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Israels Armee tötet versehentlich drei Geiseln: "unerträgliche Tragödie"


"Gesamte Staat Israel trauert heute Abend"
Israelische Soldaten töten versehentlich drei Geiseln

Von dpa, mam, sic

Aktualisiert am 16.12.2023Lesedauer: 4 Min.
SoldatVergrößern des BildesEin israelischer Soldat in einem gepanzerten Militärfahrzeug (Archivbild): Die israelische Armee sprach den Familien ihr Beileid aus. (Quelle: Ilia Yefimovich/dpa/dpa)
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Bei einem Einsatz im Gazastreifen hat die israelische Armee drei Geiseln getötet – eine "unerträgliche Tragödie", so Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Tod von drei Geiseln im Gazastreifen, die versehentlich von israelischen Soldaten getötet wurden, als "unerträgliche Tragödie" bezeichnet. "Der gesamte Staat Israel trauert heute Abend. Mein Herz ist bei den trauernden Familien in der schweren Zeit ihres Kummers", schrieb der israelische Regierungschef am Freitagabend in den sozialen Medien. Er sprach den Familien sein Beileid aus.

Er erinnerte an "unsere drei lieben Söhne", die zuvor von der islamistischen Terrororganisation Hamas in den Gazastreifen entführt worden waren. "Selbst an diesem schwierigen Abend werden wir uns um unsere Wunden kümmern, die Lektionen lernen und mit größter Anstrengung weitermachen, um alle unsere Geiseln sicher nach Hause zu bringen", sagte Netanjahu.

Israels Militärchef: Bei weißer Flagge darf nicht geschossen werden

Israels Generalstabschef Herzi Halevi hat die Verantwortung für die versehentliche Tötung von drei israelischen Geiseln übernommen. "Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen", sagte er in einem am Samstagabend auf der Plattform X veröffentlichten Video. Zugleich stellte er klar, dass auf Menschen mit weißer Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Bei der Tötung der Geiseln seien Einsatzregeln verletzt worden, betonte Halevi.

"Die drei Geiseln haben alles getan, damit wir sie als solche erkennen - sie hatten ihre Hemden ausgezogen, damit wir sehen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, und sie hielten eine weiße Flagge", räumte Halevi ein. Zugleich gab er zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer aktiven Kampfzone befanden. Terroristen seien dort in Zivilkleidung aktiv und jede Entscheidung könne im Bruchteil einer Sekunde über Leben oder Tod entscheiden.

USA bezeichnen Tod der Geiseln als "herzzerreißend"

Auch die US-Regierung bezeichnete den Tod der drei Geiseln als "herzzerreißend" und "tragisch". Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, gehe davon aus, dass die Israelis sich den Vorfall genau ansehen würden, um herauszufinden, wie es dazu kommen konnte. Der Fall eigne sich aber nicht, um ein allgemeines Urteil darüber zu fällen, ob das israelische Militär in der Lage sei, im Gazastreifen präzise vorzugehen, sagte Kirby weiter.

Die US-Regierung hatte zuletzt die Erwartung geäußert, dass Israel von einem militärischen Vorgehen mit "hoher Intensität" im Gazastreifen zu "gezielteren" Militäroperationen übergehen werde. Einen Zeitraum dafür nannte Washington allerdings nicht.

Getötete Geiseln zeigten wohl weiße Flagge

Die drei Geiseln waren am Freitag durch Soldaten der israelischen Armee getötet worden. Die Streitkräfte hätten sie während eines Einsatzes in der Hamas-Hochburg Schedschaija im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens fälschlicherweise als Bedrohung identifiziert und auf sie geschossen, teilt der Sprecher des israelischen Militärs (IDF), Daniel Hagari, am mit.

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Kurz nach dem Vorfall sei bereits der Verdacht aufgekommen, es könne sich bei den Toten um Geiseln handeln, sagt Hagari. Die Leichen seien daraufhin zur genaueren Untersuchung auf israelisches Territorium gebracht worden. Dabei wurde bestätigt, dass es sich um drei israelische Geiseln handelte.

Bei der Tötung der drei Israelis seien Einsatzregeln verletzt worden, sagte ein Sprecher der Armee. Die getöteten Männer seien mehrere Dutzend Meter entfernt von den Truppen mit nacktem Oberkörper und einem Stock mit einem weißen Stück Stoff daran aus einem Gebäude gekommen. Zwei der Männer seien von einem Soldaten sofort getötet worden. Ein dritter Mann habe sich angeschossen noch zurück in das Haus flüchten können. Nachdem er Hebräisch um Hilfe gerufen habe, befahl ein Kommandeur zwar, das Feuer einzustellen. Doch als der Verletzte zurück ins Freie kam, sei auch er von einem anderen Soldaten erschossen worden.

Namen der getöteten Geiseln

Wie die "Times of Israel" unter Berufung auf Hagari berichtet, soll es sich bei den Getöteten um drei Männer handeln: der 28-jährige Musiker Yotam Haim, der von der Hamas aus Kfar Aza entführt wurde, und Samer Talalka, aus dem arabischen Beduinendorf Hura. Der 25-Jährige wurde während seiner Arbeit im Kibbuz Nir Am von der Hamas entführt.

Bei der dritten getöteten Geisel handele es sich laut dem Regionalrat von Sha’ar Hanegev um Alon Lulu Shamriz. Der 26-Jährige war Student der Informatik. Seine Eltern stammen aus dem Iran. Zuvor hieß es von Hagari, dass der Name der dritten Geisel auf Wunsch der Familie nicht genannt werden. Der IDF-Sprecher sprach den Familien der Geiseln sein Beileid aus.

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"Die Armee trägt die volle Verantwortung"

Auf die Frage, wie es den drei Menschen gelungen sei, der Gefangenschaft der Hamas-Terroristen zu entkommen, sagte Hagari, das Militär gehe davon aus, dass "die drei geflohen sind oder von den Terroristen, die sie gefangen gehalten haben, im Stich gelassen wurden". Dies sei nun jedoch noch Gegenstand der laufenden Untersuchung durch das Militär.

"Das ist ein tragischer Vorfall, die Armee trägt die volle Verantwortung", sagte Hagari. Er betonte, dass es sich bei Schedschaija um ein "aktives Kampfgebiet" handele, in dem es in den vergangenen Tagen zu anhaltenden Kämpfen gekommen sei. "Dies ist ein Gebiet, in dem die Soldaten auf viele Terroristen, darunter auch Selbstmordattentäter, trafen", fügt er hinzu.

Nach Schätzungen der israelischen Armee vom Nachmittag befanden sich noch etwa 112 lebende sowie 20 Tote der etwa 240 nach Gaza entführten Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas. Unter den 112 Geiseln und 20 Toten im Gazastreifen seien zwei Kinder, 19 Frauen und zehn Menschen über 75 Jahre. 121 der Betroffenen hätten die israelische, 11 eine ausländische Staatsbürgerschaft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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