Türkei reagiert mit einem Luftangriff im Nordirak.

Wenige Stunden nach einem Anschlag in Ankara haben türkische Kampfflugzeuge Luftangriffe im Nordirak geflogen. Unter anderem sei das Dorf Badran bombardiert worden, sagte ein Bürgermeister in der Region am Sonntagabend der Nachrichtenagentur AFP. Das türkische Verteidigungsministerium erklärte, es habe 20 Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak bombardiert.

"In den Regionen Metina, Hakurk, Kandil und Gara im Nordirak" seien Luftangriffe gegen die "PKK und andere terroristische Elemente" geflogen worden, "um terroristische Angriffe aus dem Nordirak auf unsere Bevölkerung und unsere Ordnungskräfte zu verhindern und die Sicherheit unserer Grenzen zu gewährleisten", hieß es in der Erklärung.

Am Sonntagmorgen waren bei einem Anschlag in Ankara, zu dem sich die PKK bekannte, zwei Polizisten leicht verletzt worden. Ein Angreifer hatte sich vor dem Eingang des Innenministeriums in die Luft gesprengt, ein weiterer sei durch einen Kopfschuss getötet worden. Bei dem Schusswechsel nach der Explosion wurden zwei Polizisten demnach leicht verletzt. Sie befänden sich in medizinischer Behandlung, beide seien nicht in Lebensgefahr, berichtete Innenminister Ali Yerlikaya.

Die Aktion sei eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF einen Bericht der HPG, dem militärischen Arm der PKK, am Sonntag.

Schon Tausende Menschen getötet

In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben.

Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die "Rechte der Kurden" und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen Türkei und PKK gescheitert.

Die mutmaßlichen Attentäter hatten sich Angaben des Innenministeriums in einem Lieferwagen der Eingangstür der Sicherheitsdirektion des Ministeriums genähert und dort einen Sprengstoffanschlag verübt. Laut Regierungsangaben verhinderte die türkische Polizei am Sonntag eine zweite Explosion.

Schüsse in Video zu hören

Der Kanal "Osint Defender" veröffentlichte auf X ein Video, auf dem mutmaßlich Schüsse zu hören sind. Eine große Zahl von Militär- und Polizeikräften war im Einsatz.

Bombenentschärfungsteams der türkischen Polizei führten noch am Sonntagmittag kontrollierte Sprengungen durch. Es gebe keinen Grund zur Panik, entwarnte die Polizei die Bevölkerung der türkischen Hauptstadt auf X. Es habe Vorfälle mit "verdächtigen Paketen" gegeben, hieß es. Der Sender NTV berichtete, dass auch der zweite Angreifer am Körper Sprengstoff getragen habe. Dieser sei kontrolliert gesprengt worden.

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Einsatzkräfte sperrten das Zentrum weiträumig ab. Auf Bildern der Nachrichtenagentur Reuters sind Soldaten, Krankenwagen, Feuerwehrfahrzeuge und ein gepanzertes Fahrzeug im Stadtzentrum zu sehen. Dort hat die Polizei mehrere Straßen blockiert.

Inzwischen hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Zudem sei eine Nachrichtensperre zu dem Thema verhängt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag.

Parlament durchsucht

Laut dem Sender NTV ereignete sich die Explosion ebenfalls nur wenige Hundert Meter entfernt von einem Eingang zum Parlament. Der Sender berichtete, Sicherheitskräfte hätten deshalb auch das Parlament selbst nach Sprengstoff durchsucht.

Am heutigen Sonntag kam das türkische Parlament nach einer zweieinhalb monatigen Sommerpause zusammen. Die Entscheidung des Parlaments über den Nato-Beitritt Schwedens steht noch aus und war als Tagesordnungspunkt im Gespräch gewesen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete den Anschlag in Ankara als "letztes Zucken des Terrors". Die "Schurken" hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, sagte er bei seiner Eröffnungsrede im Parlament.

Stoltenberg: Nato unterstützt die Türkei im Kampf gegen den Terror

"Unser Kampf wird weitergehen, bis der letzte Terrorist neutralisiert ist", betonte auch Innenminister Yerlikaya. Die Generalstaatsanwaltschaft bezeichnete den Anschlag ebenfalls als "terroristisch".

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Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte den Anschlag auf das Innenministerium in Ankara scharf. Die Nato stehe im Kampf gegen den Terrorismus in Solidarität an der Seite der Türkei, schrieb Stoltenberg zudem über den Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter. Den verletzten Polizeibeamten wünsche er eine schnelle und vollständige Genesung.

Fast ein Jahr nach Anschlag mit sechs Toten

Die Explosion ereignete sich fast ein Jahr nach dem Anschlag in einer belebten Fußgängerzone im Zentrum Istanbuls am 13. November 2022, bei der sechs Menschen getötet und 81 verletzt worden waren. Die Türkei machte kurdische Aktivisten verantwortlich.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Großalarm in der türkischen Hauptstadt Ankara am Sonntagmorgen.
Nahe dem Parlamentsgebäude hat es dort offenbar eine Explosion und Schüsse gegeben, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Außerdem zeigen mehrere Videos, die im Netz geteilt wurden, den Vorfall.
Diese Aufnahmen etwa teilte ein Nutzer auf der Plattform X, ehemals Twitter. Er schreibt dazu, er habe Schutz vor den Explosionen gesucht und wolle das Land sofort verlassen.


Ein Foto zeigt einen Raketenwerfer nahe dem Parlament.
Nach zweieinhalb Monaten Sommerpause kommt das türkische Parlament heute erstmals wieder zusammen. In der Sitzung könnte auch der von Schweden beantragte Nato-Beitritt eine Rolle spielen.
Nach den Explosionen spricht das türkische Innenministerium von einem “Terroranschlag” - verübt von zwei Männern. Einer von ihnen habe sich in die Luft gesprengt und sei tot, sagte der Innenminister. Bei dem Angriff wurden zwei Polizisten leicht verletzt. Das Motiv der Terroristen ist bisher nicht bekannt.



Ankara ist in den vergangenen Jahren von Anschlägen verschont geblieben. Den letzten Angriff gab es 2015, als bei Bombenexplosionen am Hauptbahnhof mehr als 100 Menschen ums Leben kamen. Dafür soll der "Islamische Staat" (IS) die Verantwortung tragen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa, Reuters
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